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Humboldt, Alexander von: Geognostische und physikalische Beobachtungen über die Vulkane des Hochlandes von Quito. Erste Abhandlung. In: Annalen der Physik und Chemie, Bd. 40 (1837), S. 161-193.

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gonien bis Guayaquil völlig und zu meiner Zufriedenheit
gelöst worden sind. Nach den erst vor wenigen Mona-
ten von Sir John Barrow bekannt 1) gemachten Resul-
taten der Expedition ist Guayaquil, ungeachtet die Zeit
von einem sehr fernen Punkte, Valparaiso, übertragen
wurde, bis auf 17 Zeitsecunden mit meiner nun schon
sehr alten Längenbestimmung übereinstimmend gefunden
worden, ja für den Hafen Callao de Lima, auf den ich
Guayaquil chronometrisch bezog, findet die letzte engli-
sche Expedition, wie die Seefahrer ausdrücklich bemer-
ken, ein mittleres Resultat, das nur um 2 Zeitsecunden
von der Länge abweicht, welche Oltmanns aus meiner
Beobachtung des Durchganges des Mercur auf der Sonnen-
scheibe schloss. Da bei so grossen Höhen und auf so lan-
gen Wegen (der Pichincha, um weniges höher als der Mont-
blanc, kann, ohne Refraction, in der Entfernung von 34,
der Chimborazo in einer 39 geogr. Meilen gesehen werden)
die Wahrscheinlichkeit abnimmt, dass der Lichtstrahl durch
keine der neben und über einander gelagerten Wolken-
schichten gehindert werde zu dem Auge zu gelangen, so
geniesst man am Ufer der Südsee selten des erfreulichen
Anblicks der majestätischen Andeskette. Ein Höhen-
Winkel des Chimborazo (nur 1° 57' 40''), den der ge-
lehrte spanische See-Officier, Don Josef Espinosa 2),
während der Malaspina'schen Weltumsegelung am
Strande von Guayaquil erlangte, ist der Gegenstand ei-
nes auf diesem Wege nicht zu schlichtenden Streits über
die wahre Höhe des Chimborazo geworden, da Refraction
und Azimuth, wie die horizontale Entfernung selbst, nicht
gehörig erörtert wurden.

Ich habe noch einen anderen Punkt zu berühren,
der sich auf die Positions- und Dimensions-Verhältnisse
der Cordilleren bezieht. Leopold von Buch hat in

1) Journal of the Royal Geogn. Soc. T. 6 P. 2 p. 337.
2) Memorias de los Navegantes Espannoles, T.I p. 187.

gonien bis Guayaquil völlig und zu meiner Zufriedenheit
gelöst worden sind. Nach den erst vor wenigen Mona-
ten von Sir John Barrow bekannt 1) gemachten Resul-
taten der Expedition ist Guayaquil, ungeachtet die Zeit
von einem sehr fernen Punkte, Valparaiso, übertragen
wurde, bis auf 17 Zeitsecunden mit meiner nun schon
sehr alten Längenbestimmung übereinstimmend gefunden
worden, ja für den Hafen Callao de Lima, auf den ich
Guayaquil chronometrisch bezog, findet die letzte engli-
sche Expedition, wie die Seefahrer ausdrücklich bemer-
ken, ein mittleres Resultat, das nur um 2 Zeitsecunden
von der Länge abweicht, welche Oltmanns aus meiner
Beobachtung des Durchganges des Mercur auf der Sonnen-
scheibe schloſs. Da bei so groſsen Höhen und auf so lan-
gen Wegen (der Pichincha, um weniges höher als der Mont-
blanc, kann, ohne Refraction, in der Entfernung von 34,
der Chimborazo in einer 39 geogr. Meilen gesehen werden)
die Wahrscheinlichkeit abnimmt, daſs der Lichtstrahl durch
keine der neben und über einander gelagerten Wolken-
schichten gehindert werde zu dem Auge zu gelangen, so
genieſst man am Ufer der Südsee selten des erfreulichen
Anblicks der majestätischen Andeskette. Ein Höhen-
Winkel des Chimborazo (nur 1° 57′ 40′′), den der ge-
lehrte spanische See-Officier, Don Josef Espinosa 2),
während der Malaspina'schen Weltumsegelung am
Strande von Guayaquil erlangte, ist der Gegenstand ei-
nes auf diesem Wege nicht zu schlichtenden Streits über
die wahre Höhe des Chimborazo geworden, da Refraction
und Azimuth, wie die horizontale Entfernung selbst, nicht
gehörig erörtert wurden.

Ich habe noch einen anderen Punkt zu berühren,
der sich auf die Positions- und Dimensions-Verhältnisse
der Cordilleren bezieht. Leopold von Buch hat in

1) Journal of the Royal Geogn. Soc. T. 6 P. 2 p. 337.
2) Memorias de los Navegantes Españoles, T.I p. 187.
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[170/0010] gonien bis Guayaquil völlig und zu meiner Zufriedenheit gelöst worden sind. Nach den erst vor wenigen Mona- ten von Sir John Barrow bekannt 1) gemachten Resul- taten der Expedition ist Guayaquil, ungeachtet die Zeit von einem sehr fernen Punkte, Valparaiso, übertragen wurde, bis auf 17 Zeitsecunden mit meiner nun schon sehr alten Längenbestimmung übereinstimmend gefunden worden, ja für den Hafen Callao de Lima, auf den ich Guayaquil chronometrisch bezog, findet die letzte engli- sche Expedition, wie die Seefahrer ausdrücklich bemer- ken, ein mittleres Resultat, das nur um 2 Zeitsecunden von der Länge abweicht, welche Oltmanns aus meiner Beobachtung des Durchganges des Mercur auf der Sonnen- scheibe schloſs. Da bei so groſsen Höhen und auf so lan- gen Wegen (der Pichincha, um weniges höher als der Mont- blanc, kann, ohne Refraction, in der Entfernung von 34, der Chimborazo in einer 39 geogr. Meilen gesehen werden) die Wahrscheinlichkeit abnimmt, daſs der Lichtstrahl durch keine der neben und über einander gelagerten Wolken- schichten gehindert werde zu dem Auge zu gelangen, so genieſst man am Ufer der Südsee selten des erfreulichen Anblicks der majestätischen Andeskette. Ein Höhen- Winkel des Chimborazo (nur 1° 57′ 40′′), den der ge- lehrte spanische See-Officier, Don Josef Espinosa 2), während der Malaspina'schen Weltumsegelung am Strande von Guayaquil erlangte, ist der Gegenstand ei- nes auf diesem Wege nicht zu schlichtenden Streits über die wahre Höhe des Chimborazo geworden, da Refraction und Azimuth, wie die horizontale Entfernung selbst, nicht gehörig erörtert wurden. Ich habe noch einen anderen Punkt zu berühren, der sich auf die Positions- und Dimensions-Verhältnisse der Cordilleren bezieht. Leopold von Buch hat in 1) Journal of the Royal Geogn. Soc. T. 6 P. 2 p. 337. 2) Memorias de los Navegantes Españoles, T.I p. 187.

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Geognostische und physikalische Beobachtungen über die Vulkane des Hochlandes von Quito. Erste Abhandlung. In: Annalen der Physik und Chemie, Bd. 40 (1837), S. 161-193, hier S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_geognostisch_1837/10>, abgerufen am 28.03.2024.