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Humboldt, Alexander von: Geognostische und physikalische Beobachtungen über die Vulkane des Hochlandes von Quito. Erste Abhandlung. In: Annalen der Physik und Chemie, Bd. 40 (1837), S. 161-193.

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dazu erinnert, dass wir daselbst fast in jedem Monate,
mit und ohne Erdbeben, ein schreckhaftes unterirdisches
Getöse (bramido) unter unseren Füssen hörten, so darf
man sich nicht wundern, dass der dem Vulkan nä-
here Thalboden in den Ebenen von Innaquito und Turu-
bamba durch die noch heute wirkenden vulkanischen
Kräfte höher gehoben sey, als der Boden von Chillo in
dem entfernteren östlicheren Theile des Thals. Die mitt-
lere Wärme von Quito ist, nach meinen Beobachtungen,
von Maximis und Minimis der Lufttemperatur in kaum
vier Monaten 11°,5 R., nach Boussingault, aus
der Wärme der trocknen Erde geschlossen, etwas hö-
her, 12°,2. Unterschied 0°,7. Das ist fast die mittlere
Wärme von Rom, aber auf der Höhe von Quito, und
fast unter der Linie selbst; welche Verschiedenheit in
der Vertheilung der Wärme! In Quito sind die Extreme
4°,8 und 17°,6 R. Spuren von Eis oder dünnen Eisrin-
den sieht man unendlich selten, und nur als Wirkung
der Wärmestrahlung gegen einen wolkenfreien Himmel.
Die französischen Academiker schildern das Klima milder
als es jetzt ist. Die Vergleichung mit dem Thalkes-
sel von Caschmir scheint vollends unpassend. Nach den
neuesten Messungen von Victor Jacquemont 1) und
Baron Hügel 2) liegt die Stadt Caschemir volle 3700
Fuss niedriger als Quito. Von dem grossen Stadtmarkte
(Plaza major) aus sieht man in drohender Nähe die
schroffen Abhänge (faldas) des Vulkans von Piachincha,
nicht die Reihe der Gipfel, die wir bald beschreiben wer-
den; man sieht auf einem kahlen hervortretenden Hügel,
der freilich höher als der Pic von Teneriffa ist, das von
La Condamine als Signal errichtete Kreuz (la Cruz

1) Correspondance pendant son Voyage dans l'Inde, T. II p. 58.
74.
2) Journal of the Royal Geogr. Soc. T. VI P. 2 p. 348. Jacque-
mont
giebt 5350, Hügel 5850 engl. Fuss; Mittel 875 Toisen.

dazu erinnert, daſs wir daselbst fast in jedem Monate,
mit und ohne Erdbeben, ein schreckhaftes unterirdisches
Getöse (bramido) unter unseren Füſsen hörten, so darf
man sich nicht wundern, daſs der dem Vulkan nä-
here Thalboden in den Ebenen von Iñaquito und Turu-
bamba durch die noch heute wirkenden vulkanischen
Kräfte höher gehoben sey, als der Boden von Chillo in
dem entfernteren östlicheren Theile des Thals. Die mitt-
lere Wärme von Quito ist, nach meinen Beobachtungen,
von Maximis und Minimis der Lufttemperatur in kaum
vier Monaten 11°,5 R., nach Boussingault, aus
der Wärme der trocknen Erde geschlossen, etwas hö-
her, 12°,2. Unterschied 0°,7. Das ist fast die mittlere
Wärme von Rom, aber auf der Höhe von Quito, und
fast unter der Linie selbst; welche Verschiedenheit in
der Vertheilung der Wärme! In Quito sind die Extreme
4°,8 und 17°,6 R. Spuren von Eis oder dünnen Eisrin-
den sieht man unendlich selten, und nur als Wirkung
der Wärmestrahlung gegen einen wolkenfreien Himmel.
Die französischen Academiker schildern das Klima milder
als es jetzt ist. Die Vergleichung mit dem Thalkes-
sel von Caschmir scheint vollends unpassend. Nach den
neuesten Messungen von Victor Jacquemont 1) und
Baron Hügel 2) liegt die Stadt Caschemir volle 3700
Fuſs niedriger als Quito. Von dem groſsen Stadtmarkte
(Plaza major) aus sieht man in drohender Nähe die
schroffen Abhänge (faldas) des Vulkans von Piachincha,
nicht die Reihe der Gipfel, die wir bald beschreiben wer-
den; man sieht auf einem kahlen hervortretenden Hügel,
der freilich höher als der Pic von Teneriffa ist, das von
La Condamine als Signal errichtete Kreuz (la Cruz

1) Correspondance pendant son Voyage dans l'Inde, T. II p. 58.
74.
2) Journal of the Royal Geogr. Soc. T. VI P. 2 p. 348. Jacque-
mont
giebt 5350, Hügel 5850 engl. Fuſs; Mittel 875 Toisen.
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[175/0015] dazu erinnert, daſs wir daselbst fast in jedem Monate, mit und ohne Erdbeben, ein schreckhaftes unterirdisches Getöse (bramido) unter unseren Füſsen hörten, so darf man sich nicht wundern, daſs der dem Vulkan nä- here Thalboden in den Ebenen von Iñaquito und Turu- bamba durch die noch heute wirkenden vulkanischen Kräfte höher gehoben sey, als der Boden von Chillo in dem entfernteren östlicheren Theile des Thals. Die mitt- lere Wärme von Quito ist, nach meinen Beobachtungen, von Maximis und Minimis der Lufttemperatur in kaum vier Monaten 11°,5 R., nach Boussingault, aus der Wärme der trocknen Erde geschlossen, etwas hö- her, 12°,2. Unterschied 0°,7. Das ist fast die mittlere Wärme von Rom, aber auf der Höhe von Quito, und fast unter der Linie selbst; welche Verschiedenheit in der Vertheilung der Wärme! In Quito sind die Extreme 4°,8 und 17°,6 R. Spuren von Eis oder dünnen Eisrin- den sieht man unendlich selten, und nur als Wirkung der Wärmestrahlung gegen einen wolkenfreien Himmel. Die französischen Academiker schildern das Klima milder als es jetzt ist. Die Vergleichung mit dem Thalkes- sel von Caschmir scheint vollends unpassend. Nach den neuesten Messungen von Victor Jacquemont 1) und Baron Hügel 2) liegt die Stadt Caschemir volle 3700 Fuſs niedriger als Quito. Von dem groſsen Stadtmarkte (Plaza major) aus sieht man in drohender Nähe die schroffen Abhänge (faldas) des Vulkans von Piachincha, nicht die Reihe der Gipfel, die wir bald beschreiben wer- den; man sieht auf einem kahlen hervortretenden Hügel, der freilich höher als der Pic von Teneriffa ist, das von La Condamine als Signal errichtete Kreuz (la Cruz 1) Correspondance pendant son Voyage dans l'Inde, T. II p. 58. 74. 2) Journal of the Royal Geogr. Soc. T. VI P. 2 p. 348. Jacque- mont giebt 5350, Hügel 5850 engl. Fuſs; Mittel 875 Toisen.

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Geognostische und physikalische Beobachtungen über die Vulkane des Hochlandes von Quito. Erste Abhandlung. In: Annalen der Physik und Chemie, Bd. 40 (1837), S. 161-193, hier S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_geognostisch_1837/15>, abgerufen am 23.11.2024.