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Humboldt, Alexander von: Geognostische und physikalische Beobachtungen über die Vulkane des Hochlandes von Quito. Erste Abhandlung. In: Annalen der Physik und Chemie, Bd. 40 (1837), S. 161-193.

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reinsten wolkenleersten Himmel (das Saussuresche Cya-
nometer zeigte 37°), während über der vegetationsrei-
chen Fläche gegen Westen dickes Gewölk hing. In
diesem Gewölk war eine einzige Oeffnung, und durch
diese erblickten wir eine weite bläuliche Fläche. War
es eine der dünnen Wolkenschichten, die ich über dem
Ocean ausgebreitet am frühen Morgen auf dem Pic von
Teneriffa und auf mehreren Gipfeln der Cordilleren ge-
sehen, und deren obere Fläche oft ganz ohne alle Un-
ebenheiten ist, oder war es (wie meine Begleiter behaup-
teten, und die Farbe anzudeuten schien) die Südsee selbst?
Ich wage nicht zu entscheiden. Wenn der Meerhorizont
über zwei Grad entfernt liegt, ist die Masse des von dem
Wasser reflectirten Lichts so gering, dass durch den langen
Weg, bis zu dem Gipfel eines Berges, der auch nur 15000
Fuss Höhe hat, der grössere Theil durch Absorption in der
Atmosphäre verloren geht. Dann scheint die Gränze des
Gesichtskreises nicht mehr die Luft selbst, auf einer Was-
serlinie ruhend, zu seyn, sondern man sieht in das Leere,
als wäre man in einem Luftball, zu welchem, nach Gay-
Lussac's
Erfahrung, Schallwellen höher als schwaches
vom Horizont reflectirtes Erdenlicht gelangen.

Bei der sehr niedrigen Temperatur von 3° (in un-
gefähr gleicher Höhe und bei einer südlichen Breite von
0° 11' haben, in ihrer Hütte, die französischen Astrono-
men das Reaumur'sche Thermometer bei Nacht bis fast
5° unter den Gefrierpunkt sinken sehen) stand das De-
luc
'sche Fischbein-Hygrometer zwischen 12 und 1 Uhr
im Schatten 32°. Diese grosse Trockenheit erhielt sich
zu meinem Erstaunen auch dann, wenn wir kurz vorher
in leichten Nebel, vorübergehend, gehüllt gewesen waren.
Das Hygrometer stieg dann nicht über 34°. Die elek-
trische Spannung der Atmosphäre bot eine sonderbare
Erscheinung dar: so lange wir nicht von Nebel umgeben
waren, zeigte ein Volta'sches Elektrometer mit einem
aufgeschrobenen metallischen Leiter, also 8 Fuss hoch

reinsten wolkenleersten Himmel (das Saussuresche Cya-
nometer zeigte 37°), während über der vegetationsrei-
chen Fläche gegen Westen dickes Gewölk hing. In
diesem Gewölk war eine einzige Oeffnung, und durch
diese erblickten wir eine weite bläuliche Fläche. War
es eine der dünnen Wolkenschichten, die ich über dem
Ocean ausgebreitet am frühen Morgen auf dem Pic von
Teneriffa und auf mehreren Gipfeln der Cordilleren ge-
sehen, und deren obere Fläche oft ganz ohne alle Un-
ebenheiten ist, oder war es (wie meine Begleiter behaup-
teten, und die Farbe anzudeuten schien) die Südsee selbst?
Ich wage nicht zu entscheiden. Wenn der Meerhorizont
über zwei Grad entfernt liegt, ist die Masse des von dem
Wasser reflectirten Lichts so gering, daſs durch den langen
Weg, bis zu dem Gipfel eines Berges, der auch nur 15000
Fuſs Höhe hat, der gröſsere Theil durch Absorption in der
Atmosphäre verloren geht. Dann scheint die Gränze des
Gesichtskreises nicht mehr die Luft selbst, auf einer Was-
serlinie ruhend, zu seyn, sondern man sieht in das Leere,
als wäre man in einem Luftball, zu welchem, nach Gay-
Lussac's
Erfahrung, Schallwellen höher als schwaches
vom Horizont reflectirtes Erdenlicht gelangen.

Bei der sehr niedrigen Temperatur von 3° (in un-
gefähr gleicher Höhe und bei einer südlichen Breite von
0° 11′ haben, in ihrer Hütte, die französischen Astrono-
men das Reaumur'sche Thermometer bei Nacht bis fast
5° unter den Gefrierpunkt sinken sehen) stand das De-
luc
'sche Fischbein-Hygrometer zwischen 12 und 1 Uhr
im Schatten 32°. Diese groſse Trockenheit erhielt sich
zu meinem Erstaunen auch dann, wenn wir kurz vorher
in leichten Nebel, vorübergehend, gehüllt gewesen waren.
Das Hygrometer stieg dann nicht über 34°. Die elek-
trische Spannung der Atmosphäre bot eine sonderbare
Erscheinung dar: so lange wir nicht von Nebel umgeben
waren, zeigte ein Volta'sches Elektrometer mit einem
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[188/0028] reinsten wolkenleersten Himmel (das Saussuresche Cya- nometer zeigte 37°), während über der vegetationsrei- chen Fläche gegen Westen dickes Gewölk hing. In diesem Gewölk war eine einzige Oeffnung, und durch diese erblickten wir eine weite bläuliche Fläche. War es eine der dünnen Wolkenschichten, die ich über dem Ocean ausgebreitet am frühen Morgen auf dem Pic von Teneriffa und auf mehreren Gipfeln der Cordilleren ge- sehen, und deren obere Fläche oft ganz ohne alle Un- ebenheiten ist, oder war es (wie meine Begleiter behaup- teten, und die Farbe anzudeuten schien) die Südsee selbst? Ich wage nicht zu entscheiden. Wenn der Meerhorizont über zwei Grad entfernt liegt, ist die Masse des von dem Wasser reflectirten Lichts so gering, daſs durch den langen Weg, bis zu dem Gipfel eines Berges, der auch nur 15000 Fuſs Höhe hat, der gröſsere Theil durch Absorption in der Atmosphäre verloren geht. Dann scheint die Gränze des Gesichtskreises nicht mehr die Luft selbst, auf einer Was- serlinie ruhend, zu seyn, sondern man sieht in das Leere, als wäre man in einem Luftball, zu welchem, nach Gay- Lussac's Erfahrung, Schallwellen höher als schwaches vom Horizont reflectirtes Erdenlicht gelangen. Bei der sehr niedrigen Temperatur von 3° (in un- gefähr gleicher Höhe und bei einer südlichen Breite von 0° 11′ haben, in ihrer Hütte, die französischen Astrono- men das Reaumur'sche Thermometer bei Nacht bis fast 5° unter den Gefrierpunkt sinken sehen) stand das De- luc'sche Fischbein-Hygrometer zwischen 12 und 1 Uhr im Schatten 32°. Diese groſse Trockenheit erhielt sich zu meinem Erstaunen auch dann, wenn wir kurz vorher in leichten Nebel, vorübergehend, gehüllt gewesen waren. Das Hygrometer stieg dann nicht über 34°. Die elek- trische Spannung der Atmosphäre bot eine sonderbare Erscheinung dar: so lange wir nicht von Nebel umgeben waren, zeigte ein Volta'sches Elektrometer mit einem aufgeschrobenen metallischen Leiter, also 8 Fuſs hoch

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Geognostische und physikalische Beobachtungen über die Vulkane des Hochlandes von Quito. Erste Abhandlung. In: Annalen der Physik und Chemie, Bd. 40 (1837), S. 161-193, hier S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_geognostisch_1837/28>, abgerufen am 23.11.2024.