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Humboldt, Alexander von: Geognostische und physikalische Beobachtungen über die Vulkane des Hochlandes von Quito. Erste Abhandlung. In: Annalen der Physik und Chemie, Bd. 40 (1837), S. 161-193.

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durch eine ungeheure Kluft von uns getrennt. Des We-
ges unkundig, wäre es unvorsichtig gewesen, da wir nur
auf drei Stunden Tageshelle rechnen konnten, den Ver-
such zu wagen, die Kluft, oder vielmehr das grosse Bek-
ken des Sienega del Vulcan zu umgehen. Ein zufälliger
Umstand, so unwichtig er auch war, bewog meine Be-
gleiter auf eine sehr baldige Rückkehr zu dringen. Ich
war eine Zeit lang allein auf dem Kamm von Tablahuma
geblieben, um den Versuch des Siedpunkts zu grösserer
Befriedigung zu wiederholen. Ermüdung nach zehnstün-
diger Wanderung zu Fuss auf steilen Wegen, Kälte und
dichter Kohlendampf, eine Gluth, über die ich mich, um
sie genau zu beobachten, unvorsichtig hingebeugt (weil,
wie bekannt, in Höhen von nur 15 bis 16 Zoll Luftdruck
die Flammen schwer zusammenzuhalten sind) verursachte
mir Schwindel und Ohnmacht. Ich habe nie, bei grösse-
rer Anstrengung und viele tausend Fuss höher, vorher
und nachher etwas Aehnliches erfahren. Der Kohlen-
dampf wirkte gewiss mehr, als die unbeträchtliche Höhe
von 2356 T. Meine Begleiter, die auf dem östlichen
Abhange standen, erkannten bald den Unfall und eilten
mich aufzurichten, und durch etwas Wein zu stärken.
Wir stiegen nun durch das Thal von Yuyucha langsam
herab, und wurden, auf dem Rückwege, durch den An-
blick des vom Monde herrlich erleuchteten Vulkans Co-
topaxi erfreut. Unter allen Schneebergen ist es der, wel-
cher (vielleicht wegen seiner vollkommenen Kegelform
und wegen des gänzlichen Mangels an Unebenheiten der
Oberfläche) am häufigsten ganz wolkenfrei bleibt. Wir
gelangten schon um 7 Uhr Abends nach Quito.

Die Gebirgsart des Pichincha ist in der unteren Region
von der der oberen, den Bestandtheilen nach wahrscheinlich
wenig verschieden, aber das minder feinkörnige Gemenge
hat ein verschiedenes Ansehen. Ein Steinbruch (Can-
tera
) nahe bei dem Panecillo (Javirac), einer freistehen-
den rundlichen Kuppe, unter der die Incas einen Stol-

durch eine ungeheure Kluft von uns getrennt. Des We-
ges unkundig, wäre es unvorsichtig gewesen, da wir nur
auf drei Stunden Tageshelle rechnen konnten, den Ver-
such zu wagen, die Kluft, oder vielmehr das groſse Bek-
ken des Sienega del Vulcan zu umgehen. Ein zufälliger
Umstand, so unwichtig er auch war, bewog meine Be-
gleiter auf eine sehr baldige Rückkehr zu dringen. Ich
war eine Zeit lang allein auf dem Kamm von Tablahuma
geblieben, um den Versuch des Siedpunkts zu gröſserer
Befriedigung zu wiederholen. Ermüdung nach zehnstün-
diger Wanderung zu Fuſs auf steilen Wegen, Kälte und
dichter Kohlendampf, eine Gluth, über die ich mich, um
sie genau zu beobachten, unvorsichtig hingebeugt (weil,
wie bekannt, in Höhen von nur 15 bis 16 Zoll Luftdruck
die Flammen schwer zusammenzuhalten sind) verursachte
mir Schwindel und Ohnmacht. Ich habe nie, bei gröſse-
rer Anstrengung und viele tausend Fuſs höher, vorher
und nachher etwas Aehnliches erfahren. Der Kohlen-
dampf wirkte gewiſs mehr, als die unbeträchtliche Höhe
von 2356 T. Meine Begleiter, die auf dem östlichen
Abhange standen, erkannten bald den Unfall und eilten
mich aufzurichten, und durch etwas Wein zu stärken.
Wir stiegen nun durch das Thal von Yuyucha langsam
herab, und wurden, auf dem Rückwege, durch den An-
blick des vom Monde herrlich erleuchteten Vulkans Co-
topaxi erfreut. Unter allen Schneebergen ist es der, wel-
cher (vielleicht wegen seiner vollkommenen Kegelform
und wegen des gänzlichen Mangels an Unebenheiten der
Oberfläche) am häufigsten ganz wolkenfrei bleibt. Wir
gelangten schon um 7 Uhr Abends nach Quito.

Die Gebirgsart des Pichincha ist in der unteren Region
von der der oberen, den Bestandtheilen nach wahrscheinlich
wenig verschieden, aber das minder feinkörnige Gemenge
hat ein verschiedenes Ansehen. Ein Steinbruch (Can-
tera
) nahe bei dem Panecillo (Javirac), einer freistehen-
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[191/0031] durch eine ungeheure Kluft von uns getrennt. Des We- ges unkundig, wäre es unvorsichtig gewesen, da wir nur auf drei Stunden Tageshelle rechnen konnten, den Ver- such zu wagen, die Kluft, oder vielmehr das groſse Bek- ken des Sienega del Vulcan zu umgehen. Ein zufälliger Umstand, so unwichtig er auch war, bewog meine Be- gleiter auf eine sehr baldige Rückkehr zu dringen. Ich war eine Zeit lang allein auf dem Kamm von Tablahuma geblieben, um den Versuch des Siedpunkts zu gröſserer Befriedigung zu wiederholen. Ermüdung nach zehnstün- diger Wanderung zu Fuſs auf steilen Wegen, Kälte und dichter Kohlendampf, eine Gluth, über die ich mich, um sie genau zu beobachten, unvorsichtig hingebeugt (weil, wie bekannt, in Höhen von nur 15 bis 16 Zoll Luftdruck die Flammen schwer zusammenzuhalten sind) verursachte mir Schwindel und Ohnmacht. Ich habe nie, bei gröſse- rer Anstrengung und viele tausend Fuſs höher, vorher und nachher etwas Aehnliches erfahren. Der Kohlen- dampf wirkte gewiſs mehr, als die unbeträchtliche Höhe von 2356 T. Meine Begleiter, die auf dem östlichen Abhange standen, erkannten bald den Unfall und eilten mich aufzurichten, und durch etwas Wein zu stärken. Wir stiegen nun durch das Thal von Yuyucha langsam herab, und wurden, auf dem Rückwege, durch den An- blick des vom Monde herrlich erleuchteten Vulkans Co- topaxi erfreut. Unter allen Schneebergen ist es der, wel- cher (vielleicht wegen seiner vollkommenen Kegelform und wegen des gänzlichen Mangels an Unebenheiten der Oberfläche) am häufigsten ganz wolkenfrei bleibt. Wir gelangten schon um 7 Uhr Abends nach Quito. Die Gebirgsart des Pichincha ist in der unteren Region von der der oberen, den Bestandtheilen nach wahrscheinlich wenig verschieden, aber das minder feinkörnige Gemenge hat ein verschiedenes Ansehen. Ein Steinbruch (Can- tera) nahe bei dem Panecillo (Javirac), einer freistehen- den rundlichen Kuppe, unter der die Incas einen Stol-

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Geognostische und physikalische Beobachtungen über die Vulkane des Hochlandes von Quito. Erste Abhandlung. In: Annalen der Physik und Chemie, Bd. 40 (1837), S. 161-193, hier S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_geognostisch_1837/31>, abgerufen am 23.11.2024.