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Humboldt, Alexander von: Geognostische und physikalische Beobachtungen über die Vulkane des Hochlandes von Quito. Erste Abhandlung. In: Annalen der Physik und Chemie, Bd. 40 (1837), S. 161-193.

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brechenden Massen (bald als craterlose Glocken empor-
gehoben, bald durch die vulkanischen Mächte dergestalt
geöffnet, dass eine permanente Verbindung zwischen dem
Innern der Erde und dem Luftkreise gebildet wird) un-
ter verschiedenen Zonen nicht immer dieselbe Zusammen-
setzung darbieten. Es sind bald eigentliche Trachyte,
welche der Feldspath charakterisirt, wie am Pic von Te-
neriffa und am Siebengebirge, wo sich etwas Albit dem
Feldspath beigesellte, Feldspath-Trachyte, die als thätige
Vulkane häufig Obsidian und Bimsstein erzeugen; bald sind
es Melaphyre, doleritartige Gemenge von Labrador und
Augit, der Basaltformation näher stehend, wie am Aetna,
Stromboli und Chimborazo; bald ist Albit mit Hornblende
vorherrschend, wie in den neuerlich sogenannten Ande-
siten
der Vulkane von Chili, in den prächtigen als Dio-
rit-Porphyr beschriebenen Säulen von Pisoje bei Popayan,
am Fusse des Vulkans von Purace, oder im mexicanischen
Vulkan von Tolucca; bald sind es endlich Leucitophyre,
Gemenge von Leucit und Augit, wie in der Somma, der
alten Wand des Erhebungs-Craters des Vesuvs. Ueber
diese wichtige Unterscheidung der Gebirgsmassen, durch
welche vulkanische Ausbrüche sich einen Weg gebahnt
haben, ist durch Gustav Rose's vortreffliche chemische
und krystallographische Zergliederung der Feldspath-
Gruppe ein neues, einem Theile der Geognosie wohl-
thätiges Licht verbreitet worden. Wenn ich in die-
sen Worten gleichsam nur ein gewichtvolleres Urtheil,
an demselben Orte ausgesprochen, das Urtheil meines
vieljährigen Freundes, Leopold von Buch, wieder-
hole, so geschieht es zugleich, um an ein neues Epo-
che machendes und durch viele Zusätze bereichertes Werk
dieses grossen Geognosten zu erinnern, welches alles, was
er über die Natur der vulkanischen Erscheinungen er-
gründet hat, in lichtvoller Darstellung umfasst. Die fran-
zösische Ausgabe der Physikalischen Beschreibung der
Canarischen Inseln
, welche so eben erschienen ist, ent-

brechenden Massen (bald als craterlose Glocken empor-
gehoben, bald durch die vulkanischen Mächte dergestalt
geöffnet, daſs eine permanente Verbindung zwischen dem
Innern der Erde und dem Luftkreise gebildet wird) un-
ter verschiedenen Zonen nicht immer dieselbe Zusammen-
setzung darbieten. Es sind bald eigentliche Trachyte,
welche der Feldspath charakterisirt, wie am Pic von Te-
neriffa und am Siebengebirge, wo sich etwas Albit dem
Feldspath beigesellte, Feldspath-Trachyte, die als thätige
Vulkane häufig Obsidian und Bimsstein erzeugen; bald sind
es Melaphyre, doleritartige Gemenge von Labrador und
Augit, der Basaltformation näher stehend, wie am Aetna,
Stromboli und Chimborazo; bald ist Albit mit Hornblende
vorherrschend, wie in den neuerlich sogenannten Ande-
siten
der Vulkane von Chili, in den prächtigen als Dio-
rit-Porphyr beschriebenen Säulen von Pisoje bei Popayan,
am Fuſse des Vulkans von Purace, oder im mexicanischen
Vulkan von Tolucca; bald sind es endlich Leucitophyre,
Gemenge von Leucit und Augit, wie in der Somma, der
alten Wand des Erhebungs-Craters des Vesuvs. Ueber
diese wichtige Unterscheidung der Gebirgsmassen, durch
welche vulkanische Ausbrüche sich einen Weg gebahnt
haben, ist durch Gustav Rose's vortreffliche chemische
und krystallographische Zergliederung der Feldspath-
Gruppe ein neues, einem Theile der Geognosie wohl-
thätiges Licht verbreitet worden. Wenn ich in die-
sen Worten gleichsam nur ein gewichtvolleres Urtheil,
an demselben Orte ausgesprochen, das Urtheil meines
vieljährigen Freundes, Leopold von Buch, wieder-
hole, so geschieht es zugleich, um an ein neues Epo-
che machendes und durch viele Zusätze bereichertes Werk
dieses groſsen Geognosten zu erinnern, welches alles, was
er über die Natur der vulkanischen Erscheinungen er-
gründet hat, in lichtvoller Darstellung umfaſst. Die fran-
zösische Ausgabe der Physikalischen Beschreibung der
Canarischen Inseln
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[165/0005] brechenden Massen (bald als craterlose Glocken empor- gehoben, bald durch die vulkanischen Mächte dergestalt geöffnet, daſs eine permanente Verbindung zwischen dem Innern der Erde und dem Luftkreise gebildet wird) un- ter verschiedenen Zonen nicht immer dieselbe Zusammen- setzung darbieten. Es sind bald eigentliche Trachyte, welche der Feldspath charakterisirt, wie am Pic von Te- neriffa und am Siebengebirge, wo sich etwas Albit dem Feldspath beigesellte, Feldspath-Trachyte, die als thätige Vulkane häufig Obsidian und Bimstein erzeugen; bald sind es Melaphyre, doleritartige Gemenge von Labrador und Augit, der Basaltformation näher stehend, wie am Aetna, Stromboli und Chimborazo; bald ist Albit mit Hornblende vorherrschend, wie in den neuerlich sogenannten Ande- siten der Vulkane von Chili, in den prächtigen als Dio- rit-Porphyr beschriebenen Säulen von Pisoje bei Popayan, am Fuſse des Vulkans von Purace, oder im mexicanischen Vulkan von Tolucca; bald sind es endlich Leucitophyre, Gemenge von Leucit und Augit, wie in der Somma, der alten Wand des Erhebungs-Craters des Vesuvs. Ueber diese wichtige Unterscheidung der Gebirgsmassen, durch welche vulkanische Ausbrüche sich einen Weg gebahnt haben, ist durch Gustav Rose's vortreffliche chemische und krystallographische Zergliederung der Feldspath- Gruppe ein neues, einem Theile der Geognosie wohl- thätiges Licht verbreitet worden. Wenn ich in die- sen Worten gleichsam nur ein gewichtvolleres Urtheil, an demselben Orte ausgesprochen, das Urtheil meines vieljährigen Freundes, Leopold von Buch, wieder- hole, so geschieht es zugleich, um an ein neues Epo- che machendes und durch viele Zusätze bereichertes Werk dieses groſsen Geognosten zu erinnern, welches alles, was er über die Natur der vulkanischen Erscheinungen er- gründet hat, in lichtvoller Darstellung umfaſst. Die fran- zösische Ausgabe der Physikalischen Beschreibung der Canarischen Inseln, welche so eben erschienen ist, ent-

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Geognostische und physikalische Beobachtungen über die Vulkane des Hochlandes von Quito. Erste Abhandlung. In: Annalen der Physik und Chemie, Bd. 40 (1837), S. 161-193, hier S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_geognostisch_1837/5>, abgerufen am 20.04.2024.