Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Humboldt, Alexander von: Geognostische und physikalische Beobachtungen über die Vulkane des Hochlandes von Quito. Erste Abhandlung. In: Annalen der Physik und Chemie, Bd. 40 (1837), S. 161-193.

Bild:
<< vorherige Seite

hält unter der Abtheilung: Central- und Reihen- Vulkane,
die lebendigste und vollständigste Schilderung der Feuer-
ausbrüche des ganzen Erdkreises, so weit derselbe bis-
her einer wissenschaftlichen Bestrebung zugänglich gewe-
sen ist.

Die Vulkane des Hochlandes von Quito, mit de-
nen ich mich in dieser Abhandlung beschäftige, gehö-
ren, wegen der trefflichen geographischen Arbeiten von
La Condamine, Bouguer und Pedro Maldonado,
zu den Reihen-Vulkanen, deren Gruppirung in zwei,
durch ein schmales Längenthal getrennten Cordilleren
am frühesten richtig erkannt worden ist. Es finden da-
her, mittelst der Vergleichung mit analogen Thatsachen,
meine eigenen Beobachtungen in der vorerwähnten Auf-
zählung der gesammten Erscheinungen das was Verallge-
meinerung der Ideen immer gewährt, erhöhtes Interesse,
Berichtigung der Ansichten, und eine Klarheit, die wie
aus fernen Lichtpunkten zurückstrahlt.

Ehe ich zu der Beschreibung des Vulkans von Pi-
chincha übergehe, muss ich, zu besserer Orientirung und
genauerer Erläuterung der Lage der Hochebene, auf ei-
nige Resultate von Messungen aufmerksam machen, die,
einzeln genommen und auf das Niveau der nahen Süd-
see bezogen, freilich keine geognostische Wichtigkeit ha-
ben würden, aber bei Betrachtung des stufenweisen Zu-
nehmens der Bodenhöhe in an einander gereihten Län-
genthälern mannichfaltiges Interesse gewähren. Neue Be-
stimmungen waren hier um so nothwendiger, als die ba-
rometrischen der französischen Astronomen zur Zeit der
berühmten Gradmessung, den dreifachen Fehler einer
Vernachlässigung der Temperatur-Correction, einer irri-
gen Annahme des mittleren Luftdruckes an der Meeres-
fläche und einer Nicht-Berücksichtigung des Einflusses der
stündlichen Variationen der Barometer-Höhe darbieten.
Durch zufällige Compensationen nahen sich allerdings bis-
weilen La Condamine's Resultate, den immer sehr
befriedigend übereinstimmenden von Boussingault und

hält unter der Abtheilung: Central- und Reihen- Vulkane,
die lebendigste und vollständigste Schilderung der Feuer-
ausbrüche des ganzen Erdkreises, so weit derselbe bis-
her einer wissenschaftlichen Bestrebung zugänglich gewe-
sen ist.

Die Vulkane des Hochlandes von Quito, mit de-
nen ich mich in dieser Abhandlung beschäftige, gehö-
ren, wegen der trefflichen geographischen Arbeiten von
La Condamine, Bouguer und Pedro Maldonado,
zu den Reihen-Vulkanen, deren Gruppirung in zwei,
durch ein schmales Längenthal getrennten Cordilleren
am frühesten richtig erkannt worden ist. Es finden da-
her, mittelst der Vergleichung mit analogen Thatsachen,
meine eigenen Beobachtungen in der vorerwähnten Auf-
zählung der gesammten Erscheinungen das was Verallge-
meinerung der Ideen immer gewährt, erhöhtes Interesse,
Berichtigung der Ansichten, und eine Klarheit, die wie
aus fernen Lichtpunkten zurückstrahlt.

Ehe ich zu der Beschreibung des Vulkans von Pi-
chincha übergehe, muſs ich, zu besserer Orientirung und
genauerer Erläuterung der Lage der Hochebene, auf ei-
nige Resultate von Messungen aufmerksam machen, die,
einzeln genommen und auf das Niveau der nahen Süd-
see bezogen, freilich keine geognostische Wichtigkeit ha-
ben würden, aber bei Betrachtung des stufenweisen Zu-
nehmens der Bodenhöhe in an einander gereihten Län-
genthälern mannichfaltiges Interesse gewähren. Neue Be-
stimmungen waren hier um so nothwendiger, als die ba-
rometrischen der französischen Astronomen zur Zeit der
berühmten Gradmessung, den dreifachen Fehler einer
Vernachlässigung der Temperatur-Correction, einer irri-
gen Annahme des mittleren Luftdruckes an der Meeres-
fläche und einer Nicht-Berücksichtigung des Einflusses der
stündlichen Variationen der Barometer-Höhe darbieten.
Durch zufällige Compensationen nahen sich allerdings bis-
weilen La Condamine's Resultate, den immer sehr
befriedigend übereinstimmenden von Boussingault und

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0006" n="166"/>
hält unter der Abtheilung: <hi rendition="#i">Central-</hi> und <hi rendition="#i">Reihen-</hi> Vulkane,<lb/>
die lebendigste und vollständigste Schilderung der Feuer-<lb/>
ausbrüche des ganzen Erdkreises, so weit derselbe bis-<lb/>
her einer wissenschaftlichen Bestrebung zugänglich gewe-<lb/>
sen ist.</p><lb/>
          <p>Die Vulkane des Hochlandes von Quito, mit de-<lb/>
nen ich mich in dieser Abhandlung beschäftige, gehö-<lb/>
ren, wegen der trefflichen geographischen Arbeiten von<lb/><hi rendition="#g">La Condamine, Bouguer</hi> und <hi rendition="#g">Pedro Maldonado</hi>,<lb/>
zu den Reihen-Vulkanen, deren Gruppirung in zwei,<lb/>
durch ein schmales Längenthal getrennten Cordilleren<lb/>
am frühesten richtig erkannt worden ist. Es finden da-<lb/>
her, mittelst der Vergleichung mit analogen Thatsachen,<lb/>
meine eigenen Beobachtungen in der vorerwähnten Auf-<lb/>
zählung der gesammten Erscheinungen das was Verallge-<lb/>
meinerung der Ideen immer gewährt, erhöhtes Interesse,<lb/>
Berichtigung der Ansichten, und eine Klarheit, die wie<lb/>
aus fernen Lichtpunkten zurückstrahlt.</p><lb/>
          <p>Ehe ich zu der Beschreibung des Vulkans von Pi-<lb/>
chincha übergehe, mu&#x017F;s ich, zu besserer Orientirung und<lb/>
genauerer Erläuterung der Lage der Hochebene, auf ei-<lb/>
nige Resultate von Messungen aufmerksam machen, die,<lb/>
einzeln genommen und auf das Niveau der nahen Süd-<lb/>
see bezogen, freilich keine geognostische Wichtigkeit ha-<lb/>
ben würden, aber bei Betrachtung des stufenweisen Zu-<lb/>
nehmens der Bodenhöhe in an einander gereihten Län-<lb/>
genthälern mannichfaltiges Interesse gewähren. Neue Be-<lb/>
stimmungen waren hier um so nothwendiger, als die ba-<lb/>
rometrischen der französischen Astronomen zur Zeit der<lb/>
berühmten Gradmessung, den dreifachen Fehler einer<lb/>
Vernachlässigung der Temperatur-Correction, einer irri-<lb/>
gen Annahme des mittleren Luftdruckes an der Meeres-<lb/>
fläche und einer Nicht-Berücksichtigung des Einflusses der<lb/>
stündlichen Variationen der Barometer-Höhe darbieten.<lb/>
Durch zufällige Compensationen nahen sich allerdings bis-<lb/>
weilen <hi rendition="#g">La Condamine's</hi> Resultate, den immer sehr<lb/>
befriedigend übereinstimmenden von <hi rendition="#g">Boussingault</hi> und<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[166/0006] hält unter der Abtheilung: Central- und Reihen- Vulkane, die lebendigste und vollständigste Schilderung der Feuer- ausbrüche des ganzen Erdkreises, so weit derselbe bis- her einer wissenschaftlichen Bestrebung zugänglich gewe- sen ist. Die Vulkane des Hochlandes von Quito, mit de- nen ich mich in dieser Abhandlung beschäftige, gehö- ren, wegen der trefflichen geographischen Arbeiten von La Condamine, Bouguer und Pedro Maldonado, zu den Reihen-Vulkanen, deren Gruppirung in zwei, durch ein schmales Längenthal getrennten Cordilleren am frühesten richtig erkannt worden ist. Es finden da- her, mittelst der Vergleichung mit analogen Thatsachen, meine eigenen Beobachtungen in der vorerwähnten Auf- zählung der gesammten Erscheinungen das was Verallge- meinerung der Ideen immer gewährt, erhöhtes Interesse, Berichtigung der Ansichten, und eine Klarheit, die wie aus fernen Lichtpunkten zurückstrahlt. Ehe ich zu der Beschreibung des Vulkans von Pi- chincha übergehe, muſs ich, zu besserer Orientirung und genauerer Erläuterung der Lage der Hochebene, auf ei- nige Resultate von Messungen aufmerksam machen, die, einzeln genommen und auf das Niveau der nahen Süd- see bezogen, freilich keine geognostische Wichtigkeit ha- ben würden, aber bei Betrachtung des stufenweisen Zu- nehmens der Bodenhöhe in an einander gereihten Län- genthälern mannichfaltiges Interesse gewähren. Neue Be- stimmungen waren hier um so nothwendiger, als die ba- rometrischen der französischen Astronomen zur Zeit der berühmten Gradmessung, den dreifachen Fehler einer Vernachlässigung der Temperatur-Correction, einer irri- gen Annahme des mittleren Luftdruckes an der Meeres- fläche und einer Nicht-Berücksichtigung des Einflusses der stündlichen Variationen der Barometer-Höhe darbieten. Durch zufällige Compensationen nahen sich allerdings bis- weilen La Condamine's Resultate, den immer sehr befriedigend übereinstimmenden von Boussingault und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Eine weitere Fassung dieses Textes finden Sie in der Ausgabe Sämtliche Schriften digital (2021 ff.) der Universität Bern.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_geognostisch_1837
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_geognostisch_1837/6
Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Geognostische und physikalische Beobachtungen über die Vulkane des Hochlandes von Quito. Erste Abhandlung. In: Annalen der Physik und Chemie, Bd. 40 (1837), S. 161-193, hier S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_geognostisch_1837/6>, abgerufen am 25.04.2024.