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Humboldt, Alexander von: Geognostische und physikalische Beobachtungen über die Vulkane des Hochlandes von Quito. Erste Abhandlung. In: Annalen der Physik und Chemie, Bd. 40 (1837), S. 161-193.

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mir; an den meisten anderen Punkten sind aber die Un-
terschiede beträchtlich, bald positiv, bald negativ, und immer
von sehr ungleichem Werthe, so dass die älteren relativen
Bestimmungen, überall, wo von der ungleich gehobenen
Bergebenen über dem grossen vulkanischen Heerde von
Quito die Rede ist, nur wenig Vertrauen verdienen. Diese
Mängel wirken natürlich auch auf die absoluten Resultate
trigonometrisch gemessener Höhen, da bekanntlich bei die-
sen Operationen die Standlinien (Basen), an deren End-
punkte sich die Höhen-Winkel der Berge anlegen, nicht in
der Küsten-Ebene lagen, und daher jede solcher Berg-
messungen in der Andeskette nothwendig aus einer tri-
gonometrischen und barometrischen zusammengesetzt ist.

Wenn man einen Blick wirft auf den Entwurf ei-
ner hypsometrischen Karte, in der ich, nach sorgfältigen
Discussionen neuesten astronomischen Ortsbestimmungen,
zuerst versucht habe das Streichen, die Mächtigkeit und
die mannichfaltige Gliederung der vorher auf allen Kar-
ten von Süd-Amerika so verunstalteten Andeskette dar-
zustellen, und alle wichtigen Höhenverhältnisse einzutra-
gen, die bis dahin (bis 1831, also nach Pentland's
Entdeckungen in Bolivia) bekannt geworden waren,
so sieht man, dass die seit der französischen Gradmes-
sung so berufene Bifurcation der Cordillere nur von 3° 1/4
südlicher bis 2° 20' nördlicher Breite stattfindet zwischen
dem Bergknoten von Loxa, der durch die herrlichen
China-Wälder seines östlichen Abhanges berühmt ist,
und dem Bergknoten der Quellen des grossen Magdale-
nen-Stromes. Nördlich und südlich von dieser Parallele
der äussersten Bergknoten von Peru und Neu-Granada
(Cundinamarca) sind die Andes in drei minder gleich-
laufende Zweige getheilt. Die Breite der Bergketten
wurde sogar ehemals gegen Osten aus Gründen vermehrt,
die man in einer wundersamen Sprach-Unwissenheit su-
chen muss. Wo in der Karte von La Cruz Olmedilla, der
Typus aller englischen, französischen und deutschen Kar-

mir; an den meisten anderen Punkten sind aber die Un-
terschiede beträchtlich, bald positiv, bald negativ, und immer
von sehr ungleichem Werthe, so daſs die älteren relativen
Bestimmungen, überall, wo von der ungleich gehobenen
Bergebenen über dem groſsen vulkanischen Heerde von
Quito die Rede ist, nur wenig Vertrauen verdienen. Diese
Mängel wirken natürlich auch auf die absoluten Resultate
trigonometrisch gemessener Höhen, da bekanntlich bei die-
sen Operationen die Standlinien (Basen), an deren End-
punkte sich die Höhen-Winkel der Berge anlegen, nicht in
der Küsten-Ebene lagen, und daher jede solcher Berg-
messungen in der Andeskette nothwendig aus einer tri-
gonometrischen und barometrischen zusammengesetzt ist.

Wenn man einen Blick wirft auf den Entwurf ei-
ner hypsometrischen Karte, in der ich, nach sorgfältigen
Discussionen neuesten astronomischen Ortsbestimmungen,
zuerst versucht habe das Streichen, die Mächtigkeit und
die mannichfaltige Gliederung der vorher auf allen Kar-
ten von Süd-Amerika so verunstalteten Andeskette dar-
zustellen, und alle wichtigen Höhenverhältnisse einzutra-
gen, die bis dahin (bis 1831, also nach Pentland's
Entdeckungen in Bolivia) bekannt geworden waren,
so sieht man, daſs die seit der französischen Gradmes-
sung so berufene Bifurcation der Cordillere nur von 3° ¼
südlicher bis 2° 20′ nördlicher Breite stattfindet zwischen
dem Bergknoten von Loxa, der durch die herrlichen
China-Wälder seines östlichen Abhanges berühmt ist,
und dem Bergknoten der Quellen des groſsen Magdale-
nen-Stromes. Nördlich und südlich von dieser Parallele
der äuſsersten Bergknoten von Peru und Neu-Granada
(Cundinamarca) sind die Andes in drei minder gleich-
laufende Zweige getheilt. Die Breite der Bergketten
wurde sogar ehemals gegen Osten aus Gründen vermehrt,
die man in einer wundersamen Sprach-Unwissenheit su-
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[167/0007] mir; an den meisten anderen Punkten sind aber die Un- terschiede beträchtlich, bald positiv, bald negativ, und immer von sehr ungleichem Werthe, so daſs die älteren relativen Bestimmungen, überall, wo von der ungleich gehobenen Bergebenen über dem groſsen vulkanischen Heerde von Quito die Rede ist, nur wenig Vertrauen verdienen. Diese Mängel wirken natürlich auch auf die absoluten Resultate trigonometrisch gemessener Höhen, da bekanntlich bei die- sen Operationen die Standlinien (Basen), an deren End- punkte sich die Höhen-Winkel der Berge anlegen, nicht in der Küsten-Ebene lagen, und daher jede solcher Berg- messungen in der Andeskette nothwendig aus einer tri- gonometrischen und barometrischen zusammengesetzt ist. Wenn man einen Blick wirft auf den Entwurf ei- ner hypsometrischen Karte, in der ich, nach sorgfältigen Discussionen neuesten astronomischen Ortsbestimmungen, zuerst versucht habe das Streichen, die Mächtigkeit und die mannichfaltige Gliederung der vorher auf allen Kar- ten von Süd-Amerika so verunstalteten Andeskette dar- zustellen, und alle wichtigen Höhenverhältnisse einzutra- gen, die bis dahin (bis 1831, also nach Pentland's Entdeckungen in Bolivia) bekannt geworden waren, so sieht man, daſs die seit der französischen Gradmes- sung so berufene Bifurcation der Cordillere nur von 3° ¼ südlicher bis 2° 20′ nördlicher Breite stattfindet zwischen dem Bergknoten von Loxa, der durch die herrlichen China-Wälder seines östlichen Abhanges berühmt ist, und dem Bergknoten der Quellen des groſsen Magdale- nen-Stromes. Nördlich und südlich von dieser Parallele der äuſsersten Bergknoten von Peru und Neu-Granada (Cundinamarca) sind die Andes in drei minder gleich- laufende Zweige getheilt. Die Breite der Bergketten wurde sogar ehemals gegen Osten aus Gründen vermehrt, die man in einer wundersamen Sprach-Unwissenheit su- chen muſs. Wo in der Karte von La Cruz Olmedilla, der Typus aller englischen, französischen und deutschen Kar-

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Geognostische und physikalische Beobachtungen über die Vulkane des Hochlandes von Quito. Erste Abhandlung. In: Annalen der Physik und Chemie, Bd. 40 (1837), S. 161-193, hier S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_geognostisch_1837/7>, abgerufen am 19.04.2024.