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Humboldt, Alexander von: Geognostische und physikalische Beobachtungen über die Vulkane des Hochlandes von Quito. Erste Abhandlung. In: Annalen der Physik und Chemie, Bd. 40 (1837), S. 161-193.

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ten, die 40 Jahre lang erschienen sind, die Worte stan-
den: "hier wachse wilder Cacao, aqui hay montes de
Cacao,
" haben berühmte Geographen Schneeberge in
ihre Karte eingetragen, weil sie das in der spanischen
Kolonie allgemein übliche Wort Monte (Wald) für Berg
(Cerros, Serranias) hielten, und dabei vergassen, dass
Theobroma Cacao nur in den heissesten Ebenen bei ei-
ner mittleren Temperatur von 23° R. gedeiht. Auch im
reinsten Europaischspanischen Dialect heisst monte alto
Wald mit hohem Baumwuchs. Das grosse Längenthal,
das sich zwischen den beiden oben genannten Bergkno-
ten hinzieht, hat über 60 geographische Meilen (15 auf
1°) Ausdehnung, aber nur eine mittlere Breite von 5
Meilen. Es ist durch Querjöcher in fünf kleinere Bek-
ken getheilt, deren Boden zu einer sehr ungleichen Höhe
über der Meeresfläche sich erhebt. Die Hochebenen,
welche diesen Thalboden bilden, sind die drei südliche-
ren, in denen Cuenca, Tacunga und Quito liegen, 1350,
1320 und 1340 Toisen hoch, merkwürdig übereinstim-
mend; dann folgt die 1582 bis 1650 Toisen hohe Ebene
de los Pastos, das vulkanische Tübet von Amerika, doch
noch 355 Toisen niedriger als der Thalboden um den,
von Pentland, Meyen und d'Orbigny neuerlichst
besuchten See von Titicaca. Das nördlichste fünfte Bas-
sin von Almaguer sinkt plötzlich bis zu 1164 Toisen
herab. Von den Querjöchern ist nur eines wichtig, der
Pass von Assuay, mit Ruinen von Inca-Schlössern be-
deckt, und dessen höchsten Punkt ich, wo der Weg über
die Ladera de Cadlud führt, über 14500 Fuss (2428
Toisen) hoch fand. Nur 400 Toisen tiefer steht der Pa-
last des Inca Tupayupangi mit Resten von Bädern,
die (man muss es hoffen) mit warmem Wasser in
diesem unwirthlichen Klima gefüllt wurden. Da Pent-
land's
Messungen in der östlichen Cordillere von Bo-
livia, wo der Sorata 3948 Toisen (23688 Par. Fussen),
also nur 440 Toisen niedriger als der Dhavalagiri des
Himalaya-Gebirges und volle 600 Toisen höher als der

ten, die 40 Jahre lang erschienen sind, die Worte stan-
den: »hier wachse wilder Cacao, aqui hay montes de
Cacao,
« haben berühmte Geographen Schneeberge in
ihre Karte eingetragen, weil sie das in der spanischen
Kolonie allgemein übliche Wort Monte (Wald) für Berg
(Cerros, Serranias) hielten, und dabei vergaſsen, daſs
Theobroma Cacao nur in den heiſsesten Ebenen bei ei-
ner mittleren Temperatur von 23° R. gedeiht. Auch im
reinsten Europaischspanischen Dialect heiſst monte alto
Wald mit hohem Baumwuchs. Das groſse Längenthal,
das sich zwischen den beiden oben genannten Bergkno-
ten hinzieht, hat über 60 geographische Meilen (15 auf
1°) Ausdehnung, aber nur eine mittlere Breite von 5
Meilen. Es ist durch Querjöcher in fünf kleinere Bek-
ken getheilt, deren Boden zu einer sehr ungleichen Höhe
über der Meeresfläche sich erhebt. Die Hochebenen,
welche diesen Thalboden bilden, sind die drei südliche-
ren, in denen Cuenca, Tacunga und Quito liegen, 1350,
1320 und 1340 Toisen hoch, merkwürdig übereinstim-
mend; dann folgt die 1582 bis 1650 Toisen hohe Ebene
de los Pastos, das vulkanische Tübet von Amerika, doch
noch 355 Toisen niedriger als der Thalboden um den,
von Pentland, Meyen und d'Orbigny neuerlichst
besuchten See von Titicaca. Das nördlichste fünfte Bas-
sin von Almaguer sinkt plötzlich bis zu 1164 Toisen
herab. Von den Querjöchern ist nur eines wichtig, der
Paſs von Assuay, mit Ruinen von Inca-Schlössern be-
deckt, und dessen höchsten Punkt ich, wo der Weg über
die Ladera de Cadlud führt, über 14500 Fuſs (2428
Toisen) hoch fand. Nur 400 Toisen tiefer steht der Pa-
last des Inca Tupayupangi mit Resten von Bädern,
die (man muſs es hoffen) mit warmem Wasser in
diesem unwirthlichen Klima gefüllt wurden. Da Pent-
land's
Messungen in der östlichen Cordillere von Bo-
livia, wo der Sorata 3948 Toisen (23688 Par. Fuſsen),
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[168/0008] ten, die 40 Jahre lang erschienen sind, die Worte stan- den: »hier wachse wilder Cacao, aqui hay montes de Cacao,« haben berühmte Geographen Schneeberge in ihre Karte eingetragen, weil sie das in der spanischen Kolonie allgemein übliche Wort Monte (Wald) für Berg (Cerros, Serranias) hielten, und dabei vergaſsen, daſs Theobroma Cacao nur in den heiſsesten Ebenen bei ei- ner mittleren Temperatur von 23° R. gedeiht. Auch im reinsten Europaischspanischen Dialect heiſst monte alto Wald mit hohem Baumwuchs. Das groſse Längenthal, das sich zwischen den beiden oben genannten Bergkno- ten hinzieht, hat über 60 geographische Meilen (15 auf 1°) Ausdehnung, aber nur eine mittlere Breite von 5 Meilen. Es ist durch Querjöcher in fünf kleinere Bek- ken getheilt, deren Boden zu einer sehr ungleichen Höhe über der Meeresfläche sich erhebt. Die Hochebenen, welche diesen Thalboden bilden, sind die drei südliche- ren, in denen Cuenca, Tacunga und Quito liegen, 1350, 1320 und 1340 Toisen hoch, merkwürdig übereinstim- mend; dann folgt die 1582 bis 1650 Toisen hohe Ebene de los Pastos, das vulkanische Tübet von Amerika, doch noch 355 Toisen niedriger als der Thalboden um den, von Pentland, Meyen und d'Orbigny neuerlichst besuchten See von Titicaca. Das nördlichste fünfte Bas- sin von Almaguer sinkt plötzlich bis zu 1164 Toisen herab. Von den Querjöchern ist nur eines wichtig, der Paſs von Assuay, mit Ruinen von Inca-Schlössern be- deckt, und dessen höchsten Punkt ich, wo der Weg über die Ladera de Cadlud führt, über 14500 Fuſs (2428 Toisen) hoch fand. Nur 400 Toisen tiefer steht der Pa- last des Inca Tupayupangi mit Resten von Bädern, die (man muſs es hoffen) mit warmem Wasser in diesem unwirthlichen Klima gefüllt wurden. Da Pent- land's Messungen in der östlichen Cordillere von Bo- livia, wo der Sorata 3948 Toisen (23688 Par. Fuſsen), also nur 440 Toisen niedriger als der Dhavalagiri des Himalaya-Gebirges und volle 600 Toisen höher als der

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Geognostische und physikalische Beobachtungen über die Vulkane des Hochlandes von Quito. Erste Abhandlung. In: Annalen der Physik und Chemie, Bd. 40 (1837), S. 161-193, hier S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_geognostisch_1837/8>, abgerufen am 26.04.2024.