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Humboldt, Alexander von: Geognostische und physikalische Beobachtungen über die Vulkane des Hochlandes von Quito. Zweite Abhandlung. In: Annalen der Physik und Chemie, Bd. 44 (1838), S. 193-219.

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ist ein Weg, der nach dem Dorfe Mindo (in die wald-
reichen Yumbos) führt, und sich längs dem Ufer eines
vom Pichincha herabkommenden, mit seiner Kraterkluft
in Verbindung stehenden Flusses 1) hinzieht, durch ei-
nen Schlammauswurf verwüstet worden." Die wahre
Natur dieser sogenannten Schlammauswürfe (eruptions
boueuses
) bedürfte einer neueren oryktognostischen und
chemischen Untersuchung, besonders weil fest steht, dass
die von Klaproth bearbeitete Moya von Pelileo brenn-
bar ist (ich sah die Indianer ihre Speisen bei der fri-
schen Moya kochen), und gleichzeitig Kohlenstoff und
Krystall-Bruchstücke von Feldspath enthält.

Wenn man bedenkt, dass die Stadt Quito in gera-
der Richtung nur 5500 Toisen von dem Crater des Rucu-
Pichincha entfernt liegt, dass die Einwohner dort fast in
jedem Monate durch Erdstösse oder, was auf mich im-
mer einen tieferen Eindruck machte, durch unterirdisches
Krachen oder kettenartiges Klirren, ohne Begleitung von
Erdstössen, an die Nähe des vulkanischen Heerdes 2) ge-

1) Vielleicht Nina-yacu (Feuer-Fluss) einer der oberen Zuflüsse des
Rio de Esmeraldas? Auch ein Strom von trockner vulkanischer Asche,
den man von weitem für eine Masse heissen Wassers hielt, ergoss
sich am 26sten October 1822 aus dem Crater des Vesuvs. Ich habe
dieses seltene, von Monticelli genau beobachtete Phänomen in mei-
ner Abhandlung über den Bau der Vulkane beschrieben.
2) Der Heerd selbst ist das ganze Hochland von Quito. Die einzelnen
Verbindungs-Oeffnungen mit der Atmosphäre sind die Berge, die
wir Pichincha, Cotopaxi oder Tunguragua nennen. Sehr treffend sagt
Seneca im 79sten Briefe, in dem er ebenfalls von der oben be-
rührten problematischen Erniedrigung des Aetna-Gipfels handelt: po-
test hoe accidere, non quia montis altitudo desedit, sed quia
ignis evanuit, et minus vehemens ac largus effertur: ob ean-
dem causam fumo quoque per diem segnior. Neutrum autem
incredibile est, nec montem qui devoretur quotidie minui, nec
ignem non manere eundem: qui non ipse ex se est, sed in ali-
qua inferna valle conceptus exaestuat et aliis pascitur: in ipso
monte non alimentum habet, sed viam.
(Ed. Ruhkopfiana,
T. III p. 32.)

ist ein Weg, der nach dem Dorfe Mindo (in die wald-
reichen Yumbos) führt, und sich längs dem Ufer eines
vom Pichincha herabkommenden, mit seiner Kraterkluft
in Verbindung stehenden Flusses 1) hinzieht, durch ei-
nen Schlammauswurf verwüstet worden.« Die wahre
Natur dieser sogenannten Schlammauswürfe (eruptions
boueuses
) bedürfte einer neueren oryktognostischen und
chemischen Untersuchung, besonders weil fest steht, daſs
die von Klaproth bearbeitete Moya von Pelileo brenn-
bar ist (ich sah die Indianer ihre Speisen bei der fri-
schen Moya kochen), und gleichzeitig Kohlenstoff und
Krystall-Bruchstücke von Feldspath enthält.

Wenn man bedenkt, daſs die Stadt Quito in gera-
der Richtung nur 5500 Toisen von dem Crater des Rucu-
Pichincha entfernt liegt, daſs die Einwohner dort fast in
jedem Monate durch Erdstöſse oder, was auf mich im-
mer einen tieferen Eindruck machte, durch unterirdisches
Krachen oder kettenartiges Klirren, ohne Begleitung von
Erdstöſsen, an die Nähe des vulkanischen Heerdes 2) ge-

1) Vielleicht Nina-yacu (Feuer-Fluſs) einer der oberen Zuflüsse des
Rio de Esmeraldas? Auch ein Strom von trockner vulkanischer Asche,
den man von weitem für eine Masse heiſsen Wassers hielt, ergoſs
sich am 26sten October 1822 aus dem Crater des Vesuvs. Ich habe
dieses seltene, von Monticelli genau beobachtete Phänomen in mei-
ner Abhandlung über den Bau der Vulkane beschrieben.
2) Der Heerd selbst ist das ganze Hochland von Quito. Die einzelnen
Verbindungs-Oeffnungen mit der Atmosphäre sind die Berge, die
wir Pichincha, Cotopaxi oder Tunguragua nennen. Sehr treffend sagt
Seneca im 79sten Briefe, in dem er ebenfalls von der oben be-
rührten problematischen Erniedrigung des Aetna-Gipfels handelt: po-
test hoe accidere, non quia montis altitudo desedit, sed quia
ignis evanuit, et minus vehemens ac largus effertur: ob ean-
dem causam fumo quoque per diem segnior. Neutrum autem
incredibile est, nec montem qui devoretur quotidie minui, nec
ignem non manere eundem: qui non ipse ex se est, sed in ali-
qua inferna valle conceptus exaestuat et aliis pascitur: in ipso
monte non alimentum habet, sed viam.
(Ed. Ruhkopfiana,
T. III p. 32.)
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[205/0013] ist ein Weg, der nach dem Dorfe Mindo (in die wald- reichen Yumbos) führt, und sich längs dem Ufer eines vom Pichincha herabkommenden, mit seiner Kraterkluft in Verbindung stehenden Flusses 1) hinzieht, durch ei- nen Schlammauswurf verwüstet worden.« Die wahre Natur dieser sogenannten Schlammauswürfe (eruptions boueuses) bedürfte einer neueren oryktognostischen und chemischen Untersuchung, besonders weil fest steht, daſs die von Klaproth bearbeitete Moya von Pelileo brenn- bar ist (ich sah die Indianer ihre Speisen bei der fri- schen Moya kochen), und gleichzeitig Kohlenstoff und Krystall-Bruchstücke von Feldspath enthält. Wenn man bedenkt, daſs die Stadt Quito in gera- der Richtung nur 5500 Toisen von dem Crater des Rucu- Pichincha entfernt liegt, daſs die Einwohner dort fast in jedem Monate durch Erdstöſse oder, was auf mich im- mer einen tieferen Eindruck machte, durch unterirdisches Krachen oder kettenartiges Klirren, ohne Begleitung von Erdstöſsen, an die Nähe des vulkanischen Heerdes 2) ge- 1) Vielleicht Nina-yacu (Feuer-Fluſs) einer der oberen Zuflüsse des Rio de Esmeraldas? Auch ein Strom von trockner vulkanischer Asche, den man von weitem für eine Masse heiſsen Wassers hielt, ergoſs sich am 26sten October 1822 aus dem Crater des Vesuvs. Ich habe dieses seltene, von Monticelli genau beobachtete Phänomen in mei- ner Abhandlung über den Bau der Vulkane beschrieben. 2) Der Heerd selbst ist das ganze Hochland von Quito. Die einzelnen Verbindungs-Oeffnungen mit der Atmosphäre sind die Berge, die wir Pichincha, Cotopaxi oder Tunguragua nennen. Sehr treffend sagt Seneca im 79sten Briefe, in dem er ebenfalls von der oben be- rührten problematischen Erniedrigung des Aetna-Gipfels handelt: po- test hoe accidere, non quia montis altitudo desedit, sed quia ignis evanuit, et minus vehemens ac largus effertur: ob ean- dem causam fumo quoque per diem segnior. Neutrum autem incredibile est, nec montem qui devoretur quotidie minui, nec ignem non manere eundem: qui non ipse ex se est, sed in ali- qua inferna valle conceptus exaestuat et aliis pascitur: in ipso monte non alimentum habet, sed viam. (Ed. Ruhkopfiana, T. III p. 32.)

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Geognostische und physikalische Beobachtungen über die Vulkane des Hochlandes von Quito. Zweite Abhandlung. In: Annalen der Physik und Chemie, Bd. 44 (1838), S. 193-219, hier S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_geognostisch_1838/13>, abgerufen am 23.11.2024.