Humboldt, Alexander von: Geognostische und physikalische Beobachtungen über die Vulkane des Hochlandes von Quito. Dritte Abhandlung. In: Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preuss. Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Aus dem Jahre 1839. Berlin, 1839, S. 245-253.sche Anknüpfung mehrerer Begebenheiten, besonders der ersten Landung des Franzisco Pizarro an der Insel Puna und des Todesjahres des Incas Huayna-Capac, wird die grosse Catastrophe an das Jahr 1462 geknüpft. Man erhält wenigstens mit Gewissheit eine Fehlergrenze, ein numerisches Maximum, über welches hinaus die merkwürdige Naturbegebenheit nicht gesetzt werden kann. Der jetzige Gipfel des Capac-Urcu (Altar de los Collanes) erreicht kaum noch 16,200 Fuss Höhe, aber wenn man sich die geneigten Hörner, Reste des alten Kraterrandes, verlängert und convergirend denkt, so erhält man allerdings einen Berg-Coloss, der höher als der Chimborazo (21,100 F.), wenn auch nicht höher, als der, von Pentland in Bolivia gemessene Sorata (23,690 F.) war. Die vulkanische Bergkette des Andes bietet, in physiognomischer Hinsicht, drei pittoreske, aber sehr verschiedene Typen dar. Diese Typen bilden den Zauber des wundervollen Landes. Die thätigen Vulkane mit einem Feuerschlunde im Gipfel sind Kegelberge, wie der Cotopaxi; eine zweite Form sind hochgewölbte Dome, Alpenkuppeln, wie der Chimborazo; eine dritte Form sind die zerrissenen Gipfel, die zackigen Ränder eingestürzter Crater, fast castellartige Ruinen darstellend, Denkmäler alter Verheerung; so der Carguairazo, die Zwillings-Pyramiden des Ilinissa und der Altar, welcher, nach des Verfassers Ausspruch, in dem Contour seines eingesunkenen Feuerschlundes den grossartigsten Anblick darbietet, den er in beiden Welttheilen gesehen. Auf der Hochebene von Tapia, 9042 Fuss über dem Spiegel der Südsee, von der neuen Stadt Riobamba aus, ruht der Blick in Osten auf dem noch brennenden Vulkan Tungurahua, wie auf dem Altar de los Collanes, in Westen auf dem Chimborazo und Carguairazo. Wenn die Sonnenscheibe sich schon hinter die westliche Cordillere gesenkt hat, so glimmen auf, wie in röthlichem Feuer, die Schneemassen des tiefeingeschnittenen Gipfels des Altar. Zwei Hörner erheben sich symmetrisch zu beiden Seiten, sanft gegen einander geneigt, wahrscheinlich die Form des alten Kegels andeutend. Diese Hörner verbindet, nach hinten zu, eine niedere und jäh abgestürzte Felswand, von Norden nach Süden sich hinziehend. In der Mitte der Wand steht eine thronartige Erhebung, im Umrisse stumpf ausgeschweift, mit zwei nach aussen gesenkten sehr kleinen Seitenflügeln. Diese thronartige Erhebung hat die spanische Benennung des Berges sche Anknüpfung mehrerer Begebenheiten, besonders der ersten Landung des Franzisco Pizarro an der Insel Punà und des Todesjahres des Incas Huayna-Capac, wird die groſse Catastrophe an das Jahr 1462 geknüpft. Man erhält wenigstens mit Gewiſsheit eine Fehlergrenze, ein numerisches Maximum, über welches hinaus die merkwürdige Naturbegebenheit nicht gesetzt werden kann. Der jetzige Gipfel des Capac-Urcu (Altar de los Collanes) erreicht kaum noch 16,200 Fuſs Höhe, aber wenn man sich die geneigten Hörner, Reste des alten Kraterrandes, verlängert und convergirend denkt, so erhält man allerdings einen Berg-Coloſs, der höher als der Chimborazo (21,100 F.), wenn auch nicht höher, als der, von Pentland in Bolivia gemessene Sorata (23,690 F.) war. Die vulkanische Bergkette des Andes bietet, in physiognomischer Hinsicht, drei pittoreske, aber sehr verschiedene Typen dar. Diese Typen bilden den Zauber des wundervollen Landes. Die thätigen Vulkane mit einem Feuerschlunde im Gipfel sind Kegelberge, wie der Cotopaxi; eine zweite Form sind hochgewölbte Dome, Alpenkuppeln, wie der Chimborazo; eine dritte Form sind die zerrissenen Gipfel, die zackigen Ränder eingestürzter Crater, fast castellartige Ruinen darstellend, Denkmäler alter Verheerung; so der Carguairazo, die Zwillings-Pyramiden des Ilinissa und der Altar, welcher, nach des Verfassers Ausspruch, in dem Contour seines eingesunkenen Feuerschlundes den groſsartigsten Anblick darbietet, den er in beiden Welttheilen gesehen. Auf der Hochebene von Tapia, 9042 Fuſs über dem Spiegel der Südsee, von der neuen Stadt Riobamba aus, ruht der Blick in Osten auf dem noch brennenden Vulkan Tungurahua, wie auf dem Altar de los Collanes, in Westen auf dem Chimborazo und Carguairazo. Wenn die Sonnenscheibe sich schon hinter die westliche Cordillere gesenkt hat, so glimmen auf, wie in röthlichem Feuer, die Schneemassen des tiefeingeschnittenen Gipfels des Altar. Zwei Hörner erheben sich symmetrisch zu beiden Seiten, sanft gegen einander geneigt, wahrscheinlich die Form des alten Kegels andeutend. Diese Hörner verbindet, nach hinten zu, eine niedere und jäh abgestürzte Felswand, von Norden nach Süden sich hinziehend. In der Mitte der Wand steht eine thronartige Erhebung, im Umrisse stumpf ausgeschweift, mit zwei nach auſsen gesenkten sehr kleinen Seitenflügeln. Diese thronartige Erhebung hat die spanische Benennung des Berges <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0005" n="248"/> sche Anknüpfung mehrerer Begebenheiten, besonders der ersten Landung des <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118594761">Franzisco Pizarro</persName> an der Insel <placeName>Punà</placeName> und des Todesjahres des Incas <persName ref="https://de.wikipedia.org/wiki/Huayna_C%C3%A1pac NOGND">Huayna-Capac</persName>, wird die groſse Catastrophe an das Jahr 1462 geknüpft. 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sche Anknüpfung mehrerer Begebenheiten, besonders der ersten Landung des Franzisco Pizarro an der Insel Punà und des Todesjahres des Incas Huayna-Capac, wird die groſse Catastrophe an das Jahr 1462 geknüpft. Man erhält wenigstens mit Gewiſsheit eine Fehlergrenze, ein numerisches Maximum, über welches hinaus die merkwürdige Naturbegebenheit nicht gesetzt werden kann. Der jetzige Gipfel des Capac-Urcu (Altar de los Collanes) erreicht kaum noch 16,200 Fuſs Höhe, aber wenn man sich die geneigten Hörner, Reste des alten Kraterrandes, verlängert und convergirend denkt, so erhält man allerdings einen Berg-Coloſs, der höher als der Chimborazo (21,100 F.), wenn auch nicht höher, als der, von Pentland in Bolivia gemessene Sorata (23,690 F.) war. Die vulkanische Bergkette des Andes bietet, in physiognomischer Hinsicht, drei pittoreske, aber sehr verschiedene Typen dar. Diese Typen bilden den Zauber des wundervollen Landes. Die thätigen Vulkane mit einem Feuerschlunde im Gipfel sind Kegelberge, wie der Cotopaxi; eine zweite Form sind hochgewölbte Dome, Alpenkuppeln, wie der Chimborazo; eine dritte Form sind die zerrissenen Gipfel, die zackigen Ränder eingestürzter Crater, fast castellartige Ruinen darstellend, Denkmäler alter Verheerung; so der Carguairazo, die Zwillings-Pyramiden des Ilinissa und der Altar, welcher, nach des Verfassers Ausspruch, in dem Contour seines eingesunkenen Feuerschlundes den groſsartigsten Anblick darbietet, den er in beiden Welttheilen gesehen. Auf der Hochebene von Tapia, 9042 Fuſs über dem Spiegel der Südsee, von der neuen Stadt Riobamba aus, ruht der Blick in Osten auf dem noch brennenden Vulkan Tungurahua, wie auf dem Altar de los Collanes, in Westen auf dem Chimborazo und Carguairazo. Wenn die Sonnenscheibe sich schon hinter die westliche Cordillere gesenkt hat, so glimmen auf, wie in röthlichem Feuer, die Schneemassen des tiefeingeschnittenen Gipfels des Altar. Zwei Hörner erheben sich symmetrisch zu beiden Seiten, sanft gegen einander geneigt, wahrscheinlich die Form des alten Kegels andeutend. Diese Hörner verbindet, nach hinten zu, eine niedere und jäh abgestürzte Felswand, von Norden nach Süden sich hinziehend. In der Mitte der Wand steht eine thronartige Erhebung, im Umrisse stumpf ausgeschweift, mit zwei nach auſsen gesenkten sehr kleinen Seitenflügeln. Diese thronartige Erhebung hat die spanische Benennung des Berges
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