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Humboldt, Alexander von: Beobachtungen über das Gesetz der Wärmeabnahme in den höhern Regionen der Athmosphäre, und über die untern Gränzen des ewigen Schnees. In: Annalen der Physik, Bd. 24, St. 9 (1806), S. 1-49.

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kel von 13"; ein Gesichtswinkel, der für ein nicht
brennendes und bei Tage gesehenes Objekt über-
aus geringe ist. Auf dem Antisana, einem der höch-
sten Gipfel der Andeskette, östlich von der Stadt
Quito, in einer Höhe von 16638 Fuss, unterschied
ich bei heiterm Sonnenscheine, und reiner Bergluft,
Kopf und Flügel des Kundurs, (Vultur gryphus,)
in einer Entfernung, bei welcher sich der ganze Vo-
gel gewiss unter einem noch kleinern Winkel als
13"; darstellte. In der Ebene erlaubt die Schwä-
chung der Lichtstrahlen beim Durchgange durch ein
dichteres Medium nie, kleine Gegenstände in so be-
trächtlichen Entfernungen zu erkennen. Die un-
begreifliche, oft schreckende Nähe, mit der sich
bei etwas feuchter, aber heiterer Luft, plötzlich ho-
he Gebirge, besonders Schneealpen, dem Auge
zeigen, beweist ebenfalls, welcher Durchsichtigkeit
die obern Luftschichten fähig sind. Andere Beweise
könnte man von den cyanometrischen Erscheinun-
gen hernehmen. Die Schwärze der Himmelsbläue,
welche auf der hohen Andeskette 46° beträgt, wäh-
rend ich sie an den Ufern der Südsee kaum 24°
schätzte, zeugt für die ungehinderte Leichtigkeit,
mit der die Sonnenstrahlen durch die obern Luft-
regionen hindurch gehen. Bei einer so geringen
Absorption von Licht kann demnach die Wärme,
welche die der Erde zuströmenden Sonnenstrahlen
in 3000 bis 4000 Toisen Höhe über der Meeresflä-
che erregen, nur äusserst geringe seyn; sey es, dass
man die Sonnenstrahlen selbst als warm, oder, mit

kel von 13″; ein Geſichtswinkel, der für ein nicht
brennendes und bei Tage geſehenes Objekt über-
aus geringe iſt. Auf dem Antiſana, einem der höch-
ſten Gipfel der Andeskette, öſtlich von der Stadt
Quito, in einer Höhe von 16638 Fuſs, unterſchied
ich bei heiterm Sonnenſcheine, und reiner Bergluft,
Kopf und Flügel des Kundurs, (Vultur gryphus,)
in einer Entfernung, bei welcher ſich der ganze Vo-
gel gewiſs unter einem noch kleinern Winkel als
13″; darſtellte. In der Ebene erlaubt die Schwä-
chung der Lichtſtrahlen beim Durchgange durch ein
dichteres Medium nie, kleine Gegenſtände in ſo be-
trächtlichen Entfernungen zu erkennen. Die un-
begreifliche, oft ſchreckende Nähe, mit der ſich
bei etwas feuchter, aber heiterer Luft, plötzlich ho-
he Gebirge, beſonders Schneealpen, dem Auge
zeigen, beweiſt ebenfalls, welcher Durchſichtigkeit
die obern Luftſchichten fähig ſind. Andere Beweiſe
könnte man von den cyanometriſchen Erſcheinun-
gen hernehmen. Die Schwärze der Himmelsbläue,
welche auf der hohen Andeskette 46° beträgt, wäh-
rend ich ſie an den Ufern der Südſee kaum 24°
ſchätzte, zeugt für die ungehinderte Leichtigkeit,
mit der die Sonnenſtrahlen durch die obern Luft-
regionen hindurch gehen. Bei einer ſo geringen
Abſorption von Licht kann demnach die Wärme,
welche die der Erde zuſtrömenden Sonnenſtrahlen
in 3000 bis 4000 Toiſen Höhe über der Meeresflä-
che erregen, nur äuſserſt geringe ſeyn; ſey es, daſs
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[15/0016] kel von 13″; ein Geſichtswinkel, der für ein nicht brennendes und bei Tage geſehenes Objekt über- aus geringe iſt. Auf dem Antiſana, einem der höch- ſten Gipfel der Andeskette, öſtlich von der Stadt Quito, in einer Höhe von 16638 Fuſs, unterſchied ich bei heiterm Sonnenſcheine, und reiner Bergluft, Kopf und Flügel des Kundurs, (Vultur gryphus,) in einer Entfernung, bei welcher ſich der ganze Vo- gel gewiſs unter einem noch kleinern Winkel als 13″; darſtellte. In der Ebene erlaubt die Schwä- chung der Lichtſtrahlen beim Durchgange durch ein dichteres Medium nie, kleine Gegenſtände in ſo be- trächtlichen Entfernungen zu erkennen. Die un- begreifliche, oft ſchreckende Nähe, mit der ſich bei etwas feuchter, aber heiterer Luft, plötzlich ho- he Gebirge, beſonders Schneealpen, dem Auge zeigen, beweiſt ebenfalls, welcher Durchſichtigkeit die obern Luftſchichten fähig ſind. Andere Beweiſe könnte man von den cyanometriſchen Erſcheinun- gen hernehmen. Die Schwärze der Himmelsbläue, welche auf der hohen Andeskette 46° beträgt, wäh- rend ich ſie an den Ufern der Südſee kaum 24° ſchätzte, zeugt für die ungehinderte Leichtigkeit, mit der die Sonnenſtrahlen durch die obern Luft- regionen hindurch gehen. Bei einer ſo geringen Abſorption von Licht kann demnach die Wärme, welche die der Erde zuſtrömenden Sonnenſtrahlen in 3000 bis 4000 Toiſen Höhe über der Meeresflä- che erregen, nur äuſserſt geringe ſeyn; ſey es, daſs man die Sonnenſtrahlen ſelbſt als warm, oder, mit

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Beobachtungen über das Gesetz der Wärmeabnahme in den höhern Regionen der Athmosphäre, und über die untern Gränzen des ewigen Schnees. In: Annalen der Physik, Bd. 24, St. 9 (1806), S. 1-49, hier S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_gesetz_1806/16>, abgerufen am 21.11.2024.