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Humboldt, Alexander von: Beobachtungen über das Gesetz der Wärmeabnahme in den höhern Regionen der Athmosphäre, und über die untern Gränzen des ewigen Schnees. In: Annalen der Physik, Bd. 24, St. 9 (1806), S. 1-49.

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gange durch die Luftschichten leiden. Diese Ursa-
che wird um so wirksamer seyn, je durchsichtiger
das Medium selbst, und je reiner und gleichmässiger
das Wasser in der Luft aufgelöst ist. Wer oft ho-
he Berggipfel bestiegen hat, findet ein untrügliches
Merkmahl von der unbeschreiblichen Durchsichtig-
keit der Bergluft, in der Nähe in welcher durch
diese Bergluft entfernte Gegenstände erscheinen.
Als ich am 26sten Mai 1802 die zweite Reise nach
dem Krater des Pichincha, westlich von der Stadt
Quito, unternahm, war ich von mehrern Personen,
welche auf Maulthieren ritten, und von vielen india-
nischen Fussboten, welche Instrumente trugen,
begleitet. Wir waren meist alle mit der Art wei-
sser Mäntel, welche die Einwohner Ponchos nen-
nen, bedeckt. Der Vulkan ist bei dem Dorfe Chillo
in der grossen Ebene Cachapamba, welche ich 1285
Toisen über der Meeresfläche erhaben gefunden
habe, in seiner ganzen zertrümmerten Gestalt
sichtbar. Das Wetter war so heiter, und die Berg-
luft so durchsichtig, dass unsre Freunde in Chillo
mit blossen Augen jeden einzelnen Reiter erken-
nen konnten. Die weissen Ponchos leuchteten ge-
gen den schwarzen Basaltporphyr des Vulkans.
Aus einer trigonometrischen Messung, welche ich
in der Ebene Cachapamba angestellt hatte, kannte
ich die Entfernung der Felsklippen, auf denen wir
gesehen wurden; sie betrug 14022 Toisen, oder
fast 4 geographische Meilen von Chillo. In dieser
Entfernung erscheint ein Mensch unter einem Win-

gange durch die Luftſchichten leiden. Dieſe Urſa-
che wird um ſo wirkſamer ſeyn, je durchſichtiger
das Medium ſelbſt, und je reiner und gleichmäſsiger
das Waſſer in der Luft aufgelöſt iſt. Wer oft ho-
he Berggipfel beſtiegen hat, findet ein untrügliches
Merkmahl von der unbeſchreiblichen Durchſichtig-
keit der Bergluft, in der Nähe in welcher durch
dieſe Bergluft entfernte Gegenſtände erſcheinen.
Als ich am 26ſten Mai 1802 die zweite Reiſe nach
dem Krater des Pichincha, weſtlich von der Stadt
Quito, unternahm, war ich von mehrern Perſonen,
welche auf Maulthieren ritten, und von vielen india-
niſchen Fuſsboten, welche Inſtrumente trugen,
begleitet. Wir waren meiſt alle mit der Art wei-
ſser Mäntel, welche die Einwohner Ponchos nen-
nen, bedeckt. Der Vulkan iſt bei dem Dorfe Chillo
in der groſsen Ebene Cachapamba, welche ich 1285
Toiſen über der Meeresfläche erhaben gefunden
habe, in ſeiner ganzen zertrümmerten Geſtalt
ſichtbar. Das Wetter war ſo heiter, und die Berg-
luft ſo durchſichtig, daſs unſre Freunde in Chillo
mit bloſsen Augen jeden einzelnen Reiter erken-
nen konnten. Die weiſsen Ponchos leuchteten ge-
gen den ſchwarzen Baſaltporphyr des Vulkans.
Aus einer trigonometriſchen Meſſung, welche ich
in der Ebene Cachapamba angeſtellt hatte, kannte
ich die Entfernung der Felsklippen, auf denen wir
geſehen wurden; ſie betrug 14022 Toiſen, oder
faſt 4 geographiſche Meilen von Chillo. In dieſer
Entfernung erſcheint ein Menſch unter einem Win-

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[14/0015] gange durch die Luftſchichten leiden. Dieſe Urſa- che wird um ſo wirkſamer ſeyn, je durchſichtiger das Medium ſelbſt, und je reiner und gleichmäſsiger das Waſſer in der Luft aufgelöſt iſt. Wer oft ho- he Berggipfel beſtiegen hat, findet ein untrügliches Merkmahl von der unbeſchreiblichen Durchſichtig- keit der Bergluft, in der Nähe in welcher durch dieſe Bergluft entfernte Gegenſtände erſcheinen. Als ich am 26ſten Mai 1802 die zweite Reiſe nach dem Krater des Pichincha, weſtlich von der Stadt Quito, unternahm, war ich von mehrern Perſonen, welche auf Maulthieren ritten, und von vielen india- niſchen Fuſsboten, welche Inſtrumente trugen, begleitet. Wir waren meiſt alle mit der Art wei- ſser Mäntel, welche die Einwohner Ponchos nen- nen, bedeckt. Der Vulkan iſt bei dem Dorfe Chillo in der groſsen Ebene Cachapamba, welche ich 1285 Toiſen über der Meeresfläche erhaben gefunden habe, in ſeiner ganzen zertrümmerten Geſtalt ſichtbar. Das Wetter war ſo heiter, und die Berg- luft ſo durchſichtig, daſs unſre Freunde in Chillo mit bloſsen Augen jeden einzelnen Reiter erken- nen konnten. Die weiſsen Ponchos leuchteten ge- gen den ſchwarzen Baſaltporphyr des Vulkans. Aus einer trigonometriſchen Meſſung, welche ich in der Ebene Cachapamba angeſtellt hatte, kannte ich die Entfernung der Felsklippen, auf denen wir geſehen wurden; ſie betrug 14022 Toiſen, oder faſt 4 geographiſche Meilen von Chillo. In dieſer Entfernung erſcheint ein Menſch unter einem Win-

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Beobachtungen über das Gesetz der Wärmeabnahme in den höhern Regionen der Athmosphäre, und über die untern Gränzen des ewigen Schnees. In: Annalen der Physik, Bd. 24, St. 9 (1806), S. 1-49, hier S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_gesetz_1806/15>, abgerufen am 21.11.2024.