Humboldt, Wilhelm von: Ideen zu einem Versuch, die Gränzen der Wirksamkeit des Staats zu bestimmen. Breslau, 1851.daher sehr schwierig, hier eine, dem Gange der Untersuchung Ich rede daher hier von dem ganzen Bemühen des Staats, Alle diese Einrichtungen nun, behaupte ich, haben nach- 1. Der Geist der Regierung herrscht in einer jeden solchen daher sehr schwierig, hier eine, dem Gange der Untersuchung Ich rede daher hier von dem ganzen Bemühen des Staats, Alle diese Einrichtungen nun, behaupte ich, haben nach- 1. Der Geist der Regierung herrscht in einer jeden solchen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0054" n="18"/> daher sehr schwierig, hier eine, dem Gange der Untersuchung<lb/> angemessene Eintheilung des Ganzen zu finden. Am besten<lb/> wird es indess sein, zuvörderst zu prüfen, ob der Staat auch<lb/> den positiven Wohlstand der Nation oder bloss ihre Sicherheit<lb/> abzwecken soll, bei allen Einrichtungen nur auf das zu sehen,<lb/> was sie <hi rendition="#g">hauptsächlich</hi> zum Gegenstande, oder zur Folge<lb/> haben, und bei jedem beider Zwecke zugleich die Mittel zu<lb/> prüfen, deren der Staat sich bedienen darf.</p><lb/> <p>Ich rede daher hier von dem ganzen Bemühen des Staats,<lb/> den positiven Wohlstand der Nation zu erhöhen, von aller Sorg-<lb/> falt für die Bevölkerung des Landes, den Unterhalt der Ein-<lb/> wohner, theils geradezu durch Armenanstalten, theils mittel-<lb/> bar durch Beförderung des Ackerbaues, der Industrie und des<lb/> Handels, von allen Finanz- und Münzoperationen, Ein- und<lb/> Ausfuhr-Verboten u. s. f. (in so fern sie diesen Zweck haben)<lb/> endlich allen Veranstaltungen zur Verhütung oder Herstellung<lb/> von Beschädigungen durch die Natur, kurz von jeder Einrich-<lb/> tung des Staats, welche das physische Wohl der Nation zu<lb/> erhalten, oder zu befördern die Absicht hat. Denn da das<lb/> Moralische nicht leicht um seiner selbst willen, sondern mehr<lb/> zum Behuf der Sicherheit befördert wird, so komme ich zu die-<lb/> sem erst in der Folge.</p><lb/> <p>Alle diese Einrichtungen nun, behaupte ich, haben nach-<lb/> theilige Folgen, und sind einer wahren, von den höchsten, aber<lb/> immer menschlichen Gesichtspunkten ausgehenden Politik<lb/> unangemessen.</p><lb/> <p>1. Der Geist der Regierung herrscht in einer jeden solchen<lb/> Einrichtung, und wie weise und heilsam auch dieser Geist sei,<lb/> so bringt er <hi rendition="#g">Einförmigkeit</hi> und eine fremde Handlungsweise<lb/> in der Nation hervor. Statt dass die Menschen in Gesell-<lb/> schaft traten, um ihre Kräfte zu schärfen, sollten sie auch<lb/> dadurch an ausschliessendem Besitz und Genuss verlieren; so<lb/> erlangen sie <hi rendition="#g">Güter</hi> auf Kosten ihrer <hi rendition="#g">Kräfte</hi>. Gerade die<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [18/0054]
daher sehr schwierig, hier eine, dem Gange der Untersuchung
angemessene Eintheilung des Ganzen zu finden. Am besten
wird es indess sein, zuvörderst zu prüfen, ob der Staat auch
den positiven Wohlstand der Nation oder bloss ihre Sicherheit
abzwecken soll, bei allen Einrichtungen nur auf das zu sehen,
was sie hauptsächlich zum Gegenstande, oder zur Folge
haben, und bei jedem beider Zwecke zugleich die Mittel zu
prüfen, deren der Staat sich bedienen darf.
Ich rede daher hier von dem ganzen Bemühen des Staats,
den positiven Wohlstand der Nation zu erhöhen, von aller Sorg-
falt für die Bevölkerung des Landes, den Unterhalt der Ein-
wohner, theils geradezu durch Armenanstalten, theils mittel-
bar durch Beförderung des Ackerbaues, der Industrie und des
Handels, von allen Finanz- und Münzoperationen, Ein- und
Ausfuhr-Verboten u. s. f. (in so fern sie diesen Zweck haben)
endlich allen Veranstaltungen zur Verhütung oder Herstellung
von Beschädigungen durch die Natur, kurz von jeder Einrich-
tung des Staats, welche das physische Wohl der Nation zu
erhalten, oder zu befördern die Absicht hat. Denn da das
Moralische nicht leicht um seiner selbst willen, sondern mehr
zum Behuf der Sicherheit befördert wird, so komme ich zu die-
sem erst in der Folge.
Alle diese Einrichtungen nun, behaupte ich, haben nach-
theilige Folgen, und sind einer wahren, von den höchsten, aber
immer menschlichen Gesichtspunkten ausgehenden Politik
unangemessen.
1. Der Geist der Regierung herrscht in einer jeden solchen
Einrichtung, und wie weise und heilsam auch dieser Geist sei,
so bringt er Einförmigkeit und eine fremde Handlungsweise
in der Nation hervor. Statt dass die Menschen in Gesell-
schaft traten, um ihre Kräfte zu schärfen, sollten sie auch
dadurch an ausschliessendem Besitz und Genuss verlieren; so
erlangen sie Güter auf Kosten ihrer Kräfte. Gerade die
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