Humboldt, Alexander von: Die Insel King. In: Morgenblatt für gebildete Stände, Nr. 67 (1810), S. 265-267, 270-272.[Spaltenumbruch]
Die Jnsel King. (Noch ungedruckt, aus dem zweyten Bande der Voyages aux Mitten in der westlichen Oeffnung der Meerenge Baß, Die Jnsel King scheint, wegen ihrer Lage zwischen den Der Verbindung aller hier erwähnten physischen Umstän- [Spaltenumbruch]
Die Jnſel King. (Noch ungedruckt, aus dem zweyten Bande der Voyages aux Mitten in der weſtlichen Oeffnung der Meerenge Baß, Die Jnſel King ſcheint, wegen ihrer Lage zwiſchen den Der Verbindung aller hier erwähnten phyſiſchen Umſtän- <TEI> <text> <front> <pb facs="#f0001"/><lb/> <titlePage type="main"> <titlePart type="volume"><hi rendition="#g">Nro.</hi> 67.</titlePart><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <docTitle> <titlePart type="main"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Morgenblatt<lb/> für<lb/> gebildete Stände</hi>.</hi> </titlePart> </docTitle><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <docDate> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Montag</hi>, 19. <hi rendition="#g">März</hi>, <hi rendition="#g">1810</hi>.</hi> </docDate><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <byline> <hi rendition="#et">So lang' ich bin, ſoll nichts von dir mich ſcheiden,<lb/> Natur, Natur!<lb/> v. <hi rendition="#g">Matthiſſon</hi>.</hi> </byline><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </titlePage> </front> <body> <cb/> <div n="1"> <head><hi rendition="#g">Die Jnſel King</hi>.</head><lb/> <p> <hi rendition="#c">(Noch ungedruckt, aus dem zweyten Bande der <hi rendition="#aq">Voyages aux<lb/> terres australes par <hi rendition="#g">Humboldt</hi> etc.</hi>)</hi> </p><lb/> <p>Mitten in der weſtlichen Oeffnung der Meerenge Baß,<lb/> beynahe gleich weit von dem Lande Diemen und von Neu-<lb/> Holland, liegt die Jnſel King, die von Norden nach Süden<lb/> ungefähr 40 Meilen lang, hingegen von Oſten nach Weſten<lb/> kaum 32 bis 33 Meilen breit iſt; ihr ganzer Umfang be-<lb/> trägt 46 bis 48 Meilen. Der ganze weſtliche Theil dieſer<lb/> Jnſel hat keinen Schutz gegen die Wellen des unermeßlichen<lb/> Sud-Oceans, und iſt mit ſehr gefährlichen Klippen beſetzt;<lb/> die Waſſertiefe iſt um die Jnſel her durchgehends ziemlich<lb/> beträchtlich, und ſogar in einer geringen Entfernung vom<lb/> Lande findet man nicht leicht weniger als 6 bis 10 Faden;<lb/> der Grund beſteht faſt überall aus einem ſchlammigen und<lb/> ſchwarzen Sande, der zum Ankern ſehr tauglich iſt; aber<lb/> unglücklicher Weiſe iſt die Schicht deſſelben ſo wenig tief,<lb/> und unter ihr ſind ſo ſcharfe Felſen, daß es vielleicht keine<lb/> Stellen gibt, welche der Schiffer mehr zu fürchten hätte.<lb/> Zu dieſem Uebel kommt bey der Jnſel King auch noch der<lb/> ſchlimme Umſtand, daß ſie den Südweſtwinden ausgeſetzt<lb/> und ſchrecklichen Strömungen unterworfen iſt. Endlich<lb/> findet man an dem ganzen Umfange der Jnſel keinen Hafen,<lb/> ja nicht einmal eine tiefe Bay. Aus dieſen Umſtänden<lb/> zuſammen genommen, muß ſich ergeben, daß es für die<lb/> Schiffe äußerſt gefährlich iſt, an dieſer Jnſel zu ankern.</p><lb/> <p>Die Jnſel King ſcheint, wegen ihrer Lage zwiſchen den<lb/> hohen Bergen des Vorgebirges, der Jnſeln Furneaux und<lb/><cb/> des Diemenslandes, wegen des Umſtandes, daß ſie frey und<lb/> abgeſondert liegt, und den Südweſtwinden ausgeſetzt iſt,<lb/> wegen der dicken Wälder, womit ſie bedeckt iſt, und wegen<lb/> der Beſchaffenheit der Felſen, woraus ihr Boden beſteht,<lb/> beſtändig eine feuchte und kalte Temperatur zu haben:<lb/> wirklich, obſchon wir uns zu einer Zeit daſelbſt befanden,<lb/> welche mit dem Monate Junius der nördlichen Halbkugel<lb/> übereinkommt, war doch die Atmoſphäre immer wie in<lb/> einem regneriſchen und ſpäten Herbſte unſerer Himmels-<lb/> ſtriche beſchaffen. Nebel und Thau waren daſelbſt immer<lb/> ſehr reichlich; in den vierzehn Tagen, die wir am Lande<lb/> zubrachten, regnete es ſo zu ſagen unaufhörlich; und wir<lb/> hörten von den engliſchen Flichern, welche ſich ſeit dreyzehn<lb/> Monaten daſelbſt aufhielten: daß es den größten Theil des<lb/> Jahres ſo ſey. Dieſe Regen ſind äußerſt kalt und ſchwer;<lb/> ſie dauern gewöhnlich zwey bis drey Stunden, und hören<lb/> nur einige Augenblicke auf, um darauf mit derſelben Hef-<lb/> tigkeit wieder anzufangen.</p><lb/> <p>Der Verbindung aller hier erwähnten phyſiſchen Umſtän-<lb/> de hat die Jnſel King den in dieſen Gegenden ſo ſchätzbaren<lb/> Vortheil zu danken, daß ſie mit ſüßem Waſſer reichlich<lb/> verſehen iſt. Ueberall, wo die Beſchaffenheit des Bodens<lb/> den Ausfluß und die Vereinigung des Waſſers nicht hindert,<lb/> findet man zahlreiche Quellen. Aber auf der nordöſtlichen,<lb/> auf der weſtlichen und ſüdweſtlichen Seite, wo der Boden<lb/> beſonders aus ſandigen Hügeln beſteht, welche das Regen-<lb/> waſſer nicht zurückhalten können, haben wir nirgends eine<lb/> Spur von Bächen entdecken können; und da dieſe Hügel<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0001]
Nro. 67.
Morgenblatt
für
gebildete Stände.
Montag, 19. März, 1810.
So lang' ich bin, ſoll nichts von dir mich ſcheiden,
Natur, Natur!
v. Matthiſſon.
Die Jnſel King.
(Noch ungedruckt, aus dem zweyten Bande der Voyages aux
terres australes par Humboldt etc.)
Mitten in der weſtlichen Oeffnung der Meerenge Baß,
beynahe gleich weit von dem Lande Diemen und von Neu-
Holland, liegt die Jnſel King, die von Norden nach Süden
ungefähr 40 Meilen lang, hingegen von Oſten nach Weſten
kaum 32 bis 33 Meilen breit iſt; ihr ganzer Umfang be-
trägt 46 bis 48 Meilen. Der ganze weſtliche Theil dieſer
Jnſel hat keinen Schutz gegen die Wellen des unermeßlichen
Sud-Oceans, und iſt mit ſehr gefährlichen Klippen beſetzt;
die Waſſertiefe iſt um die Jnſel her durchgehends ziemlich
beträchtlich, und ſogar in einer geringen Entfernung vom
Lande findet man nicht leicht weniger als 6 bis 10 Faden;
der Grund beſteht faſt überall aus einem ſchlammigen und
ſchwarzen Sande, der zum Ankern ſehr tauglich iſt; aber
unglücklicher Weiſe iſt die Schicht deſſelben ſo wenig tief,
und unter ihr ſind ſo ſcharfe Felſen, daß es vielleicht keine
Stellen gibt, welche der Schiffer mehr zu fürchten hätte.
Zu dieſem Uebel kommt bey der Jnſel King auch noch der
ſchlimme Umſtand, daß ſie den Südweſtwinden ausgeſetzt
und ſchrecklichen Strömungen unterworfen iſt. Endlich
findet man an dem ganzen Umfange der Jnſel keinen Hafen,
ja nicht einmal eine tiefe Bay. Aus dieſen Umſtänden
zuſammen genommen, muß ſich ergeben, daß es für die
Schiffe äußerſt gefährlich iſt, an dieſer Jnſel zu ankern.
Die Jnſel King ſcheint, wegen ihrer Lage zwiſchen den
hohen Bergen des Vorgebirges, der Jnſeln Furneaux und
des Diemenslandes, wegen des Umſtandes, daß ſie frey und
abgeſondert liegt, und den Südweſtwinden ausgeſetzt iſt,
wegen der dicken Wälder, womit ſie bedeckt iſt, und wegen
der Beſchaffenheit der Felſen, woraus ihr Boden beſteht,
beſtändig eine feuchte und kalte Temperatur zu haben:
wirklich, obſchon wir uns zu einer Zeit daſelbſt befanden,
welche mit dem Monate Junius der nördlichen Halbkugel
übereinkommt, war doch die Atmoſphäre immer wie in
einem regneriſchen und ſpäten Herbſte unſerer Himmels-
ſtriche beſchaffen. Nebel und Thau waren daſelbſt immer
ſehr reichlich; in den vierzehn Tagen, die wir am Lande
zubrachten, regnete es ſo zu ſagen unaufhörlich; und wir
hörten von den engliſchen Flichern, welche ſich ſeit dreyzehn
Monaten daſelbſt aufhielten: daß es den größten Theil des
Jahres ſo ſey. Dieſe Regen ſind äußerſt kalt und ſchwer;
ſie dauern gewöhnlich zwey bis drey Stunden, und hören
nur einige Augenblicke auf, um darauf mit derſelben Hef-
tigkeit wieder anzufangen.
Der Verbindung aller hier erwähnten phyſiſchen Umſtän-
de hat die Jnſel King den in dieſen Gegenden ſo ſchätzbaren
Vortheil zu danken, daß ſie mit ſüßem Waſſer reichlich
verſehen iſt. Ueberall, wo die Beſchaffenheit des Bodens
den Ausfluß und die Vereinigung des Waſſers nicht hindert,
findet man zahlreiche Quellen. Aber auf der nordöſtlichen,
auf der weſtlichen und ſüdweſtlichen Seite, wo der Boden
beſonders aus ſandigen Hügeln beſteht, welche das Regen-
waſſer nicht zurückhalten können, haben wir nirgends eine
Spur von Bächen entdecken können; und da dieſe Hügel
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