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Humboldt, Alexander von: Jagd und Kampf der electrischen Aale mit Pferden. In: Annalen der Physik, 25 (1807), S. 34-43.

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gehn, zerschnitten oder unterbunden werden, die-
se Organe in ihrer Wirkung gerade so gehemmt sind,
wie ein Muskel, dessen Hauptarterie oder Haupt-
nerve unterbunden ist; beide bleiben gleich unbe-
weglich, so lange die Unterbindung dauert. Die
electrischen Organe des Zitterrochens und der Zit-
teraale sind folglich der Herrschaft des Nervensy-
stems unterworfen, und sind keinesweges gewöhn-
liche electromotorische Apparate, welche aus den
benachbarten Wasserschichten die ihnen entzogene
Electricität wieder anziehen. Ist dieses aber der
Fall, so darf es uns nicht befremden, dass die Stär-
ke der electrischen Schläge des Zitteraals von dem
Zustande seiner Gesundheit abhängt, und dass Ru-
he, Nahrung, Alter, und vielleicht noch eine
Menge anderer physischer, auch moralische Gründe
darauf Einfluss haben.

Die Zitteraale, welche nach dem Ufer fliehen,
werden sehr leicht gefangen, mit kleinen an einen
Strick befestigten Harpunen, die man ihnen in den
Leib wirft. Die Harpune spiesst manchmahl ihrer
zwei auf. Ist der Strick sehr trocken und ziemlich
lang, so kann man sie damit an das Ufer ziehen,
ohne Schläge zu erhalten. In wenig Minuten wa-
ren 5 grosse Zitteraale auf dem Trockenen. Wir
hätten zwanzig haben können, hätten wir ihrer so
viele zu unsern Versuchen bedurft. Einige waren
nur leicht am Schwanze verwundet, andere schwer
am Kopfe; und wir konnten deutlich beobachten,
wie die natürliche Electricität dieses Fisches nach

gehn, zerſchnitten oder unterbunden werden, die-
ſe Organe in ihrer Wirkung gerade ſo gehemmt ſind,
wie ein Muskel, deſſen Hauptarterie oder Haupt-
nerve unterbunden iſt; beide bleiben gleich unbe-
weglich, ſo lange die Unterbindung dauert. Die
electriſchen Organe des Zitterrochens und der Zit-
teraale ſind folglich der Herrſchaft des Nervenſy-
ſtems unterworfen, und ſind keinesweges gewöhn-
liche electromotoriſche Apparate, welche aus den
benachbarten Waſſerſchichten die ihnen entzogene
Electricität wieder anziehen. Iſt dieſes aber der
Fall, ſo darf es uns nicht befremden, daſs die Stär-
ke der electriſchen Schläge des Zitteraals von dem
Zuſtande ſeiner Geſundheit abhängt, und daſs Ru-
he, Nahrung, Alter, und vielleicht noch eine
Menge anderer phyſiſcher, auch moraliſche Gründe
darauf Einfluſs haben.

Die Zitteraale, welche nach dem Ufer fliehen,
werden ſehr leicht gefangen, mit kleinen an einen
Strick befeſtigten Harpunen, die man ihnen in den
Leib wirft. Die Harpune ſpieſst manchmahl ihrer
zwei auf. Iſt der Strick ſehr trocken und ziemlich
lang, ſo kann man ſie damit an das Ufer ziehen,
ohne Schläge zu erhalten. In wenig Minuten wa-
ren 5 groſse Zitteraale auf dem Trockenen. Wir
hätten zwanzig haben können, hätten wir ihrer ſo
viele zu unſern Verſuchen bedurft. Einige waren
nur leicht am Schwanze verwundet, andere ſchwer
am Kopfe; und wir konnten deutlich beobachten,
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[41/0009] gehn, zerſchnitten oder unterbunden werden, die- ſe Organe in ihrer Wirkung gerade ſo gehemmt ſind, wie ein Muskel, deſſen Hauptarterie oder Haupt- nerve unterbunden iſt; beide bleiben gleich unbe- weglich, ſo lange die Unterbindung dauert. Die electriſchen Organe des Zitterrochens und der Zit- teraale ſind folglich der Herrſchaft des Nervenſy- ſtems unterworfen, und ſind keinesweges gewöhn- liche electromotoriſche Apparate, welche aus den benachbarten Waſſerſchichten die ihnen entzogene Electricität wieder anziehen. Iſt dieſes aber der Fall, ſo darf es uns nicht befremden, daſs die Stär- ke der electriſchen Schläge des Zitteraals von dem Zuſtande ſeiner Geſundheit abhängt, und daſs Ru- he, Nahrung, Alter, und vielleicht noch eine Menge anderer phyſiſcher, auch moraliſche Gründe darauf Einfluſs haben. Die Zitteraale, welche nach dem Ufer fliehen, werden ſehr leicht gefangen, mit kleinen an einen Strick befeſtigten Harpunen, die man ihnen in den Leib wirft. Die Harpune ſpieſst manchmahl ihrer zwei auf. Iſt der Strick ſehr trocken und ziemlich lang, ſo kann man ſie damit an das Ufer ziehen, ohne Schläge zu erhalten. In wenig Minuten wa- ren 5 groſse Zitteraale auf dem Trockenen. Wir hätten zwanzig haben können, hätten wir ihrer ſo viele zu unſern Verſuchen bedurft. Einige waren nur leicht am Schwanze verwundet, andere ſchwer am Kopfe; und wir konnten deutlich beobachten, wie die natürliche Electricität dieſes Fiſches nach

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Jagd und Kampf der electrischen Aale mit Pferden. In: Annalen der Physik, 25 (1807), S. 34-43, hier S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_jagd_1807/9>, abgerufen am 24.04.2024.