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Humboldt, Alexander von: Jagd und Kampf der electrischen Aale mit Pferden. In: Annalen der Physik, 25 (1807), S. 34-43.

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der verschiedenen Stärke der Lebenskraft sich mo-
dificirt.

Wir haben unsre Versuche über die merkwür-
digen electrischen Erscheinungen des Gymnotus ele-
ctricus
nicht bloss an diesen in unsrer Gegenwart ge-
fangenen Fischen angestellt, sondern auch an einem
Zitteraal von ausserordentlicher Grösse, den wir
nach unsrer Zurückkunft von Rastro, zu Calobozo
in unsrer Wohnung vorfanden. Er war mit einem
Netze gefangen, und nicht verwundet worden, und
man hatte ihn augenblicklich, nachdem man ihn aus
dem Sumpfe gezogen, in einen Zuber gethan und
nach Calobozo getragen. Da er beständig in dem-
selben Wasser geblieben war, an welches er sich ge-
wöhnt hatte, so konnte seine galvani'sche Electrici-
tät schwerlich geschwächt seyn. Wir werden indess
bald sehen, dass die verwundeten, und daher min-
der kraftvollen Zitteraale für Untersuchungen über
die galvanisch-electrischen Phänomene dieser Fische
viel belehrender sind, als Zitteraale in ihrer vollen
Kraft. Es entgehen dem Auge des Beobachters sehr
viele Nuancen, wenn der electrische Strom sich mit
einer solchen Heftigkeit entladet, dass er sich den
Weg durch minder vollkommene Leiter fast so gut
als durch die besten Leiter bahnt.

Wenn man gesehen hat, dass die Zitteraale ein
Pferd sinnlos zu Boden werfen, so darf man wohl
sich fürchten, sie in den ersten Augenblicken, nach-
dem sie an das Land gezogen worden, zu berühren.
Diese Furcht ist bei den Eingebornen so gross, dass

der verſchiedenen Stärke der Lebenskraft ſich mo-
dificirt.

Wir haben unſre Verſuche über die merkwür-
digen electriſchen Erſcheinungen des Gymnotus ele-
ctricus
nicht bloſs an dieſen in unſrer Gegenwart ge-
fangenen Fiſchen angeſtellt, ſondern auch an einem
Zitteraal von auſserordentlicher Gröſse, den wir
nach unſrer Zurückkunft von Raſtro, zu Calobozo
in unſrer Wohnung vorfanden. Er war mit einem
Netze gefangen, und nicht verwundet worden, und
man hatte ihn augenblicklich, nachdem man ihn aus
dem Sumpfe gezogen, in einen Zuber gethan und
nach Calobozo getragen. Da er beſtändig in dem-
ſelben Waſſer geblieben war, an welches er ſich ge-
wöhnt hatte, ſo konnte ſeine galvani'ſche Electrici-
tät ſchwerlich geſchwächt ſeyn. Wir werden indeſs
bald ſehen, daſs die verwundeten, und daher min-
der kraftvollen Zitteraale für Unterſuchungen über
die galvaniſch-electriſchen Phänomene dieſer Fiſche
viel belehrender ſind, als Zitteraale in ihrer vollen
Kraft. Es entgehen dem Auge des Beobachters ſehr
viele Nuancen, wenn der electriſche Strom ſich mit
einer ſolchen Heftigkeit entladet, daſs er ſich den
Weg durch minder vollkommene Leiter faſt ſo gut
als durch die beſten Leiter bahnt.

Wenn man geſehen hat, daſs die Zitteraale ein
Pferd ſinnlos zu Boden werfen, ſo darf man wohl
ſich fürchten, ſie in den erſten Augenblicken, nach-
dem ſie an das Land gezogen worden, zu berühren.
Dieſe Furcht iſt bei den Eingebornen ſo groſs, daſs

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[42/0010] der verſchiedenen Stärke der Lebenskraft ſich mo- dificirt. Wir haben unſre Verſuche über die merkwür- digen electriſchen Erſcheinungen des Gymnotus ele- ctricus nicht bloſs an dieſen in unſrer Gegenwart ge- fangenen Fiſchen angeſtellt, ſondern auch an einem Zitteraal von auſserordentlicher Gröſse, den wir nach unſrer Zurückkunft von Raſtro, zu Calobozo in unſrer Wohnung vorfanden. Er war mit einem Netze gefangen, und nicht verwundet worden, und man hatte ihn augenblicklich, nachdem man ihn aus dem Sumpfe gezogen, in einen Zuber gethan und nach Calobozo getragen. Da er beſtändig in dem- ſelben Waſſer geblieben war, an welches er ſich ge- wöhnt hatte, ſo konnte ſeine galvani'ſche Electrici- tät ſchwerlich geſchwächt ſeyn. Wir werden indeſs bald ſehen, daſs die verwundeten, und daher min- der kraftvollen Zitteraale für Unterſuchungen über die galvaniſch-electriſchen Phänomene dieſer Fiſche viel belehrender ſind, als Zitteraale in ihrer vollen Kraft. Es entgehen dem Auge des Beobachters ſehr viele Nuancen, wenn der electriſche Strom ſich mit einer ſolchen Heftigkeit entladet, daſs er ſich den Weg durch minder vollkommene Leiter faſt ſo gut als durch die beſten Leiter bahnt. Wenn man geſehen hat, daſs die Zitteraale ein Pferd ſinnlos zu Boden werfen, ſo darf man wohl ſich fürchten, ſie in den erſten Augenblicken, nach- dem ſie an das Land gezogen worden, zu berühren. Dieſe Furcht iſt bei den Eingebornen ſo groſs, daſs

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Jagd und Kampf der electrischen Aale mit Pferden. In: Annalen der Physik, 25 (1807), S. 34-43, hier S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_jagd_1807/10>, abgerufen am 20.04.2024.