Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Humboldt, Alexander von: Kosmos. Entwurf einer physischen Weltbeschreibung. Bd. 2. Stuttgart u. a., 1847.

Bild:
<< vorherige Seite
20 (S. 15.) Cicero de Natura Deorum II, 37. Eine Stelle, in welcher Sextus Empiricus (adversus Physicos lib. IX, 22 p. 554 Fabr.) eine ähnliche Aeußerung des Aristoteles anführt, verdient um so mehr Aufmerksamkeit als Sextus kurz vorher (IX, 20) auf einen anderen, für uns ebenfalls verlorenen Text (über Divination und Träume) anspielt.
21 (S. 15.) "Aristoteles flumen orationis aureum fundens", Cic. Acad. Quaest. II cap. 38. (Vergl. Stahr, Aristotelia Th. II. S. 161 und in desselben Schrift: Aristoteles bei den Römern S. 53.)
22 (S. 17.) Menandri Rhetoris Comment. de Encomiis ex rec. Heeren 1785 sect. I cap. 5 p. 38 und 39. Der strenge Kritiker nennt das didactische Naturgedicht pssukhroteron, eine frostige Composition, in der die Naturkräfte ihrer Persönlichkeit entkleidet auftreten, Apoll das Licht, Here der Inbegriff der Lufterscheinungen, Zeus die Wärme ist. Auch Plutarch (de aud. poet. p. 27 Steph.) verspottet die sogenannten Naturgedichte, welche nur die Form der Poesie haben. Nach dem Stagiriten (de Poet. c. 1) ist Empedocles mehr Physiologe als Dichter, er hat mit Homer nichts gemein als das Versmaaß.
23 (S. 17.) "Es mag wunderbar scheinen, die Dichtung, die sich überall an Gestalt, Farbe und Mannigfaltigkeit erfreut, gerade mit den einfachsten und abgezogensten Ideen verbinden zu wollen; aber es ist darum nicht weniger richtig. Dichtung, Wissenschaft, Philosophie, Thatenkunde sind nicht in sich und ihrem Wesen nach gespalten; sie sind eins, wo der Mensch auf seinem Bildungsgange noch eins ist oder sich durch wahrhaft dichterische Stimmung in jene Einheit zurückversetzt." Wilhelm v. Humboldt, gesammelte Werke Bd. I. S. 98-102 (vergl. auch Bernhardy, röm. Litteratur S. 215-218 und Fried. Schlegel's sämmtliche Werke Bd. I. S. 108-110). Cicero (ad Quint. fratrem II, 11) schrieb freilich, wo nicht mürrisch, doch mit vieler Strenge, dem von Virgil, Ovid und Quintilian so hochgepriesenen Lucretius mehr Kunst als schöpferisches Talent (ingenium) zu.
24 (S. 17.) Lucret. lib. V v. 930-1455.
25 (S. 17.) Plato, Phaedr. p. 230; Cicero de Leg. I. 5, 15; II. 2, 1-3; II. 3, 6 (vergl. Wagner, Comment.
20 (S. 15.) Cicero de Natura Deorum II, 37. Eine Stelle, in welcher Sextus Empiricus (adversus Physicos lib. IX, 22 p. 554 Fabr.) eine ähnliche Aeußerung des Aristoteles anführt, verdient um so mehr Aufmerksamkeit als Sextus kurz vorher (IX, 20) auf einen anderen, für uns ebenfalls verlorenen Text (über Divination und Träume) anspielt.
21 (S. 15.) „Aristoteles flumen orationis aureum fundens", Cic. Acad. Quaest. II cap. 38. (Vergl. Stahr, Aristotelia Th. II. S. 161 und in desselben Schrift: Aristoteles bei den Römern S. 53.)
22 (S. 17.) Menandri Rhetoris Comment. de Encomiis ex rec. Heeren 1785 sect. I cap. 5 p. 38 und 39. Der strenge Kritiker nennt das didactische Naturgedicht ψσυχρότερον, eine frostige Composition, in der die Naturkräfte ihrer Persönlichkeit entkleidet auftreten, Apoll das Licht, Here der Inbegriff der Lufterscheinungen, Zeus die Wärme ist. Auch Plutarch (de aud. poet. p. 27 Steph.) verspottet die sogenannten Naturgedichte, welche nur die Form der Poesie haben. Nach dem Stagiriten (de Poet. c. 1) ist Empedocles mehr Physiologe als Dichter, er hat mit Homer nichts gemein als das Versmaaß.
23 (S. 17.) „Es mag wunderbar scheinen, die Dichtung, die sich überall an Gestalt, Farbe und Mannigfaltigkeit erfreut, gerade mit den einfachsten und abgezogensten Ideen verbinden zu wollen; aber es ist darum nicht weniger richtig. Dichtung, Wissenschaft, Philosophie, Thatenkunde sind nicht in sich und ihrem Wesen nach gespalten; sie sind eins, wo der Mensch auf seinem Bildungsgange noch eins ist oder sich durch wahrhaft dichterische Stimmung in jene Einheit zurückversetzt." Wilhelm v. Humboldt, gesammelte Werke Bd. I. S. 98–102 (vergl. auch Bernhardy, röm. Litteratur S. 215–218 und Fried. Schlegel's sämmtliche Werke Bd. I. S. 108–110). Cicero (ad Quint. fratrem II, 11) schrieb freilich, wo nicht mürrisch, doch mit vieler Strenge, dem von Virgil, Ovid und Quintilian so hochgepriesenen Lucretius mehr Kunst als schöpferisches Talent (ingenium) zu.
24 (S. 17.) Lucret. lib. V v. 930–1455.
25 (S. 17.) Plato, Phaedr. p. 230; Cicero de Leg. I. 5, 15; II. 2, 1–3; II. 3, 6 (vergl. Wagner, Comment.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0112" n="107"/>
            <note xml:id="ftn19-text" prev="#ftn19" place="end" n="20"> (S. 15.) <hi rendition="#g">Cicero de Natura Deorum</hi> II, 37. Eine Stelle, in welcher <hi rendition="#g">Sextus Empiricus (adversus Physicos</hi> lib. IX, 22 p. 554 Fabr.) eine ähnliche Aeußerung des Aristoteles anführt, verdient um so mehr Aufmerksamkeit als Sextus kurz vorher (IX, 20) auf einen anderen, für uns ebenfalls verlorenen Text (über Divination und Träume) anspielt.</note>
            <note xml:id="ftn20-text" prev="#ftn20" place="end" n="21"> (S. 15.) &#x201E;Aristoteles flumen orationis aureum fundens", <hi rendition="#g">Cic. Acad. Quaest.</hi> II cap. 38. (Vergl. <hi rendition="#g">Stahr, Aristotelia</hi> Th. II. S. 161 und in desselben Schrift: <hi rendition="#g">Aristoteles bei den Römern</hi> S. 53.)</note>
            <note xml:id="ftn21-text" prev="#ftn21" place="end" n="22"> (S. 17.) <hi rendition="#g">Menandri</hi> Rhetoris <hi rendition="#g">Comment. de Encomiis</hi> ex rec. Heeren 1785 sect. I cap. 5 p. 38 und 39. Der strenge Kritiker nennt das didactische Naturgedicht <hi rendition="#i"><foreign xml:lang="ell">&#x03C8;&#x03C3;&#x03C5;&#x03C7;&#x03C1;&#x03CC;&#x03C4;&#x03B5;&#x03C1;&#x03BF;&#x03BD;</foreign></hi>, eine <hi rendition="#g">frostige</hi> Composition, in der die Naturkräfte ihrer Persönlichkeit entkleidet auftreten, Apoll das Licht, Here der Inbegriff der Lufterscheinungen, Zeus die Wärme ist. Auch <hi rendition="#g">Plutarch (de aud. poet.</hi> p. 27 Steph.) verspottet die sogenannten Naturgedichte, welche nur die Form der Poesie haben. Nach dem Stagiriten <hi rendition="#g">(de Poet.</hi> c. 1) ist Empedocles mehr Physiologe als Dichter, er hat mit Homer nichts gemein als das Versmaaß.</note>
            <note xml:id="ftn22-text" prev="#ftn22" place="end" n="23"> (S. 17.) &#x201E;Es mag wunderbar scheinen, die Dichtung, die sich überall an Gestalt, Farbe und Mannigfaltigkeit erfreut, gerade mit den einfachsten und abgezogensten Ideen verbinden zu wollen; aber es ist darum nicht weniger richtig. Dichtung, Wissenschaft, Philosophie, Thatenkunde sind nicht in sich und ihrem Wesen nach gespalten; sie sind eins, wo der Mensch auf seinem Bildungsgange noch eins ist oder sich durch wahrhaft dichterische Stimmung in jene Einheit zurückversetzt." <hi rendition="#g">Wilhelm v. Humboldt, gesammelte Werke</hi> Bd. I. S. 98&#x2013;102 (vergl. auch <hi rendition="#g">Bernhardy, röm. Litteratur</hi> S. 215&#x2013;218 und <hi rendition="#g">Fried. Schlegel's sämmtliche Werke</hi> Bd. I. S. 108&#x2013;110). <hi rendition="#g">Cicero (ad Quint. fratrem</hi> II, 11) schrieb freilich, wo nicht mürrisch, doch mit vieler Strenge, dem von Virgil, Ovid und Quintilian so hochgepriesenen Lucretius mehr Kunst als schöpferisches Talent (ingenium) zu.</note>
            <note xml:id="ftn23-text" prev="#ftn23" place="end" n="24"> (S. 17.) <hi rendition="#g">Lucret.</hi> lib. V v. 930&#x2013;1455.</note>
            <note xml:id="ftn24-text" prev="#ftn24" place="end" n="25"> (S. 17.) <hi rendition="#g">Plato, Phaedr.</hi> p. 230; <hi rendition="#g">Cicero de Leg.</hi> I. 5, 15; II. 2, 1&#x2013;3; II. 3, 6 (vergl. <hi rendition="#g">Wagner, Comment.
</hi></note>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[107/0112] ²⁰ (S. 15.) Cicero de Natura Deorum II, 37. Eine Stelle, in welcher Sextus Empiricus (adversus Physicos lib. IX, 22 p. 554 Fabr.) eine ähnliche Aeußerung des Aristoteles anführt, verdient um so mehr Aufmerksamkeit als Sextus kurz vorher (IX, 20) auf einen anderen, für uns ebenfalls verlorenen Text (über Divination und Träume) anspielt. ²¹ (S. 15.) „Aristoteles flumen orationis aureum fundens", Cic. Acad. Quaest. II cap. 38. (Vergl. Stahr, Aristotelia Th. II. S. 161 und in desselben Schrift: Aristoteles bei den Römern S. 53.) ²² (S. 17.) Menandri Rhetoris Comment. de Encomiis ex rec. Heeren 1785 sect. I cap. 5 p. 38 und 39. Der strenge Kritiker nennt das didactische Naturgedicht ψσυχρότερον, eine frostige Composition, in der die Naturkräfte ihrer Persönlichkeit entkleidet auftreten, Apoll das Licht, Here der Inbegriff der Lufterscheinungen, Zeus die Wärme ist. Auch Plutarch (de aud. poet. p. 27 Steph.) verspottet die sogenannten Naturgedichte, welche nur die Form der Poesie haben. Nach dem Stagiriten (de Poet. c. 1) ist Empedocles mehr Physiologe als Dichter, er hat mit Homer nichts gemein als das Versmaaß. ²³ (S. 17.) „Es mag wunderbar scheinen, die Dichtung, die sich überall an Gestalt, Farbe und Mannigfaltigkeit erfreut, gerade mit den einfachsten und abgezogensten Ideen verbinden zu wollen; aber es ist darum nicht weniger richtig. Dichtung, Wissenschaft, Philosophie, Thatenkunde sind nicht in sich und ihrem Wesen nach gespalten; sie sind eins, wo der Mensch auf seinem Bildungsgange noch eins ist oder sich durch wahrhaft dichterische Stimmung in jene Einheit zurückversetzt." Wilhelm v. Humboldt, gesammelte Werke Bd. I. S. 98–102 (vergl. auch Bernhardy, röm. Litteratur S. 215–218 und Fried. Schlegel's sämmtliche Werke Bd. I. S. 108–110). Cicero (ad Quint. fratrem II, 11) schrieb freilich, wo nicht mürrisch, doch mit vieler Strenge, dem von Virgil, Ovid und Quintilian so hochgepriesenen Lucretius mehr Kunst als schöpferisches Talent (ingenium) zu. ²⁴ (S. 17.) Lucret. lib. V v. 930–1455. ²⁵ (S. 17.) Plato, Phaedr. p. 230; Cicero de Leg. I. 5, 15; II. 2, 1–3; II. 3, 6 (vergl. Wagner, Comment.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Posner Collection: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-01-09T11:04:31Z)
Moritz Bodner: Erstellung bzw. Korrektur der griechischen Textpassagen (2013-04-18T11:04:31Z)



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_kosmos02_1847
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_kosmos02_1847/112
Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Kosmos. Entwurf einer physischen Weltbeschreibung. Bd. 2. Stuttgart u. a., 1847, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_kosmos02_1847/112>, abgerufen am 21.11.2024.