Humboldt, Alexander von: Ueber den Manati des Orinoko. In: Archiv für Naturgeschichte, 4 Jg., Bd. 1 (1838), S. 1-18, [397], [399].her ausgesprochen, aber sie gründete sich nur auf vage Ver- 8) Voyage dans d'inter de l'Ameriq. merid. 1778. 8. p. 152.
her ausgesprochen, aber sie gründete sich nur auf vage Ver- 8) Voyage dans d'inter de l'Ameriq. mérid. 1778. 8. p. 152.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="3"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0012" n="11"/> her ausgesprochen, aber sie gründete sich nur auf vage Ver-<lb/> muthungen, da man einen specifischen Unterschied nicht nachzu-<lb/> weisen vermochte. Zuerst scheint <hi rendition="#g">de la Condamine</hi> eine Ver-<lb/> schiedenheit beider Thiere geahnet zu haben. Wenigstens deuten<lb/> seine Worte<note place="foot" n="8)"><hi rendition="#i">Voyage dans d'inter de l'Ameriq. mérid. 1778. 8. p. 152.</hi></note> darauf hin. „<hi rendition="#i">C'est le méme,“</hi> setzt er zur<lb/> Beschreibung des Manati vom Amazonenstrome hinzu, <hi rendition="#i">„qu'on<lb/> nommoit autrefois <hi rendition="#g">manati</hi>, et qu'on nomme aujourd'hui<lb/><hi rendition="#g">Lamantin</hi> á Cayenne et dans les îles francoises d' Ame-<lb/> rique, mais <hi rendition="#g">je crois l'espèce un peu differente</hi>.“</hi><lb/> Dies mag hauptsächlich <hi rendition="#g">Buffon</hi> bewogen haben, einen <hi rendition="#g">gro-<lb/> ſsen Manati der Antillen</hi> (<hi rendition="#i">grand Lamantin des Antil-<lb/> les)</hi>, und einen kleinen <hi rendition="#g">Manati Amerika's</hi> (<hi rendition="#i">petit Laman-<lb/> tin d'Amerique</hi>) anzunehmen (<hi rendition="#i">Suppl. Tom. VI.</hi>), was <hi rendition="#g">Cu-<lb/> vier</hi> geradezu umkehrt, wenn er dem <hi rendition="#g">Buffon</hi> einen <hi rendition="#i">petit<lb/> Lamantin des Antilles</hi> zuschreibt. Auch gründete <hi rendition="#g">Buf-<lb/> fon</hi> nicht, wie <hi rendition="#g">Cuvier</hi> angiebt (<hi rendition="#i">Oss. foss. 4 edit. VIII. p.<lb/> 59.</hi>), den Unterschied beider einzig und allein auf den ver-<lb/> meintlichen Mangel der Backenzähne bei der kleineren Art,<lb/> sondern es war einerseits die verschiedene Gröſse, anderer-<lb/> seits die Verschiedenheit der Lebensweise, was bei ihm die<lb/> Vermuthung einer specifischen Differenz beider Thiere er-<lb/> weckte. Der gröſsere westindische Manati sollte mehr ein<lb/> Küstenthier sein, höchstens in den Mündungen der Flüsse sich<lb/> sehen lassen, dabei eine Länge von 12, 14, 15–20′ erreichen;<lb/> der kleine Manati Südamerika's sollte um ⅔ kleiner sein (p.<lb/> 404.), und sich nicht nur an den Küsten, sondern auch in den<lb/> Flüssen und Seen des Innern von Südamerika finden, im Ori-<lb/> noko, Oyapock, Amazonenstrom, in der Campeche-Bay und<lb/> an den kleineren südlich von Cuba <choice><sic>belegenen</sic><corr>gelegenen</corr></choice> Inseln.<hi rendition="#g">Buf-<lb/> fon's</hi> Angabe, daſs sich letztere Art vom Manati des Sene-<lb/> gal und der Antillen durch den Mangel der Backenzähne un-<lb/> terscheide, steht mit seinen früheren Worten, in welchen er<lb/> alle 3 Manati-Arten durch den Besitz wahrer Backenzähne<lb/> vom <hi rendition="#i">Manatus borealis (Rhytina III.)</hi> unterscheidet, im ge-<lb/> raden Widerspruche. Daſs diese auf Miſsverständniſs unge-<lb/> nauer Angaben beruhenden Unterschiede vor <hi rendition="#g">G. Cuvier's</hi><lb/> strenger Kritik keine Anerkennung finden konnten, leuchtet<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [11/0012]
her ausgesprochen, aber sie gründete sich nur auf vage Ver-
muthungen, da man einen specifischen Unterschied nicht nachzu-
weisen vermochte. Zuerst scheint de la Condamine eine Ver-
schiedenheit beider Thiere geahnet zu haben. Wenigstens deuten
seine Worte 8) darauf hin. „C'est le méme,“ setzt er zur
Beschreibung des Manati vom Amazonenstrome hinzu, „qu'on
nommoit autrefois manati, et qu'on nomme aujourd'hui
Lamantin á Cayenne et dans les îles francoises d' Ame-
rique, mais je crois l'espèce un peu differente.“
Dies mag hauptsächlich Buffon bewogen haben, einen gro-
ſsen Manati der Antillen (grand Lamantin des Antil-
les), und einen kleinen Manati Amerika's (petit Laman-
tin d'Amerique) anzunehmen (Suppl. Tom. VI.), was Cu-
vier geradezu umkehrt, wenn er dem Buffon einen petit
Lamantin des Antilles zuschreibt. Auch gründete Buf-
fon nicht, wie Cuvier angiebt (Oss. foss. 4 edit. VIII. p.
59.), den Unterschied beider einzig und allein auf den ver-
meintlichen Mangel der Backenzähne bei der kleineren Art,
sondern es war einerseits die verschiedene Gröſse, anderer-
seits die Verschiedenheit der Lebensweise, was bei ihm die
Vermuthung einer specifischen Differenz beider Thiere er-
weckte. Der gröſsere westindische Manati sollte mehr ein
Küstenthier sein, höchstens in den Mündungen der Flüsse sich
sehen lassen, dabei eine Länge von 12, 14, 15–20′ erreichen;
der kleine Manati Südamerika's sollte um ⅔ kleiner sein (p.
404.), und sich nicht nur an den Küsten, sondern auch in den
Flüssen und Seen des Innern von Südamerika finden, im Ori-
noko, Oyapock, Amazonenstrom, in der Campeche-Bay und
an den kleineren südlich von Cuba gelegenen Inseln.Buf-
fon's Angabe, daſs sich letztere Art vom Manati des Sene-
gal und der Antillen durch den Mangel der Backenzähne un-
terscheide, steht mit seinen früheren Worten, in welchen er
alle 3 Manati-Arten durch den Besitz wahrer Backenzähne
vom Manatus borealis (Rhytina III.) unterscheidet, im ge-
raden Widerspruche. Daſs diese auf Miſsverständniſs unge-
nauer Angaben beruhenden Unterschiede vor G. Cuvier's
strenger Kritik keine Anerkennung finden konnten, leuchtet
8) Voyage dans d'inter de l'Ameriq. mérid. 1778. 8. p. 152.
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