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Humboldt, Alexander von: Ueber den Manati des Orinoko. In: Archiv für Naturgeschichte, 4 Jg., Bd. 1 (1838), S. 1-18, [397], [399].

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ein. Er verwarf sie mit Recht als Nominalarten. Als indes-
sen dieser grosse Naturforscher die zweite Ausgabe seiner
Recherches sur les Ossem. fossil. besorgte, lag ihm eine Ab-
bildung vor, welche ihn wohl eines anderen hätte belehren
können. Ich meine die Abbildung eines von Jamaica einge-
sandten Manati, welche Everard Home in den Philos.
Transact.
vom Jahre 1821 publicirt hatte. G. Cuvier kannte
und citirt sie; ja er lobt sie als eine gute Abbildung. Dass
aber die beigefügte Darstellung des Skelets in der Schädel-
form mehr mit seinem Manatus senegalensis, als mit seinem
Manatus americanus übereinstimmte, entging ihm. Eben so
wenig ist neuerlich Fr. Cuvier in seiner Hist. nat. des Ce-
taces, Paris 1836
, hierauf aufmerksam gewesen. Er betrach-
tet Home's Abbildung als die einzige gute Figur des süd-
amerikanischen Manati
, und copirt sie auf der ersten
Tafel seines Atlas, als den Manatus americanus (Lamantin
de l'Amerique meridionale)
vorstellend. Und doch hätte er
um so mehr das von Home abgebildete Skelet einer genauen
Prüfung unterwerfen müssen, als dieses nicht aus Südamerika,
sondern aus den westindischen Gewässern stammte, und in-
zwischen Harlan nach zwei Schädeln eine neue Art unter
dem Namen Manatus latirostris unterschieden hatte9), wel-
cher Art er Westindien als muthmassliches Vaterland zuschreibt.
Nach Dr. Burow's Mittheilungen an Harlan finden sich
nämlich diese Thiere in grosser Menge an den Mündungen
der Flüsse, in der Nähe der Vorgebirge von Ostflorida, unter
25° nördl. Br. Die Indianer tödten sie mit Harpunen wäh-
rend der Sommermonate. Sie messen 8-10' und haben
etwa das Gewicht eines fetten Ochsen. "Wir haben eini-
gen Grund, anzunehmen,"
setzt Harlan hinzu, "dass
diese Art auch Westindien bewohnt
, und wahrschein-
lich ist es dasselbe Thier, dessen Cap. Henderson in seinem
Account of the british settlement of Honduras erwähnt."
Harlan's Abhandlung war Hrn. F. Cuvier nicht unbekannt; er
führt dessen Art freilich auf, scheint jedoch in ihre specifische
Differenz noch einige Zweifel zu setzen, aber gewiss ohne

9) 10) Journ. of the Acad. of nat. sc. of Philad. III., 2. p. 390 u.
Physic. medic. Research. p. 70.

ein. Er verwarf sie mit Recht als Nominalarten. Als indes-
sen dieser groſse Naturforscher die zweite Ausgabe seiner
Recherches sur les Ossem. fossil. besorgte, lag ihm eine Ab-
bildung vor, welche ihn wohl eines anderen hätte belehren
können. Ich meine die Abbildung eines von Jamaica einge-
sandten Manati, welche Everard Home in den Philos.
Transact.
vom Jahre 1821 publicirt hatte. G. Cuvier kannte
und citirt sie; ja er lobt sie als eine gute Abbildung. Daſs
aber die beigefügte Darstellung des Skelets in der Schädel-
form mehr mit seinem Manatus senegalensis, als mit seinem
Manatus americanus übereinstimmte, entging ihm. Eben so
wenig ist neuerlich Fr. Cuvier in seiner Hist. nat. des Cé-
tacés, Paris 1836
, hierauf aufmerksam gewesen. Er betrach-
tet Home's Abbildung als die einzige gute Figur des süd-
amerikanischen Manati
, und copirt sie auf der ersten
Tafel seines Atlas, als den Manatus americanus (Lamantin
de l'Amerique méridionale)
vorstellend. Und doch hätte er
um so mehr das von Home abgebildete Skelet einer genauen
Prüfung unterwerfen müssen, als dieses nicht aus Südamerika,
sondern aus den westindischen Gewässern stammte, und in-
zwischen Harlan nach zwei Schädeln eine neue Art unter
dem Namen Manatus latirostris unterschieden hatte9), wel-
cher Art er Westindien als muthmaſsliches Vaterland zuschreibt.
Nach Dr. Burow's Mittheilungen an Harlan finden sich
nämlich diese Thiere in groſser Menge an den Mündungen
der Flüsse, in der Nähe der Vorgebirge von Ostflorida, unter
25° nördl. Br. Die Indianer tödten sie mit Harpunen wäh-
rend der Sommermonate. Sie messen 8–10′ und haben
etwa das Gewicht eines fetten Ochsen. „Wir haben eini-
gen Grund, anzunehmen,“
setzt Harlan hinzu, „daſs
diese Art auch Westindien bewohnt
, und wahrschein-
lich ist es dasselbe Thier, dessen Cap. Henderson in seinem
Account of the british settlement of Honduras erwähnt.“
Harlan's Abhandlung war Hrn. F. Cuvier nicht unbekannt; er
führt dessen Art freilich auf, scheint jedoch in ihre specifische
Differenz noch einige Zweifel zu setzen, aber gewiſs ohne

9) 10) Journ. of the Acad. of nat. sc. of Philad. III., 2. p. 390 u.
Physic. medic. Research. p. 70.
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[12/0013] ein. Er verwarf sie mit Recht als Nominalarten. Als indes- sen dieser groſse Naturforscher die zweite Ausgabe seiner Recherches sur les Ossem. fossil. besorgte, lag ihm eine Ab- bildung vor, welche ihn wohl eines anderen hätte belehren können. Ich meine die Abbildung eines von Jamaica einge- sandten Manati, welche Everard Home in den Philos. Transact. vom Jahre 1821 publicirt hatte. G. Cuvier kannte und citirt sie; ja er lobt sie als eine gute Abbildung. Daſs aber die beigefügte Darstellung des Skelets in der Schädel- form mehr mit seinem Manatus senegalensis, als mit seinem Manatus americanus übereinstimmte, entging ihm. Eben so wenig ist neuerlich Fr. Cuvier in seiner Hist. nat. des Cé- tacés, Paris 1836, hierauf aufmerksam gewesen. Er betrach- tet Home's Abbildung als die einzige gute Figur des süd- amerikanischen Manati, und copirt sie auf der ersten Tafel seines Atlas, als den Manatus americanus (Lamantin de l'Amerique méridionale) vorstellend. Und doch hätte er um so mehr das von Home abgebildete Skelet einer genauen Prüfung unterwerfen müssen, als dieses nicht aus Südamerika, sondern aus den westindischen Gewässern stammte, und in- zwischen Harlan nach zwei Schädeln eine neue Art unter dem Namen Manatus latirostris unterschieden hatte 9), wel- cher Art er Westindien als muthmaſsliches Vaterland zuschreibt. Nach Dr. Burow's Mittheilungen an Harlan finden sich nämlich diese Thiere in groſser Menge an den Mündungen der Flüsse, in der Nähe der Vorgebirge von Ostflorida, unter 25° nördl. Br. Die Indianer tödten sie mit Harpunen wäh- rend der Sommermonate. Sie messen 8–10′ und haben etwa das Gewicht eines fetten Ochsen. „Wir haben eini- gen Grund, anzunehmen,“ setzt Harlan hinzu, „daſs diese Art auch Westindien bewohnt, und wahrschein- lich ist es dasselbe Thier, dessen Cap. Henderson in seinem Account of the british settlement of Honduras erwähnt.“ Harlan's Abhandlung war Hrn. F. Cuvier nicht unbekannt; er führt dessen Art freilich auf, scheint jedoch in ihre specifische Differenz noch einige Zweifel zu setzen, aber gewiſs ohne 9) 10) Journ. of the Acad. of nat. sc. of Philad. III., 2. p. 390 u. Physic. medic. Research. p. 70.

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Ueber den Manati des Orinoko. In: Archiv für Naturgeschichte, 4 Jg., Bd. 1 (1838), S. 1-18, [397], [399], S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_manati_1838/13>, abgerufen am 21.11.2024.