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Humboldt, Alexander von: Ueber Meeresströmungen im allgemeinen; und über die kalte peruanische Strömung der Südsee, im Gegensatze zu dem warmen Golf- oder Florida-Strome. [Druck vorgesehen für: Kleinere Schriften von Alexander von Humboldt. Zweiter Band (nicht erschienen).] Korrekturbogen aus dem Schiller Nationalmuseum, Deutsches Literaturarchiv in Marbach a. N.: Cotta-Archiv, s. e., [1833-ca. 1855], S. 31-145.

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als die Minima dar. Die Geschwindigkeit der Strömung nimmt viel schneller ab als die Temperatur. Das Volum der Oberfläche der Breite, ein nach Winden und Jahreszeiten sehr veränderliches Element, steht in entgegengesetztem Verhältnisse zu der Schnelligkeit und der Veränderung der Temperatur. Ein Strom, der flüssige Ufer hat, verändert leicht seine Breite, besonders da, wo entgegengesetzte Ströme gegen seine Ränder kämpfen. Nimmt der warme oceanische Strom mit einer temporären Vermehrung der Geschwindigkeit zu, so geschieht, was die Flüsse auf der Feste thun: der Golfstrom tritt aus seinen Ufern und überschwemmt das ihn begrenzende kältere, unbewegte Meer; die gesalzneren, aber sehr warmen, specifisch leichteren Wasser bilden eine dünne Schicht über den angrenzenden Uferräumen. Die Erscheinung ist nicht von langer Dauer, und lehrt, daß man nicht immer in dem eigentlichen, gewöhnlichen Bette des Golfstromes ist, wo man beginnt wärmeres Wasser in demselben Parallele zu finden. Wenn man allerdings mit Recht behauptet daß in seinen großen Zügen der allgemeinen Richtung, von dem Eingange in den engen Canal von Bahama bis long. 42°, das Phänomen des Golfstroms constant ist; so scheint doch aus der Vergleichung einer großen Zahl von Cursen, mit genauen, auf Chronometer oder Mond-Distanzen gegründeten Längen-Bestimmungen, sicher hervorzugehn, daß in gewissen Jahreszeiten der Strom in beträchtlichen Theilen seines Laufes sein Bette verläßt, und in nahe auf einander folgenden Jahren keineswegs um dieselben Raumgrössen.

Die Frage z. B., unter welchen Verhältnissen der Strom den südlichen Theil der großen Bank von Neufundland berührt, wie es der Fall war, als ich die Bank besuchte? und unter welchen Verhältnissen er sich südlicher hinzieht? kann, wie so viele

als die Minima dar. Die Geschwindigkeit der Strömung nimmt viel schneller ab als die Temperatur. Das Volum der Oberfläche der Breite, ein nach Winden und Jahreszeiten sehr veränderliches Element, steht in entgegengesetztem Verhältnisse zu der Schnelligkeit und der Veränderung der Temperatur. Ein Strom, der flüssige Ufer hat, verändert leicht seine Breite, besonders da, wo entgegengesetzte Ströme gegen seine Ränder kämpfen. Nimmt der warme oceanische Strom mit einer temporären Vermehrung der Geschwindigkeit zu, so geschieht, was die Flüsse auf der Feste thun: der Golfstrom tritt aus seinen Ufern und überschwemmt das ihn begrenzende kältere, unbewegte Meer; die gesalzneren, aber sehr warmen, specifisch leichteren Wasser bilden eine dünne Schicht über den angrenzenden Uferräumen. Die Erscheinung ist nicht von langer Dauer, und lehrt, daß man nicht immer in dem eigentlichen, gewöhnlichen Bette des Golfstromes ist, wo man beginnt wärmeres Wasser in demselben Parallele zu finden. Wenn man allerdings mit Recht behauptet daß in seinen großen Zügen der allgemeinen Richtung, von dem Eingange in den engen Canal von Bahama bis long. 42°, das Phänomen des Golfstroms constant ist; so scheint doch aus der Vergleichung einer großen Zahl von Cursen, mit genauen, auf Chronometer oder Mond-Distanzen gegründeten Längen-Bestimmungen, sicher hervorzugehn, daß in gewissen Jahreszeiten der Strom in beträchtlichen Theilen seines Laufes sein Bette verläßt, und in nahe auf einander folgenden Jahren keineswegs um dieselben Raumgrössen.

Die Frage z. B., unter welchen Verhältnissen der Strom den südlichen Theil der großen Bank von Neufundland berührt, wie es der Fall war, als ich die Bank besuchte? und unter welchen Verhältnissen er sich südlicher hinzieht? kann, wie so viele

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als die Minima dar. Die Geschwindigkeit der Strömung nimmt viel schneller ab als die Temperatur. Das Volum der Oberfläche der Breite, ein nach Winden und Jahreszeiten sehr veränderliches Element, steht in entgegengesetztem Verhältnisse zu der Schnelligkeit und der Veränderung der Temperatur. Ein Strom, der flüssige Ufer hat, verändert leicht seine Breite, besonders da, wo entgegengesetzte Ströme gegen seine Ränder kämpfen. Nimmt der warme oceanische Strom mit einer temporären Vermehrung der Geschwindigkeit zu, so geschieht, was die Flüsse auf der Feste thun: der Golfstrom tritt aus seinen Ufern und überschwemmt das ihn begrenzende kältere, unbewegte Meer; die gesalzneren, aber sehr warmen, specifisch leichteren Wasser bilden eine dünne Schicht über den angrenzenden Uferräumen. Die Erscheinung ist nicht von langer Dauer, und lehrt, daß man nicht immer in dem eigentlichen, gewöhnlichen Bette des Golfstromes ist, wo man beginnt wärmeres Wasser in demselben Parallele zu finden. Wenn man allerdings mit Recht behauptet daß in <hi rendition="#g">seinen großen Zügen</hi> der allgemeinen Richtung, von dem Eingange in den engen Canal von Bahama bis <hi rendition="#aq">long</hi>. 42°, das Phänomen des Golfstroms constant ist; so scheint doch aus der Vergleichung einer großen Zahl von Cursen, mit genauen, auf Chronometer oder Mond-Distanzen gegründeten Längen-Bestimmungen, sicher hervorzugehn, daß in gewissen Jahreszeiten der Strom in beträchtlichen Theilen seines Laufes sein Bette verläßt, und in nahe auf einander folgenden Jahren keineswegs um dieselben Raumgrössen. </p><lb/>
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[107/0077] als die Minima dar. Die Geschwindigkeit der Strömung nimmt viel schneller ab als die Temperatur. Das Volum der Oberfläche der Breite, ein nach Winden und Jahreszeiten sehr veränderliches Element, steht in entgegengesetztem Verhältnisse zu der Schnelligkeit und der Veränderung der Temperatur. Ein Strom, der flüssige Ufer hat, verändert leicht seine Breite, besonders da, wo entgegengesetzte Ströme gegen seine Ränder kämpfen. Nimmt der warme oceanische Strom mit einer temporären Vermehrung der Geschwindigkeit zu, so geschieht, was die Flüsse auf der Feste thun: der Golfstrom tritt aus seinen Ufern und überschwemmt das ihn begrenzende kältere, unbewegte Meer; die gesalzneren, aber sehr warmen, specifisch leichteren Wasser bilden eine dünne Schicht über den angrenzenden Uferräumen. Die Erscheinung ist nicht von langer Dauer, und lehrt, daß man nicht immer in dem eigentlichen, gewöhnlichen Bette des Golfstromes ist, wo man beginnt wärmeres Wasser in demselben Parallele zu finden. Wenn man allerdings mit Recht behauptet daß in seinen großen Zügen der allgemeinen Richtung, von dem Eingange in den engen Canal von Bahama bis long. 42°, das Phänomen des Golfstroms constant ist; so scheint doch aus der Vergleichung einer großen Zahl von Cursen, mit genauen, auf Chronometer oder Mond-Distanzen gegründeten Längen-Bestimmungen, sicher hervorzugehn, daß in gewissen Jahreszeiten der Strom in beträchtlichen Theilen seines Laufes sein Bette verläßt, und in nahe auf einander folgenden Jahren keineswegs um dieselben Raumgrössen. Die Frage z. B., unter welchen Verhältnissen der Strom den südlichen Theil der großen Bank von Neufundland berührt, wie es der Fall war, als ich die Bank besuchte? und unter welchen Verhältnissen er sich südlicher hinzieht? kann, wie so viele

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Ueber Meeresströmungen im allgemeinen; und über die kalte peruanische Strömung der Südsee, im Gegensatze zu dem warmen Golf- oder Florida-Strome. [Druck vorgesehen für: Kleinere Schriften von Alexander von Humboldt. Zweiter Band (nicht erschienen).] Korrekturbogen aus dem Schiller Nationalmuseum, Deutsches Literaturarchiv in Marbach a. N.: Cotta-Archiv, s. e., [1833-ca. 1855], S. 31-145, hier S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_meer_1833/77>, abgerufen am 21.11.2024.