Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Humboldt, Alexander von: Neue Versuche über den Metallreiz, besonders in Hinsicht auf die verschiedenartige Empfänglichkeit der thierischen Organe. In: Neues Journal der Physik. Bd. 3, H. 2 (1796), S. 165-184.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

dem Brennen verbunden. Dieß Brennen ist ungleich
empfindlicher, wenn die Wunde von einer Silberplatte
bedeckt und von einer Zinkstange in wenigen Berührungs-
punkten gereitzt wird, als wenn eine Zinkplatte auf der
Wunde liegt und man die silberne Pincette zur Verbin-
dung braucht.

Jch komme nun zu Versuchen, welche Jhnen (ich
darf es dreist behaupten) eine neue unerwartete
Wirkung der Metalle auf die gereitzte
Nervenfaser zeigen werden. Ob ich sie gleich zur
Prüfung der Voltaischen Electrizitätstheorie anstellte,
so werde ich dieselben doch lieber, als einfache That-
sachen, erzählen.

Jch hatte mehrmals im Herbst 1795 und im ver-
flossenen Frühjahr beobachtet*), daß bey sehr lebhaften
Thieren Zuckungen erfolgen, wenn Zink R den Nerven
armirt, auf den Nerv ein leitender Stoff L. (nasses
Tuch, Muskelfleisch, Morcheln,) liegt, und dieß L und
der Nerv mittelst Silber r verbunden wird. Die Kette,
Nerv. R. L. r.

ist also positiv. So wie die Lebenskraft der Thiere ver-
schwindet, so wird die vorgenannte Formel negativ, das
heißt, alle Zuckungen verschwinden, bis entweder L her-
austritt, oder auf L noch einmal Zink gelegt wird. Die
Kette Nerv. R. L. r. muß demnach in die Grundformel
Nerv. R. r. oder in
Nerv. R. L. R. r

umgeändert werden. Diese Erfahrung belehrte mich
augenscheinlich, daß das Nichterfolgen des Reitzes, bey

minder
*) Neues Journ. der Phys. B. 2. H. 2. S. 124.
M 4

dem Brennen verbunden. Dieß Brennen iſt ungleich
empfindlicher, wenn die Wunde von einer Silberplatte
bedeckt und von einer Zinkſtange in wenigen Beruͤhrungs-
punkten gereitzt wird, als wenn eine Zinkplatte auf der
Wunde liegt und man die ſilberne Pincette zur Verbin-
dung braucht.

Jch komme nun zu Verſuchen, welche Jhnen (ich
darf es dreiſt behaupten) eine neue unerwartete
Wirkung der Metalle auf die gereitzte
Nervenfaſer zeigen werden. Ob ich ſie gleich zur
Pruͤfung der Voltaiſchen Electrizitaͤtstheorie anſtellte,
ſo werde ich dieſelben doch lieber, als einfache That-
ſachen, erzaͤhlen.

Jch hatte mehrmals im Herbſt 1795 und im ver-
floſſenen Fruͤhjahr beobachtet*), daß bey ſehr lebhaften
Thieren Zuckungen erfolgen, wenn Zink R den Nerven
armirt, auf den Nerv ein leitender Stoff L. (naſſes
Tuch, Muskelfleiſch, Morcheln,) liegt, und dieß L und
der Nerv mittelſt Silber r verbunden wird. Die Kette,
Nerv. R. L. r.

iſt alſo poſitiv. So wie die Lebenskraft der Thiere ver-
ſchwindet, ſo wird die vorgenannte Formel negativ, das
heißt, alle Zuckungen verſchwinden, bis entweder L her-
austritt, oder auf L noch einmal Zink gelegt wird. Die
Kette Nerv. R. L. r. muß demnach in die Grundformel
Nerv. R. r. oder in
Nerv. R. L. R. r

umgeaͤndert werden. Dieſe Erfahrung belehrte mich
augenſcheinlich, daß das Nichterfolgen des Reitzes, bey

minder
*) Neues Journ. der Phyſ. B. 2. H. 2. S. 124.
M 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0008" n="171"/>
dem Brennen verbunden. Dieß Brennen i&#x017F;t ungleich<lb/>
empfindlicher, wenn die Wunde von einer Silberplatte<lb/>
bedeckt und von einer Zink&#x017F;tange in wenigen Beru&#x0364;hrungs-<lb/>
punkten gereitzt wird, als wenn eine Zinkplatte auf der<lb/>
Wunde liegt und man die &#x017F;ilberne Pincette zur Verbin-<lb/>
dung braucht.</p><lb/>
        <p>Jch komme nun zu Ver&#x017F;uchen, welche Jhnen (ich<lb/>
darf es drei&#x017F;t behaupten) eine <hi rendition="#g">neue unerwartete<lb/>
Wirkung der Metalle auf die gereitzte<lb/>
Nervenfa&#x017F;er</hi> zeigen werden. Ob ich &#x017F;ie gleich zur<lb/>
Pru&#x0364;fung der Voltai&#x017F;chen Electrizita&#x0364;tstheorie an&#x017F;tellte,<lb/>
&#x017F;o werde ich die&#x017F;elben doch lieber, als einfache That-<lb/>
&#x017F;achen, erza&#x0364;hlen.</p><lb/>
        <p>Jch hatte mehrmals im Herb&#x017F;t 1795 und im ver-<lb/>
flo&#x017F;&#x017F;enen Fru&#x0364;hjahr beobachtet<note place="foot" n="*)">Neues Journ. der Phy&#x017F;. B. 2. H. 2. S. 124.</note>, daß bey &#x017F;ehr lebhaften<lb/>
Thieren Zuckungen erfolgen, wenn Zink <hi rendition="#aq">R</hi> den Nerven<lb/>
armirt, auf den Nerv ein leitender Stoff <hi rendition="#aq">L.</hi> (na&#x017F;&#x017F;es<lb/>
Tuch, Muskelflei&#x017F;ch, Morcheln,) liegt, und dieß <hi rendition="#aq">L</hi> und<lb/>
der Nerv mittel&#x017F;t Silber <hi rendition="#aq">r</hi> verbunden wird. Die Kette,<lb/><hi rendition="#c"><hi rendition="#u"><hi rendition="#aq">Nerv. R. L. r.</hi></hi><lb/></hi><lb/>
i&#x017F;t al&#x017F;o po&#x017F;itiv. So wie die Lebenskraft der Thiere ver-<lb/>
&#x017F;chwindet, &#x017F;o wird die vorgenannte Formel negativ, das<lb/>
heißt, alle Zuckungen ver&#x017F;chwinden, bis entweder <hi rendition="#aq">L</hi> her-<lb/>
austritt, oder auf <hi rendition="#aq">L</hi> noch einmal Zink gelegt wird. Die<lb/><choice><sic>Kett</sic><corr>Kette</corr></choice> <hi rendition="#u"><hi rendition="#aq">Nerv. R. L. r.</hi></hi> muß demnach in die Grundformel<lb/><lb/> <hi rendition="#c"><hi rendition="#u"><hi rendition="#aq">Nerv. R. r.</hi></hi> oder in<lb/><lb/> <hi rendition="#u"><hi rendition="#aq">Nerv. R. L. R. r</hi></hi><lb/></hi><lb/>
umgea&#x0364;ndert werden. Die&#x017F;e Erfahrung belehrte mich<lb/>
augen&#x017F;cheinlich, daß das Nichterfolgen des Reitzes, bey<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">M 4</fw><fw place="bottom" type="catch">minder</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[171/0008] dem Brennen verbunden. Dieß Brennen iſt ungleich empfindlicher, wenn die Wunde von einer Silberplatte bedeckt und von einer Zinkſtange in wenigen Beruͤhrungs- punkten gereitzt wird, als wenn eine Zinkplatte auf der Wunde liegt und man die ſilberne Pincette zur Verbin- dung braucht. Jch komme nun zu Verſuchen, welche Jhnen (ich darf es dreiſt behaupten) eine neue unerwartete Wirkung der Metalle auf die gereitzte Nervenfaſer zeigen werden. Ob ich ſie gleich zur Pruͤfung der Voltaiſchen Electrizitaͤtstheorie anſtellte, ſo werde ich dieſelben doch lieber, als einfache That- ſachen, erzaͤhlen. Jch hatte mehrmals im Herbſt 1795 und im ver- floſſenen Fruͤhjahr beobachtet *), daß bey ſehr lebhaften Thieren Zuckungen erfolgen, wenn Zink R den Nerven armirt, auf den Nerv ein leitender Stoff L. (naſſes Tuch, Muskelfleiſch, Morcheln,) liegt, und dieß L und der Nerv mittelſt Silber r verbunden wird. Die Kette, Nerv. R. L. r. iſt alſo poſitiv. So wie die Lebenskraft der Thiere ver- ſchwindet, ſo wird die vorgenannte Formel negativ, das heißt, alle Zuckungen verſchwinden, bis entweder L her- austritt, oder auf L noch einmal Zink gelegt wird. Die Kette Nerv. R. L. r. muß demnach in die Grundformel Nerv. R. r. oder in Nerv. R. L. R. r umgeaͤndert werden. Dieſe Erfahrung belehrte mich augenſcheinlich, daß das Nichterfolgen des Reitzes, bey minder *) Neues Journ. der Phyſ. B. 2. H. 2. S. 124. M 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Eine weitere Fassung dieses Textes finden Sie in der Ausgabe Sämtliche Schriften digital (2021 ff.) der Universität Bern.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_metallreiz_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_metallreiz_1796/8
Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Neue Versuche über den Metallreiz, besonders in Hinsicht auf die verschiedenartige Empfänglichkeit der thierischen Organe. In: Neues Journal der Physik. Bd. 3, H. 2 (1796), S. 165-184, hier S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_metallreiz_1796/8>, abgerufen am 03.05.2024.