Humboldt, Alexander von: Ansichten der Natur mit wissenschaftlichen Erläuterungen […]. Erster Band. [Ankündigung des Erscheinens und Auszug, Teil 1 von 2]. In: Morgenblatt für gebildete Stände, Nr. 49 (1808), S. 193–195.[Spaltenumbruch]
Toparo, kaum 28 bis 30 Fuß beträgt. Jch sage: mit Er- Hier ist der Punkt, wo man eines wundervollen Anblicks Umher auf den nackten Felsen, haben die rieselden Was- Jn blauer Ferne ruht das Auge auf der Gebirgskette [irrelevantes Material - 12 Zeilen fehlen] [Spaltenumbruch] [irrelevantes Material - 56 Zeilen fehlen] [Spaltenumbruch]
Toparo, kaum 28 bis 30 Fuß betraͤgt. Jch ſage: mit Er- Hier iſt der Punkt, wo man eines wundervollen Anblicks Umher auf den nackten Felſen, haben die rieſelden Waſ- Jn blauer Ferne ruht das Auge auf der Gebirgskette [irrelevantes Material – 12 Zeilen fehlen] [Spaltenumbruch] [irrelevantes Material – 56 Zeilen fehlen] <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0003" n="195"/><cb/> Toparo, kaum 28 bis 30 Fuß betraͤgt. Jch ſage: mit Er-<lb/> ſtaunen; denn man erkennt daraus, daß das fuͤrchterliche<lb/> Getoͤſe und das wilde Aufſchaͤumen des Flußes Folge der<lb/> Verengung des Bettes durch zahlloſe Klippen und Jnſeln,<lb/> Folge des Gegenſtromes iſt, den die Form und Lage der<lb/> Felsmaſſen erregt. Von der Wahrheit dieſer Behauptung,<lb/> von der geringen Hoͤhe des ganzen Gefaͤlles, uͤberzeugt man<lb/> ſich am beſten, wenn man aus dem Dorfe Maypures uͤber<lb/> den Felſen Manimi zum Flußbette herabſteigt.</p><lb/> <p>Hier iſt der Punkt, wo man eines wundervollen Anblicks<lb/> genießt. Eine meilenlange ſchaͤumende Flaͤche bietet ſich auf<lb/> einmal dem Auge dar. Eiſenſchwarze Felſmaſſen ragen<lb/> burgartig aus derſelben hervor. Jede Jnſel, jeder Stein<lb/> iſt mit uͤppiganſtrebenden Waldbaͤumen geſchmuͤckt. Dichter<lb/> Nebel ſchwebt ewig uͤber dem Waſſerſpiegel. Durch die<lb/> dampfende Schaumwolke dringt der Gipfel der hohen Pal-<lb/> men. Wenn ſich im feuchten Dufte der Strahl der gluͤhen-<lb/> den Abendſonne bricht, ſo beginnt ein optiſcher Zauber.<lb/> Farbige Boͤgen verſchwinden und kehren wieder. Ein Spiel<lb/> der Luͤfte, ſchwankt das aͤtheriſche Bild.</p><lb/> <p>Umher auf den nackten Felſen, haben die rieſelden Waſ-<lb/> ſer in der langen Regenzeit Jnſeln von Dammerde zuſam-<lb/> mengehaͤuft. Mit Droſeren, mit ſilberblaͤttrigen Mimoſen<lb/> und mannichfaltigen Kraͤutern geſchmuͤckt, bilden ſie Blu-<lb/> menbeete mitten auf dem oͤden Geſtein. Sie rufen bey dem<lb/> Europaͤer das Andenken an jene Pflanzengruppen zuruͤck,<lb/> welche die Alpenbewohner Courtils nennen; Granitbloͤcke<lb/> mit Bluͤthen bedeckt, die einſam aus den Savoyiſchen Glet-<lb/> ſchern hervorragen.</p><lb/> <p>Jn blauer Ferne ruht das Auge auf der Gebirgskette<lb/> Cunavami, einen langgedeckten Bergruͤcken, der prallig in<lb/> einem abgeſtumpften Kegel ſich endigt. Den letztern (Ca-<lb/> litamini iſt ſein indiſcher Name) ſahen wir bey untergehen-<lb/> der Sonne wie in roͤthlichem Feuer gluͤhen. Dieſe Erſchei-<lb/> nung kehrt taͤglich wieder. Niemand iſt je in der Naͤhe<lb/> dieſer Berge geweſen. Vielleicht ruͤhrt der Glanz von einer<lb/> ſpiegelnden Abloͤſung des Talk- oder Glimmerſchiefers her.</p><lb/> <note> <hi rendition="#c">(Der Beſchluß folgt.)</hi> </note><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <gap reason="insignificant" unit="lines" quantity="12"/><lb/> <cb/><lb/> <gap reason="insignificant" unit="lines" quantity="56"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [195/0003]
Toparo, kaum 28 bis 30 Fuß betraͤgt. Jch ſage: mit Er-
ſtaunen; denn man erkennt daraus, daß das fuͤrchterliche
Getoͤſe und das wilde Aufſchaͤumen des Flußes Folge der
Verengung des Bettes durch zahlloſe Klippen und Jnſeln,
Folge des Gegenſtromes iſt, den die Form und Lage der
Felsmaſſen erregt. Von der Wahrheit dieſer Behauptung,
von der geringen Hoͤhe des ganzen Gefaͤlles, uͤberzeugt man
ſich am beſten, wenn man aus dem Dorfe Maypures uͤber
den Felſen Manimi zum Flußbette herabſteigt.
Hier iſt der Punkt, wo man eines wundervollen Anblicks
genießt. Eine meilenlange ſchaͤumende Flaͤche bietet ſich auf
einmal dem Auge dar. Eiſenſchwarze Felſmaſſen ragen
burgartig aus derſelben hervor. Jede Jnſel, jeder Stein
iſt mit uͤppiganſtrebenden Waldbaͤumen geſchmuͤckt. Dichter
Nebel ſchwebt ewig uͤber dem Waſſerſpiegel. Durch die
dampfende Schaumwolke dringt der Gipfel der hohen Pal-
men. Wenn ſich im feuchten Dufte der Strahl der gluͤhen-
den Abendſonne bricht, ſo beginnt ein optiſcher Zauber.
Farbige Boͤgen verſchwinden und kehren wieder. Ein Spiel
der Luͤfte, ſchwankt das aͤtheriſche Bild.
Umher auf den nackten Felſen, haben die rieſelden Waſ-
ſer in der langen Regenzeit Jnſeln von Dammerde zuſam-
mengehaͤuft. Mit Droſeren, mit ſilberblaͤttrigen Mimoſen
und mannichfaltigen Kraͤutern geſchmuͤckt, bilden ſie Blu-
menbeete mitten auf dem oͤden Geſtein. Sie rufen bey dem
Europaͤer das Andenken an jene Pflanzengruppen zuruͤck,
welche die Alpenbewohner Courtils nennen; Granitbloͤcke
mit Bluͤthen bedeckt, die einſam aus den Savoyiſchen Glet-
ſchern hervorragen.
Jn blauer Ferne ruht das Auge auf der Gebirgskette
Cunavami, einen langgedeckten Bergruͤcken, der prallig in
einem abgeſtumpften Kegel ſich endigt. Den letztern (Ca-
litamini iſt ſein indiſcher Name) ſahen wir bey untergehen-
der Sonne wie in roͤthlichem Feuer gluͤhen. Dieſe Erſchei-
nung kehrt taͤglich wieder. Niemand iſt je in der Naͤhe
dieſer Berge geweſen. Vielleicht ruͤhrt der Glanz von einer
ſpiegelnden Abloͤſung des Talk- oder Glimmerſchiefers her.
(Der Beſchluß folgt.)
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