Humboldt, Alexander von: Notizen Alex. von Humboldt's von seinen Reisen in der Kordillere der Anden und von seinen physikalischen Beobachtungen in Quito und Mexico. In: Annalen der Physik, Bd. 16 (1804), S. 450-493.auf Gewölben, über dem Krater. Dieses benahm auf Gewölben, über dem Krater. Dieſes benahm <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0017" n="466"/> auf Gewölben, über dem Krater. Dieſes benahm<lb/> mir indeſs den Muth nicht, beſtimmte mich aber,<lb/> den Plan zu ändern. Aus der Umgebung des Kra-<lb/> ters ragen 3 felſige Pics hervor, die nicht mit Schnee<lb/> bedeckt ſind, weil die Dämpfe des Vulkans den<lb/> Schnee auf ihnen unaufhörlich ſchmelzen. Einen<lb/> dieſer Felſen erſtieg ich, und fand auf der Spitze<lb/> deſſelben eine Art von Balcon, 12 Fuſs lang und<lb/> 6 Fuſs breit, der von der Seite des Kraters her un-<lb/> terminirt iſt, und in ihm vorſteht. Hier verweilte<lb/> ich, ungeachtet dieſer Felſen oft und heftig bebte;<lb/> in weniger als 30 Minuten zählten wir 18 Stöſse.<lb/> Auf dem Bauche liegend, ſchauten wir von hier bis<lb/> auf den Boden des Kraters herab. Schwerlich giebt<lb/> es in der ganzen Natur etwas traurigeres, finſtereres<lb/> und ſchreckbareres, als was uns dieſer Anblick<lb/> zeigte. Die Mündung des Vulkans iſt ein kreisrun-<lb/> des Loch von faſt 1 Lieue Umfang, deſſen ſenk-<lb/> rechte Wände oben mit Schnee bedeckt ſind. Das<lb/> Innere iſt dunkelſchwarz, und der Abgrund ſo un-<lb/> ermeſslich, daſs man darin deutlich die Gipfel meh-<lb/> rerer in ihm ſtehenden Berge wahrnimmt, deren<lb/> Spitzen 300 Toiſen unter uns zu ſeyn ſchienen.<lb/> Hiernach zweifle ich nicht, daſs der Boden des<lb/> Kraters in einerlei Niveau mit der Stadt Quito liegt.<lb/><hi rendition="#g">Condamine</hi> fand dieſen Krater erloſchen und<lb/> ſelbſt mit Schnee bedeckt; es war eine traurige<lb/> Nachricht, die wir den Einwohnern von Quito mit<lb/> herab bringen muſsten, daſs der Vulkan, an wel-<lb/> chem die Stadt liegt, jetzt in Brand iſt, wovon un-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [466/0017]
auf Gewölben, über dem Krater. Dieſes benahm
mir indeſs den Muth nicht, beſtimmte mich aber,
den Plan zu ändern. Aus der Umgebung des Kra-
ters ragen 3 felſige Pics hervor, die nicht mit Schnee
bedeckt ſind, weil die Dämpfe des Vulkans den
Schnee auf ihnen unaufhörlich ſchmelzen. Einen
dieſer Felſen erſtieg ich, und fand auf der Spitze
deſſelben eine Art von Balcon, 12 Fuſs lang und
6 Fuſs breit, der von der Seite des Kraters her un-
terminirt iſt, und in ihm vorſteht. Hier verweilte
ich, ungeachtet dieſer Felſen oft und heftig bebte;
in weniger als 30 Minuten zählten wir 18 Stöſse.
Auf dem Bauche liegend, ſchauten wir von hier bis
auf den Boden des Kraters herab. Schwerlich giebt
es in der ganzen Natur etwas traurigeres, finſtereres
und ſchreckbareres, als was uns dieſer Anblick
zeigte. Die Mündung des Vulkans iſt ein kreisrun-
des Loch von faſt 1 Lieue Umfang, deſſen ſenk-
rechte Wände oben mit Schnee bedeckt ſind. Das
Innere iſt dunkelſchwarz, und der Abgrund ſo un-
ermeſslich, daſs man darin deutlich die Gipfel meh-
rerer in ihm ſtehenden Berge wahrnimmt, deren
Spitzen 300 Toiſen unter uns zu ſeyn ſchienen.
Hiernach zweifle ich nicht, daſs der Boden des
Kraters in einerlei Niveau mit der Stadt Quito liegt.
Condamine fand dieſen Krater erloſchen und
ſelbſt mit Schnee bedeckt; es war eine traurige
Nachricht, die wir den Einwohnern von Quito mit
herab bringen muſsten, daſs der Vulkan, an wel-
chem die Stadt liegt, jetzt in Brand iſt, wovon un-
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