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Humboldt, Alexander von: Ideen zu einer Physiognomik der Gewächse. Tübingen, 1806.

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in der Burg zu Athen, oder die nordische Esche,
unter der Odin und Asi zusammenkamen) von eben
der kolossalen Stärke als jezt. In den Tropen ist ein
Wald von Hymeneen und Caesalpinien vielleicht das
Denkmal von einem Jahrtausend.

Umfasst man die verschiedenen Pflanzenarten,
welche bereits auf dem Erdboden entdeckt sind, und
von denen Willdenow's grosses Werk allein über
20,000 genau zergliedert, mit Einem Blick; so erkennt
man in dieser wundervollen Menge wenige
Hauptformen, auf welche sich alle andere zurückführen
lassen. Zur Bestimmung dieser Formen, von deren
individueller Schönheit, Vertheilung und Gruppirung
die Physiognomie der Vegetation eines Landes
abhängt, muss man nicht (wie in den botanischen
Systemen aus andern Beweggründen geschieht) auf
die kleinsten Theile der Blüthen und Früchte, sondern
nur auf das Rücksicht nehmen, was durch Masse
den Totaleindruck einer Gegend individualisirt. Unter
den Hauptformen der Vegetation giebt es allerdings
ganze Familien der sogenannten natürlichen Systeme.
Bananengewächse und Palmen werden auch in diesen
einzeln aufgeführt. Aber der botanische Systematiker
trennt eine Menge von Pflanzengruppen, welche
der Physiognomiker sich gezwungen sieht, mit einander
zu verbinden. Wo die Gewächse sich als Massen
darstellen, fliessen Umrisse und Vertheilung der Blätter,
Gestalt der Stämme und Zweige, in einander.
Der Mahler (und gerade dem feinen Naturgefühle des
Künstlers kommt hier der Ausspruch zu!) unterscheidet
in dem Mittel- und Hintergrunde einer Landschaft

in der Burg zu Athen, oder die nordische Esche,
unter der Odin und Asi zusammenkamen) von eben
der kolossalen Stärke als jezt. In den Tropen ist ein
Wald von Hymeneen und Caesalpinien vielleicht das
Denkmal von einem Jahrtausend.

Umfaſst man die verschiedenen Pflanzenarten,
welche bereits auf dem Erdboden entdeckt sind, und
von denen Willdenow's groſses Werk allein über
20,000 genau zergliedert, mit Einem Blick; so erkennt
man in dieser wundervollen Menge wenige
Hauptformen, auf welche sich alle andere zurückführen
lassen. Zur Bestimmung dieser Formen, von deren
individueller Schönheit, Vertheilung und Gruppirung
die Physiognomie der Vegetation eines Landes
abhängt, muſs man nicht (wie in den botanischen
Systemen aus andern Beweggründen geschieht) auf
die kleinsten Theile der Blüthen und Früchte, sondern
nur auf das Rücksicht nehmen, was durch Masse
den Totaleindruck einer Gegend individualisirt. Unter
den Hauptformen der Vegetation giebt es allerdings
ganze Familien der sogenannten natürlichen Systeme.
Bananengewächse und Palmen werden auch in diesen
einzeln aufgeführt. Aber der botanische Systematiker
trennt eine Menge von Pflanzengruppen, welche
der Physiognomiker sich gezwungen sieht, mit einander
zu verbinden. Wo die Gewächse sich als Massen
darstellen, flieſsen Umrisse und Vertheilung der Blätter,
Gestalt der Stämme und Zweige, in einander.
Der Mahler (und gerade dem feinen Naturgefühle des
Künstlers kommt hier der Ausspruch zu!) unterscheidet
in dem Mittel- und Hintergrunde einer Landschaft

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[15/0015] in der Burg zu Athen, oder die nordische Esche, unter der Odin und Asi zusammenkamen) von eben der kolossalen Stärke als jezt. In den Tropen ist ein Wald von Hymeneen und Caesalpinien vielleicht das Denkmal von einem Jahrtausend. Umfaſst man die verschiedenen Pflanzenarten, welche bereits auf dem Erdboden entdeckt sind, und von denen Willdenow's groſses Werk allein über 20,000 genau zergliedert, mit Einem Blick; so erkennt man in dieser wundervollen Menge wenige Hauptformen, auf welche sich alle andere zurückführen lassen. Zur Bestimmung dieser Formen, von deren individueller Schönheit, Vertheilung und Gruppirung die Physiognomie der Vegetation eines Landes abhängt, muſs man nicht (wie in den botanischen Systemen aus andern Beweggründen geschieht) auf die kleinsten Theile der Blüthen und Früchte, sondern nur auf das Rücksicht nehmen, was durch Masse den Totaleindruck einer Gegend individualisirt. Unter den Hauptformen der Vegetation giebt es allerdings ganze Familien der sogenannten natürlichen Systeme. Bananengewächse und Palmen werden auch in diesen einzeln aufgeführt. Aber der botanische Systematiker trennt eine Menge von Pflanzengruppen, welche der Physiognomiker sich gezwungen sieht, mit einander zu verbinden. Wo die Gewächse sich als Massen darstellen, flieſsen Umrisse und Vertheilung der Blätter, Gestalt der Stämme und Zweige, in einander. Der Mahler (und gerade dem feinen Naturgefühle des Künstlers kommt hier der Ausspruch zu!) unterscheidet in dem Mittel- und Hintergrunde einer Landschaft

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Ideen zu einer Physiognomik der Gewächse. Tübingen, 1806, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_physiognomik_1806/15>, abgerufen am 24.11.2024.