Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Humboldt, Alexander von: Ueber die Anwendung des Galvanischen Reizmittels auf die praktische Heilkunde. Ein Schreiben des Hrn. Obergerbraths von Humboldt an den Herausgeber. In: Journal für die Chirurgie, Geburtshülfe und gerichtliche Arzneykunde, Bd. 1 (1797), S. 447-471.

Bild:
<< vorherige Seite


ge*) fort, als man die Canthariden-Wunden galvani-
sirte: ja! die Thätigkeit der Hautgefäße wird so erhöht,
daß auch, wenn die Metalle bereits weggenommen sind,
die Absonderung eine Zeitlang fortgeht. Sollte in
dem gichtischen, venerischen und Nerven-Hüftweh, wel-
ches nach Cotunni's**) Methode mit kleinen Blasen-
pflastern behandelt wird, nicht von jener Erfahrung
glücklicher Gebrauch gemacht werden können? Das Gal-
vanisiren einer Wunde scheint hier denselben Zweck zu
erfüllen, den man durch mehrere erreichen will, und
der Schmerz, den der Metallreitz erregt, wenn man ihn
alle Stunden wiederholt, ist nicht so beträchtlich, als
der der Canthariden. Von der plötzlichen Umänderung der
Lymphe und ihrer wunderbar ätzenden Eigenschaft,
scheint, nach den Erfahrungen an meinem eignen Körper,
nichts zu besorgen zu seyn. Doch verdient dieser Umstand
nähere und vorsichtige Prüfung, und es würde leicht seyn,
das Auslaufen jener Feuchtigkeit auf die unverletzte
Haut zu verhindern. Auch das Ausströhmen elektri-
scher Büschel auf Canthariden-Wunden müßte versucht

*) Herr D. Ash meldet mir, daß er meine Beobachtungen
hierüber durch Versuche bestättigt gefunden habe.
H.
**) Comm. de Ischiade nervosa Vienn. 1770. (S.
auch den zweyten Theil von Sandifort Thesaur.
Dissertationum
. -- Richter's medic. chir. Be-
merkungen
B. I. S. 157.


ge*) fort, als man die Canthariden-Wunden galvani-
ſirte: ja! die Thaͤtigkeit der Hautgefaͤße wird ſo erhoͤht,
daß auch, wenn die Metalle bereitſ weggenommen ſind,
die Abſonderung eine Zeitlang fortgeht. Sollte in
dem gichtiſchen, veneriſchen und Nerven-Huͤftweh, wel-
ches nach Cotunni's**) Methode mit kleinen Blaſen-
pflaſtern behandelt wird, nicht von jener Erfahrung
gluͤcklicher Gebrauch gemacht werden koͤnnen? Das Gal-
vaniſiren einer Wunde ſcheint hier denſelben Zweck zu
erfuͤllen, den man durch mehrere erreichen will, und
der Schmerz, den der Metallreitz erregt, wenn man ihn
alle Stunden wiederholt, iſt nicht ſo betraͤchtlich, als
der der Canthariden. Von der ploͤtzlichen Umaͤnderung der
Lymphe und ihrer wunderbar aͤtzenden Eigenſchaft,
ſcheint, nach den Erfahrungen an meinem eignen Koͤrper,
nichts zu beſorgen zu ſeyn. Doch verdient dieſer Umſtand
naͤhere und vorſichtige Pruͤfung, und es wuͤrde leicht ſeyn,
das Auslaufen jener Feuchtigkeit auf die unverletzte
Haut zu verhindern. Auch das Ausſtroͤhmen elektri-
ſcher Buͤſchel auf Canthariden-Wunden muͤßte verſucht

*) Herr D. Aſh meldet mir, daß er meine Beobachtungen
hieruͤber durch Verſuche beſtaͤttigt gefunden habe.
H.
**) Comm. de Iſchiade nervoſa Vienn. 1770. (S.
auch den zweyten Theil von Sandifort Theſaur.
Diſſertationum
. — Richter's medic. chir. Be-
merkungen
B. I. S. 157.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0021" n="466"/><lb/>
ge<note place="foot" n="*)">Herr D. A&#x017F;h meldet mir, daß er meine Beobachtungen<lb/>
hieru&#x0364;ber durch Ver&#x017F;uche be&#x017F;ta&#x0364;ttigt gefunden habe.<lb/><hi rendition="#et">H.</hi></note> fort, als man die Canthariden-Wunden galvani-<lb/>
&#x017F;irte: ja! die Tha&#x0364;tigkeit der Hautgefa&#x0364;ße wird &#x017F;o erho&#x0364;ht,<lb/>
daß auch, wenn die Metalle bereit&#x017F; weggenommen &#x017F;ind,<lb/>
die Ab&#x017F;onderung eine Zeitlang fortgeht. Sollte in<lb/>
dem gichti&#x017F;chen, veneri&#x017F;chen und Nerven-Hu&#x0364;ftweh, wel-<lb/>
ches nach <hi rendition="#g">Cotunni's</hi><note place="foot" n="**)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Comm. de I&#x017F;chiade nervo&#x017F;a Vienn.</hi></hi> 1770. (S.<lb/>
auch den zweyten Theil von <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">Sandifort</hi><hi rendition="#g">The&#x017F;aur.<lb/>
Di&#x017F;&#x017F;ertationum</hi></hi>. &#x2014; <hi rendition="#g">Richter's medic. chir. Be-<lb/>
merkungen</hi> B. <hi rendition="#aq">I.</hi> S. 157.</note> Methode mit kleinen Bla&#x017F;en-<lb/>
pfla&#x017F;tern behandelt wird, nicht von jener Erfahrung<lb/>
glu&#x0364;cklicher Gebrauch gemacht werden ko&#x0364;nnen? Das Gal-<lb/>
vani&#x017F;iren <hi rendition="#g">einer</hi> Wunde &#x017F;cheint hier den&#x017F;elben Zweck zu<lb/>
erfu&#x0364;llen, den man durch <hi rendition="#g">mehrere</hi> erreichen will, und<lb/>
der Schmerz, den der Metallreitz erregt, wenn man ihn<lb/>
alle Stunden wiederholt, i&#x017F;t nicht &#x017F;o betra&#x0364;chtlich, als<lb/>
der der Canthariden. Von der plo&#x0364;tzlichen Uma&#x0364;nderung der<lb/>
Lymphe und ihrer wunderbar a&#x0364;tzenden Eigen&#x017F;chaft,<lb/>
&#x017F;cheint, nach den Erfahrungen an meinem eignen Ko&#x0364;rper,<lb/>
nichts zu be&#x017F;orgen zu &#x017F;eyn. Doch verdient die&#x017F;er Um&#x017F;tand<lb/>
na&#x0364;here und vor&#x017F;ichtige Pru&#x0364;fung, und es wu&#x0364;rde leicht &#x017F;eyn,<lb/>
das Auslaufen jener Feuchtigkeit auf die unverletzte<lb/>
Haut zu verhindern. Auch das Aus&#x017F;tro&#x0364;hmen elektri-<lb/>
&#x017F;cher Bu&#x0364;&#x017F;chel auf Canthariden-Wunden mu&#x0364;ßte ver&#x017F;ucht<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[466/0021] ge *) fort, als man die Canthariden-Wunden galvani- ſirte: ja! die Thaͤtigkeit der Hautgefaͤße wird ſo erhoͤht, daß auch, wenn die Metalle bereitſ weggenommen ſind, die Abſonderung eine Zeitlang fortgeht. Sollte in dem gichtiſchen, veneriſchen und Nerven-Huͤftweh, wel- ches nach Cotunni's **) Methode mit kleinen Blaſen- pflaſtern behandelt wird, nicht von jener Erfahrung gluͤcklicher Gebrauch gemacht werden koͤnnen? Das Gal- vaniſiren einer Wunde ſcheint hier denſelben Zweck zu erfuͤllen, den man durch mehrere erreichen will, und der Schmerz, den der Metallreitz erregt, wenn man ihn alle Stunden wiederholt, iſt nicht ſo betraͤchtlich, als der der Canthariden. Von der ploͤtzlichen Umaͤnderung der Lymphe und ihrer wunderbar aͤtzenden Eigenſchaft, ſcheint, nach den Erfahrungen an meinem eignen Koͤrper, nichts zu beſorgen zu ſeyn. Doch verdient dieſer Umſtand naͤhere und vorſichtige Pruͤfung, und es wuͤrde leicht ſeyn, das Auslaufen jener Feuchtigkeit auf die unverletzte Haut zu verhindern. Auch das Ausſtroͤhmen elektri- ſcher Buͤſchel auf Canthariden-Wunden muͤßte verſucht *) Herr D. Aſh meldet mir, daß er meine Beobachtungen hieruͤber durch Verſuche beſtaͤttigt gefunden habe. H. **) Comm. de Iſchiade nervoſa Vienn. 1770. (S. auch den zweyten Theil von Sandifort Theſaur. Diſſertationum. — Richter's medic. chir. Be- merkungen B. I. S. 157.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Eine weitere Fassung dieses Textes finden Sie in der Ausgabe Sämtliche Schriften digital (2021 ff.) der Universität Bern.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_reizmittel_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_reizmittel_1797/21
Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Ueber die Anwendung des Galvanischen Reizmittels auf die praktische Heilkunde. Ein Schreiben des Hrn. Obergerbraths von Humboldt an den Herausgeber. In: Journal für die Chirurgie, Geburtshülfe und gerichtliche Arzneykunde, Bd. 1 (1797), S. 447-471, hier S. 466. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_reizmittel_1797/21>, abgerufen am 03.12.2024.