Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Humboldt, Alexander von: Ueber die Rindviehseuche als Nervenfieber behandelt. In: Neues Magazin für Aerzte. Bd. 18, 5. St., 1796, S. 421-425.

Bild:
<< vorherige Seite
letzte Seite

Achtzehnten Bandes Fünftes Stück. 1796.
soll. Man begnügt sich gewöhnlich die Bohlen umzuwen-
den, und mit Wachholder (Junip. comm.) zu räuchern.
Erfahrungen haben gelehrt, daß dies Räuchern nicht hin-
länglich ist; ich würde zu einem chemischen Mittel rathen,
welches den Ansteckungsstoff niederzuschlagen oder zu zer-
setzen fähig ist, und welches auf englischen Sklavenschiffen,
bey Epidemien, längst mit Glück gebraucht wird. Man
setze in mehrere Ecken des Stalles flache Schüsseln mit
Kochsalz und gieße auf dieses Vitriolöl (2 Theil Schwefel-
säure gegen 1 Theil Kochsalz) es entwickelt sich sogleich die
Kochsalzsaure Luft (Gas acide muriatique) welche bey Be-
rührung mit der feuchten atmosphärischen Luft als ein weiß-
lichgrauer Nebel niederfällt. Jch wüßte kein Mittel, wel-
ches den Dunstkreis geschickter von allen fremdartigen, be-
sonders ammoniakalischen Theilen (die bey jeder Fäulniß
oder thierischen Ausdünstung eine Rolle spielen) reinigen
könnte. Jn meinem physicalischen Werke über die gereizte
Nervenfaser und den Proceß der Vitalität (wovon
der Druck in einigen Wochen vollbracht seyn wird) werde
ich mich bemühen, die chemischen Gründe davon näher zu
entwickeln. Daß man aber bey jener Luftentbindung nicht
(wie beym Räuchern mit Wachholder) die Nase über den
Becken halten muß, bedarf keiner Erinnerung für die,
welche das Mittel dem gemeinen Landvolk empfehlen.



[irrelevantes Material - 1 Zeile fehlt]
D d 5

Achtzehnten Bandes Fuͤnftes Stuͤck. 1796.
ſoll. Man begnuͤgt ſich gewoͤhnlich die Bohlen umzuwen-
den, und mit Wachholder (Junip. comm.) zu raͤuchern.
Erfahrungen haben gelehrt, daß dies Raͤuchern nicht hin-
laͤnglich iſt; ich wuͤrde zu einem chemiſchen Mittel rathen,
welches den Anſteckungsſtoff niederzuſchlagen oder zu zer-
ſetzen faͤhig iſt, und welches auf engliſchen Sklavenſchiffen,
bey Epidemien, laͤngſt mit Gluͤck gebraucht wird. Man
ſetze in mehrere Ecken des Stalles flache Schuͤſſeln mit
Kochſalz und gieße auf dieſes Vitrioloͤl (2 Theil Schwefel-
ſaͤure gegen 1 Theil Kochſalz) es entwickelt ſich ſogleich die
Kochſalzſaure Luft (Gas acide muriatique) welche bey Be-
ruͤhrung mit der feuchten atmosphaͤriſchen Luft als ein weiß-
lichgrauer Nebel niederfaͤllt. Jch wuͤßte kein Mittel, wel-
ches den Dunſtkreis geſchickter von allen fremdartigen, be-
ſonders ammoniakaliſchen Theilen (die bey jeder Faͤulniß
oder thieriſchen Ausduͤnſtung eine Rolle ſpielen) reinigen
koͤnnte. Jn meinem phyſicaliſchen Werke uͤber die gereizte
Nervenfaſer und den Proceß der Vitalitaͤt (wovon
der Druck in einigen Wochen vollbracht ſeyn wird) werde
ich mich bemuͤhen, die chemiſchen Gruͤnde davon naͤher zu
entwickeln. Daß man aber bey jener Luftentbindung nicht
(wie beym Raͤuchern mit Wachholder) die Naſe uͤber den
Becken halten muß, bedarf keiner Erinnerung fuͤr die,
welche das Mittel dem gemeinen Landvolk empfehlen.



[irrelevantes Material – 1 Zeile fehlt]
D d 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0006" n="425"/><fw place="top" type="header">Achtzehnten Bandes Fu&#x0364;nftes Stu&#x0364;ck. 1796.</fw><lb/>
&#x017F;oll. Man begnu&#x0364;gt &#x017F;ich gewo&#x0364;hnlich die Bohlen umzuwen-<lb/>
den, und mit Wachholder (<hi rendition="#aq">Junip. comm.</hi>) zu ra&#x0364;uchern.<lb/>
Erfahrungen haben gelehrt, daß dies Ra&#x0364;uchern nicht hin-<lb/>
la&#x0364;nglich i&#x017F;t; ich wu&#x0364;rde zu einem chemi&#x017F;chen Mittel rathen,<lb/>
welches den An&#x017F;teckungs&#x017F;toff niederzu&#x017F;chlagen oder zu zer-<lb/>
&#x017F;etzen fa&#x0364;hig i&#x017F;t, und welches auf engli&#x017F;chen Sklaven&#x017F;chiffen,<lb/>
bey Epidemien, la&#x0364;ng&#x017F;t mit Glu&#x0364;ck gebraucht wird. Man<lb/>
&#x017F;etze in mehrere Ecken des Stalles flache Schu&#x0364;&#x017F;&#x017F;eln mit<lb/>
Koch&#x017F;alz und gieße auf die&#x017F;es Vitriolo&#x0364;l (2 Theil Schwefel-<lb/>
&#x017F;a&#x0364;ure gegen 1 Theil Koch&#x017F;alz) es entwickelt &#x017F;ich &#x017F;ogleich die<lb/>
Koch&#x017F;alz&#x017F;aure Luft (<hi rendition="#aq">Gas acide muriatique</hi>) welche bey Be-<lb/>
ru&#x0364;hrung mit der feuchten atmospha&#x0364;ri&#x017F;chen Luft als ein weiß-<lb/>
lichgrauer Nebel niederfa&#x0364;llt. Jch wu&#x0364;ßte kein Mittel, wel-<lb/>
ches den Dun&#x017F;tkreis ge&#x017F;chickter von allen fremdartigen, be-<lb/>
&#x017F;onders ammoniakali&#x017F;chen Theilen (die bey jeder Fa&#x0364;ulniß<lb/>
oder thieri&#x017F;chen Ausdu&#x0364;n&#x017F;tung eine Rolle &#x017F;pielen) reinigen<lb/>
ko&#x0364;nnte. Jn meinem phy&#x017F;icali&#x017F;chen Werke u&#x0364;ber die gereizte<lb/><hi rendition="#fr">Nervenfa&#x017F;er und den Proceß der Vitalita&#x0364;t</hi> (wovon<lb/>
der Druck in einigen Wochen vollbracht &#x017F;eyn wird) werde<lb/>
ich mich bemu&#x0364;hen, die chemi&#x017F;chen Gru&#x0364;nde davon na&#x0364;her zu<lb/>
entwickeln. Daß man aber bey jener Luftentbindung nicht<lb/>
(wie beym Ra&#x0364;uchern mit Wachholder) die Na&#x017F;e u&#x0364;ber den<lb/>
Becken halten muß, bedarf keiner Erinnerung fu&#x0364;r die,<lb/>
welche das Mittel dem gemeinen Landvolk empfehlen.</p><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#et">Bayreuth den 28&#x017F;ten Jenner 1797.</hi> </dateline>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <fw place="bottom" type="sig">D d 5</fw>
      <fw place="bottom" type="catch">
        <gap reason="insignificant" unit="lines" quantity="1"/>
      </fw><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[425/0006] Achtzehnten Bandes Fuͤnftes Stuͤck. 1796. ſoll. Man begnuͤgt ſich gewoͤhnlich die Bohlen umzuwen- den, und mit Wachholder (Junip. comm.) zu raͤuchern. Erfahrungen haben gelehrt, daß dies Raͤuchern nicht hin- laͤnglich iſt; ich wuͤrde zu einem chemiſchen Mittel rathen, welches den Anſteckungsſtoff niederzuſchlagen oder zu zer- ſetzen faͤhig iſt, und welches auf engliſchen Sklavenſchiffen, bey Epidemien, laͤngſt mit Gluͤck gebraucht wird. Man ſetze in mehrere Ecken des Stalles flache Schuͤſſeln mit Kochſalz und gieße auf dieſes Vitrioloͤl (2 Theil Schwefel- ſaͤure gegen 1 Theil Kochſalz) es entwickelt ſich ſogleich die Kochſalzſaure Luft (Gas acide muriatique) welche bey Be- ruͤhrung mit der feuchten atmosphaͤriſchen Luft als ein weiß- lichgrauer Nebel niederfaͤllt. Jch wuͤßte kein Mittel, wel- ches den Dunſtkreis geſchickter von allen fremdartigen, be- ſonders ammoniakaliſchen Theilen (die bey jeder Faͤulniß oder thieriſchen Ausduͤnſtung eine Rolle ſpielen) reinigen koͤnnte. Jn meinem phyſicaliſchen Werke uͤber die gereizte Nervenfaſer und den Proceß der Vitalitaͤt (wovon der Druck in einigen Wochen vollbracht ſeyn wird) werde ich mich bemuͤhen, die chemiſchen Gruͤnde davon naͤher zu entwickeln. Daß man aber bey jener Luftentbindung nicht (wie beym Raͤuchern mit Wachholder) die Naſe uͤber den Becken halten muß, bedarf keiner Erinnerung fuͤr die, welche das Mittel dem gemeinen Landvolk empfehlen. Bayreuth den 28ſten Jenner 1797. _ D d 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Eine weitere Fassung dieses Textes finden Sie in der Ausgabe Sämtliche Schriften digital (2021 ff.) der Universität Bern.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_rindviehseuche_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_rindviehseuche_1796/6
Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Ueber die Rindviehseuche als Nervenfieber behandelt. In: Neues Magazin für Aerzte. Bd. 18, 5. St., 1796, S. 421-425, hier S. 425. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_rindviehseuche_1796/6>, abgerufen am 03.12.2024.