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Humboldt, Alexander von: Schichtung der Gebirgsarten am südlichen Abfall der Küstenkette von Venezuela gegen das grosse Becken der Ebenen (Llanos). Aus einem Briefe des Herrn Alexander v. Humboldt an Herrn Ewald. In: Zeitschrift der Deutschen geologischen Gesellschaft, Bd. 5 (1853), S. 18-20.

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gehört ohne Zweifel einer der alten paläozoischen Formationen an. Alle
diese Gesteine haben ein ziemlich regelmässiges Einfallen gegen die
Küste hin. An den Kalk der Morros sind andere versteinerungsführende
Kalke von offenbar jüngerem Ursprunge angelehnt.

Wenn man südlich gegen die Llanos fortschreitet, so ist es zwischen
Parapara, Ortiz und dem Cerro de Flores, wo man auf augithaltige
Mandelsteine und auf Phonolithe gelangt. Letztere stimmen genau mit
den bekannten des böhmischen Mittelgebirges überein und sind durch
eingestreute Krystalle von glasigem Feldspath porphyrartig. Sie liefern
den sichersten Beweis, dass es Gesteine von evident eruptiver Natur und
verhältnissmässig neuer Entstehung sind, welche am Rande der Llanos,
an der Grenze zwischen diesen und dem Küstengebirge hervortreten.
Die Mandelsteine haben eine bläulichgraue Farbe, sind blasig, enthalten
geborstene Augitkrystalle und Mesotyp, und sondern sich zu concentrisch
schaligen Kugeln ab. Sie schliessen sich eng an die Phonolithe an und
greifen zwischen die Grünsteine so hindurch, dass sie mit denselben in
Wechsellagerung angetroffen werden.

Diese Phonolithe und Mandelsteine bilden kegelförmige Berge, die
sich nur 30 bis 40 Toisen über die Llanos erheben. Die Llanos selbst
liegen hier in der Regel nur 40 bis 90 Toisen über dem Meere, in ihrer
Mitte die kleine Stadt Calabozo (Breite 8° 56' 8", Länge 70° 10' 40")
in einer Höhe von 94 Toisen.
Ewald.



gehört ohne Zweifel einer der alten paläozoischen Formationen an. Alle
diese Gesteine haben ein ziemlich regelmässiges Einfallen gegen die
Küste hin. An den Kalk der Morros sind andere versteinerungsführende
Kalke von offenbar jüngerem Ursprunge angelehnt.

Wenn man südlich gegen die Llanos fortschreitet, so ist es zwischen
Parapara, Ortiz und dem Cerro de Flores, wo man auf augithaltige
Mandelsteine und auf Phonolithe gelangt. Letztere stimmen genau mit
den bekannten des böhmischen Mittelgebirges überein und sind durch
eingestreute Krystalle von glasigem Feldspath porphyrartig. Sie liefern
den sichersten Beweis, dass es Gesteine von evident eruptiver Natur und
verhältnissmässig neuer Entstehung sind, welche am Rande der Llanos,
an der Grenze zwischen diesen und dem Küstengebirge hervortreten.
Die Mandelsteine haben eine bläulichgraue Farbe, sind blasig, enthalten
geborstene Augitkrystalle und Mesotyp, und sondern sich zu concentrisch
schaligen Kugeln ab. Sie schliessen sich eng an die Phonolithe an und
greifen zwischen die Grünsteine so hindurch, dass sie mit denselben in
Wechsellagerung angetroffen werden.

Diese Phonolithe und Mandelsteine bilden kegelförmige Berge, die
sich nur 30 bis 40 Toisen über die Llanos erheben. Die Llanos selbst
liegen hier in der Regel nur 40 bis 90 Toisen über dem Meere, in ihrer
Mitte die kleine Stadt Calabozo (Breite 8° 56′ 8″, Länge 70° 10′ 40″)
in einer Höhe von 94 Toisen.
Ewald.



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[20/0004] gehört ohne Zweifel einer der alten paläozoischen Formationen an. Alle diese Gesteine haben ein ziemlich regelmässiges Einfallen gegen die Küste hin. An den Kalk der Morros sind andere versteinerungsführende Kalke von offenbar jüngerem Ursprunge angelehnt. Wenn man südlich gegen die Llanos fortschreitet, so ist es zwischen Parapara, Ortiz und dem Cerro de Flores, wo man auf augithaltige Mandelsteine und auf Phonolithe gelangt. Letztere stimmen genau mit den bekannten des böhmischen Mittelgebirges überein und sind durch eingestreute Krystalle von glasigem Feldspath porphyrartig. Sie liefern den sichersten Beweis, dass es Gesteine von evident eruptiver Natur und verhältnissmässig neuer Entstehung sind, welche am Rande der Llanos, an der Grenze zwischen diesen und dem Küstengebirge hervortreten. Die Mandelsteine haben eine bläulichgraue Farbe, sind blasig, enthalten geborstene Augitkrystalle und Mesotyp, und sondern sich zu concentrisch schaligen Kugeln ab. Sie schliessen sich eng an die Phonolithe an und greifen zwischen die Grünsteine so hindurch, dass sie mit denselben in Wechsellagerung angetroffen werden. Diese Phonolithe und Mandelsteine bilden kegelförmige Berge, die sich nur 30 bis 40 Toisen über die Llanos erheben. Die Llanos selbst liegen hier in der Regel nur 40 bis 90 Toisen über dem Meere, in ihrer Mitte die kleine Stadt Calabozo (Breite 8° 56′ 8″, Länge 70° 10′ 40″) in einer Höhe von 94 Toisen. Ewald.

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Schichtung der Gebirgsarten am südlichen Abfall der Küstenkette von Venezuela gegen das grosse Becken der Ebenen (Llanos). Aus einem Briefe des Herrn Alexander v. Humboldt an Herrn Ewald. In: Zeitschrift der Deutschen geologischen Gesellschaft, Bd. 5 (1853), S. 18-20, hier S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_schichtung_1853/4>, abgerufen am 21.11.2024.