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Humboldt, Alexander von: Ueber die Schwankungen der Goldproduktion mit Rücksicht auf staatswirthschaftliche Probleme. In: Deutsche Vierteljahrs Schrift, Bd. 1, H. IV (1838), S. 1-40.

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Ueber die Schwankungen

Guanaxuato, das freilich zu meiner Zeit schon lange bis
755,000 Mark Silber jährlich lieferte, ist dagegen in neueren
Jahren bis unter die Hälfte herabgesunken. Die Ausbeute war:

1829an Gold: 852 Mark;an Silber: 269,494 Mark.
1830" " 1058 "" " 284,386 "
1831" " 622 "" " 258,500 "
1832" " 1451 "" " 300,612 "
1833" " 1144 "" " 316,024 "

Wenn endlich einmal jene herrlichen von der Natur mannich-
faltig gesegneten Regionen, nach vielem innern Gähren und Trei-
ben, des Friedens genießen, so müssen mit dem fortschreitenden
Anbau des Bodens nothwendig auch neue Lagerstätten entblößt und
eröffnet werden. Jn welcher Region der Erde außerhalb Amerika
hat man Beispiele eines ähnlichen Silberreichthums aufzuweisen?
Man vergesse nicht, daß bei Sombrerete, wo einige Gruben
schon 1555 eröffnet wurden, die Familie Fagoaga (Marques del
Apartado
) in fünf Monaten in einer Erstreckung von 16 Lach-
tern (96 Fuß) Länge aus Anbrüchen von Rothgiltigerz der Veta
Negra einen reinen Gewinn von vier Millionen Piaster gezogen
hat, und daß in dem Bergdistrikt von Catorce in 21/2 Jahren
(1781-1783) aus einer Weitung voll Hornsilber und Colora-
dos
, welche das Volk Gott des Vaters Geldsack (la Bolsa
de Dios Padre
) nannte, ein Geistlicher, Juan Flores, ebenfalls
31/2 Millionen Piaster erbeutete.

Der Ertrag des Goldes im spanischen und portugiesischen Amerika
hat beträchtlich mehr abgenommen, als der Ertrag des Silbers,
aber jene Abnahme ist viel älter als der Ausbruch der politischen
Revolutionen in den Tropenländern. Jch habe an einem andern
Ort bereits entwickelt, in welchem Jrrthum man in Europa bis
zum Anfange dieses Jahrhunderts über Ausdauer des Reichthums
der brasilischen Goldwäschen gewesen ist, wie man den glänzenden
Zustand dieser Wäschen (von 1752 bis 1773) mit dem spätern
Zustande verwechselt hat.* Der für die Geschichte des Gold-
handels so wichtige Bullion-Report** hat zuerst einiges Licht
über diesen Gegenstand verbreitet. Die sichersten Nachrichten verdanke

* Essai polit., T. III, p. 448-452.
** eport of the Bullion Committee of 1810, Append. N. 22.

Ueber die Schwankungen

Guanaxuato, das freilich zu meiner Zeit ſchon lange bis
755,000 Mark Silber jährlich lieferte, iſt dagegen in neueren
Jahren bis unter die Hälfte herabgeſunken. Die Ausbeute war:

1829an Gold: 852 Mark;an Silber: 269,494 Mark.
1830〃 〃 1058 〃〃 〃 284,386 〃
1831〃 〃 622 〃〃 〃 258,500 〃
1832〃 〃 1451 〃〃 〃 300,612 〃
1833〃 〃 1144 〃〃 〃 316,024 〃

Wenn endlich einmal jene herrlichen von der Natur mannich-
faltig geſegneten Regionen, nach vielem innern Gähren und Trei-
ben, des Friedens genießen, ſo müſſen mit dem fortſchreitenden
Anbau des Bodens nothwendig auch neue Lagerſtätten entblößt und
eröffnet werden. Jn welcher Region der Erde außerhalb Amerika
hat man Beiſpiele eines ähnlichen Silberreichthums aufzuweiſen?
Man vergeſſe nicht, daß bei Sombrerete, wo einige Gruben
ſchon 1555 eröffnet wurden, die Familie Fagoaga (Marquès del
Apartado
) in fünf Monaten in einer Erſtreckung von 16 Lach-
tern (96 Fuß) Länge aus Anbrüchen von Rothgiltigerz der Veta
Negra einen reinen Gewinn von vier Millionen Piaſter gezogen
hat, und daß in dem Bergdiſtrikt von Catorce in 2½ Jahren
(1781–1783) aus einer Weitung voll Hornſilber und Colora-
dos
, welche das Volk Gott des Vaters Geldſack (la Bolsa
de Dios Padre
) nannte, ein Geiſtlicher, Juan Flores, ebenfalls
3½ Millionen Piaſter erbeutete.

Der Ertrag des Goldes im ſpaniſchen und portugieſiſchen Amerika
hat beträchtlich mehr abgenommen, als der Ertrag des Silbers,
aber jene Abnahme iſt viel älter als der Ausbruch der politiſchen
Revolutionen in den Tropenländern. Jch habe an einem andern
Ort bereits entwickelt, in welchem Jrrthum man in Europa bis
zum Anfange dieſes Jahrhunderts über Ausdauer des Reichthums
der braſiliſchen Goldwäſchen geweſen iſt, wie man den glänzenden
Zuſtand dieſer Wäſchen (von 1752 bis 1773) mit dem ſpätern
Zuſtande verwechſelt hat.* Der für die Geſchichte des Gold-
handels ſo wichtige Bullion-Report** hat zuerſt einiges Licht
über dieſen Gegenſtand verbreitet. Die ſicherſten Nachrichten verdanke

* Essai polit., T. III, p. 448–452.
** eport of the Bullion Committee of 1810, Append. N. 22.
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[20/0021] Ueber die Schwankungen Guanaxuato, das freilich zu meiner Zeit ſchon lange bis 755,000 Mark Silber jährlich lieferte, iſt dagegen in neueren Jahren bis unter die Hälfte herabgeſunken. Die Ausbeute war: 1829 an Gold: 852 Mark; an Silber: 269,494 Mark. 1830 〃 〃 1058 〃 〃 〃 284,386 〃 1831 〃 〃 622 〃 〃 〃 258,500 〃 1832 〃 〃 1451 〃 〃 〃 300,612 〃 1833 〃 〃 1144 〃 〃 〃 316,024 〃 Wenn endlich einmal jene herrlichen von der Natur mannich- faltig geſegneten Regionen, nach vielem innern Gähren und Trei- ben, des Friedens genießen, ſo müſſen mit dem fortſchreitenden Anbau des Bodens nothwendig auch neue Lagerſtätten entblößt und eröffnet werden. Jn welcher Region der Erde außerhalb Amerika hat man Beiſpiele eines ähnlichen Silberreichthums aufzuweiſen? Man vergeſſe nicht, daß bei Sombrerete, wo einige Gruben ſchon 1555 eröffnet wurden, die Familie Fagoaga (Marquès del Apartado) in fünf Monaten in einer Erſtreckung von 16 Lach- tern (96 Fuß) Länge aus Anbrüchen von Rothgiltigerz der Veta Negra einen reinen Gewinn von vier Millionen Piaſter gezogen hat, und daß in dem Bergdiſtrikt von Catorce in 2½ Jahren (1781–1783) aus einer Weitung voll Hornſilber und Colora- dos, welche das Volk Gott des Vaters Geldſack (la Bolsa de Dios Padre) nannte, ein Geiſtlicher, Juan Flores, ebenfalls 3½ Millionen Piaſter erbeutete. Der Ertrag des Goldes im ſpaniſchen und portugieſiſchen Amerika hat beträchtlich mehr abgenommen, als der Ertrag des Silbers, aber jene Abnahme iſt viel älter als der Ausbruch der politiſchen Revolutionen in den Tropenländern. Jch habe an einem andern Ort bereits entwickelt, in welchem Jrrthum man in Europa bis zum Anfange dieſes Jahrhunderts über Ausdauer des Reichthums der braſiliſchen Goldwäſchen geweſen iſt, wie man den glänzenden Zuſtand dieſer Wäſchen (von 1752 bis 1773) mit dem ſpätern Zuſtande verwechſelt hat. * Der für die Geſchichte des Gold- handels ſo wichtige Bullion-Report ** hat zuerſt einiges Licht über dieſen Gegenſtand verbreitet. Die ſicherſten Nachrichten verdanke * Essai polit., T. III, p. 448–452. ** eport of the Bullion Committee of 1810, Append. N. 22.

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Ueber die Schwankungen der Goldproduktion mit Rücksicht auf staatswirthschaftliche Probleme. In: Deutsche Vierteljahrs Schrift, Bd. 1, H. IV (1838), S. 1-40, hier S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_schwankungen_1838/21>, abgerufen am 21.11.2024.