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Humboldt, Alexander von: Ueber die Schwankungen der Goldproduktion mit Rücksicht auf staatswirthschaftliche Probleme. In: Deutsche Vierteljahrs Schrift, Bd. 1, H. IV (1838), S. 1-40.

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der Goldproduktion.
ich den Privatmittheilungen des ehemaligen Generalbergwerks-Direktors
Freiherrn von Eschwege. Jakobs Werk über die edeln Metalle enthält
nur dürftige Zusätze.* Zwischen 1752 und 1761 oscillirte die den
Quinto bezahlende Goldausbeute von Minas Geraes zwischen 6400
und 8600 Kil. (eine portugiesische Arroba hat nach Franzini 14,656
Kilogrammen). Diese Ausbeute ist allerdings sehr beträchtlich und
die jetzigen Produktionen des Ural und Altai weit übertreffend; aber
man muß gedenken, daß 1804 auch das spanische Amerika an
10400 Kil. Gold gab, nämlich:
Neugranada4700Kil.
Chili2800"
Mexiko1600"
Peru780"
Buenos-Ayres500"
10380Kil.

Die Produktion von Minas Geraes war in den Mitteljahren
1785-1794 schon auf 3300 Kil., zwischen 1810 und 1817 auf
1600 Kil., zwischen 1818 und 1820 auf 428 Kil. gesunken. Damit
stimmt die Angabe des Herrn Ritter von Schäffer überein, nach
welcher 1822 nur 24 Arrobas (350 Kil.) in den Schmelzhof von
Villa Rica abgeliefert wurden. Seit dieser Zeit scheint, durch die
Jndustrie einiger englischen Gesellschaften, sich der brasilische Gold-
bergbau wieder etwas gehoben zu haben: aber mehr noch als die Er-
schöpfung der Lagerstätten hat der Hang zur Cultur von Colonial-
Produkten, welche die immer fortdauernde schändliche Sklaveneinfuhr
aus Afrika begünstigt, an dem Verfall der Goldwäschen Schuld. Bei
dem ungeheuren Schleichhandel, der jetzt in Brasilien getrieben wird,
wäre zu wünschen, daß ein der Verhältnisse des Landes recht
kundiger Eingeborner sich bemühen wollte, den allgemeinen Ertrag
der jährlichen Goldproduktion seit 1822 zu ergründen.

Es ist eine merkwürdige Erscheinung in der Geschichte des
von Europäern getriebenen Bergbaues, daß seitdem die Goldgewin-
nung in Brasilien so tief gesunken ist, dieselbe im nördlichen Asien
und (freilich fast nur vorübergehend) in dem südlichen Theile der
Vereinigten Staaten von Nord-Amerika zu einer unerwarteten Höhe
empor stieg. Das Bergsystem des Ural (eine Meridiankette, mauerartig

* T. II. p. 261-265 und 395.

der Goldproduktion.
ich den Privatmittheilungen des ehemaligen Generalbergwerks-Direktors
Freiherrn von Eſchwege. Jakobs Werk über die edeln Metalle enthält
nur dürftige Zuſätze.* Zwiſchen 1752 und 1761 oscillirte die den
Quinto bezahlende Goldausbeute von Minas Geraes zwiſchen 6400
und 8600 Kil. (eine portugieſiſche Arroba hat nach Franzini 14,656
Kilogrammen). Dieſe Ausbeute iſt allerdings ſehr beträchtlich und
die jetzigen Produktionen des Ural und Altai weit übertreffend; aber
man muß gedenken, daß 1804 auch das ſpaniſche Amerika an
10400 Kil. Gold gab, nämlich:
Neugranada4700Kil.
Chili2800
Mexiko1600
Peru780
Buenos-Ayres500
10380Kil.

Die Produktion von Minas Geraes war in den Mitteljahren
1785–1794 ſchon auf 3300 Kil., zwiſchen 1810 und 1817 auf
1600 Kil., zwiſchen 1818 und 1820 auf 428 Kil. geſunken. Damit
ſtimmt die Angabe des Herrn Ritter von Schäffer überein, nach
welcher 1822 nur 24 Arrobas (350 Kil.) in den Schmelzhof von
Villa Rica abgeliefert wurden. Seit dieſer Zeit ſcheint, durch die
Jnduſtrie einiger engliſchen Geſellſchaften, ſich der braſiliſche Gold-
bergbau wieder etwas gehoben zu haben: aber mehr noch als die Er-
ſchöpfung der Lagerſtätten hat der Hang zur Cultur von Colonial-
Produkten, welche die immer fortdauernde ſchändliche Sklaveneinfuhr
aus Afrika begünſtigt, an dem Verfall der Goldwäſchen Schuld. Bei
dem ungeheuren Schleichhandel, der jetzt in Braſilien getrieben wird,
wäre zu wünſchen, daß ein der Verhältniſſe des Landes recht
kundiger Eingeborner ſich bemühen wollte, den allgemeinen Ertrag
der jährlichen Goldproduktion ſeit 1822 zu ergründen.

Es iſt eine merkwürdige Erſcheinung in der Geſchichte des
von Europäern getriebenen Bergbaues, daß ſeitdem die Goldgewin-
nung in Braſilien ſo tief geſunken iſt, dieſelbe im nördlichen Aſien
und (freilich faſt nur vorübergehend) in dem ſüdlichen Theile der
Vereinigten Staaten von Nord-Amerika zu einer unerwarteten Höhe
empor ſtieg. Das Bergſyſtem des Ural (eine Meridiankette, mauerartig

* T. II. p. 261–265 und 395.
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[21/0022] der Goldproduktion. ich den Privatmittheilungen des ehemaligen Generalbergwerks-Direktors Freiherrn von Eſchwege. Jakobs Werk über die edeln Metalle enthält nur dürftige Zuſätze. * Zwiſchen 1752 und 1761 oscillirte die den Quinto bezahlende Goldausbeute von Minas Geraes zwiſchen 6400 und 8600 Kil. (eine portugieſiſche Arroba hat nach Franzini 14,656 Kilogrammen). Dieſe Ausbeute iſt allerdings ſehr beträchtlich und die jetzigen Produktionen des Ural und Altai weit übertreffend; aber man muß gedenken, daß 1804 auch das ſpaniſche Amerika an 10400 Kil. Gold gab, nämlich: Neugranada 4700 Kil. Chili 2800 〃 Mexiko 1600 〃 Peru 780 〃 Buenos-Ayres 500 〃 10380 Kil. Die Produktion von Minas Geraes war in den Mitteljahren 1785–1794 ſchon auf 3300 Kil., zwiſchen 1810 und 1817 auf 1600 Kil., zwiſchen 1818 und 1820 auf 428 Kil. geſunken. Damit ſtimmt die Angabe des Herrn Ritter von Schäffer überein, nach welcher 1822 nur 24 Arrobas (350 Kil.) in den Schmelzhof von Villa Rica abgeliefert wurden. Seit dieſer Zeit ſcheint, durch die Jnduſtrie einiger engliſchen Geſellſchaften, ſich der braſiliſche Gold- bergbau wieder etwas gehoben zu haben: aber mehr noch als die Er- ſchöpfung der Lagerſtätten hat der Hang zur Cultur von Colonial- Produkten, welche die immer fortdauernde ſchändliche Sklaveneinfuhr aus Afrika begünſtigt, an dem Verfall der Goldwäſchen Schuld. Bei dem ungeheuren Schleichhandel, der jetzt in Braſilien getrieben wird, wäre zu wünſchen, daß ein der Verhältniſſe des Landes recht kundiger Eingeborner ſich bemühen wollte, den allgemeinen Ertrag der jährlichen Goldproduktion ſeit 1822 zu ergründen. Es iſt eine merkwürdige Erſcheinung in der Geſchichte des von Europäern getriebenen Bergbaues, daß ſeitdem die Goldgewin- nung in Braſilien ſo tief geſunken iſt, dieſelbe im nördlichen Aſien und (freilich faſt nur vorübergehend) in dem ſüdlichen Theile der Vereinigten Staaten von Nord-Amerika zu einer unerwarteten Höhe empor ſtieg. Das Bergſyſtem des Ural (eine Meridiankette, mauerartig * T. II. p. 261–265 und 395.

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Ueber die Schwankungen der Goldproduktion mit Rücksicht auf staatswirthschaftliche Probleme. In: Deutsche Vierteljahrs Schrift, Bd. 1, H. IV (1838), S. 1-40, hier S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_schwankungen_1838/22>, abgerufen am 23.11.2024.