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Humboldt, Alexander von: Ueber die Schwankungen der Goldproduktion mit Rücksicht auf staatswirthschaftliche Probleme. In: Deutsche Vierteljahrs Schrift, Bd. 1, H. IV (1838), S. 1-40.

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Ueber die Schwankungen der Goldproduktion.
ad medullas extenuant."* Die Meinung, welche die Genueser
ausgestreut hatten, der neue Weg um das Vorgebirge der guten
Hoffnung werde bald wieder verlassen werden, weil die Gewürze
in der langen Schifffahrt von der Seeluft litten,** fand keinen
Glauben, und Amerigo Vespucci, der lang Verläumdete, hatte
scharfsinnig auch hier, schon drei Jahre nach Gama, den wahren Ge-
sichtspunkt getroffen. Er sagt in einem neu aufgefundenen Briefe,***
den er am grünen Vorgebirge den vierten Junius 1501 an Lorenzo
Pier Francesco de Medicis schrieb, als er dem Reste von Ca-
brals Flotte+ auf dem Rückwege nach dem Tago begegnet war:
"Bald werdet ihr aus Portugal viel Neues vernehmen. Der König
hat nun einen überwichtigen und reichen Handel (grandissimo
traffico e gran richezza
) in seiner Hand. Möge der Himmel
sein Heil dazu geben. (Vespucci war damals in portugiesischem
Golde.) Nun werden die Gewürze aus Portugal nach Alexandrien
und Jtalien gehen (statt wie bisher von Alexandrien nach Portugal).
Das ist der Welt Lauf! (Cosi va el mondo.)"




* Opus Epistolarum, N. CCII.
** Jm Jahr 1520 sagte dies in Rußlan Pablo Centurion (de Genova),
als er so spät noch den Gewürzhandel durch das Caspische Meer und
die Flüsse Wolga, Occa und Mokwa ableiten wollte: "Afirmava
el genoves corromperse las especias
(especerias) en tan larga
navegacion"
(Gomara Istoria de las Indias, Saragoza, 1553, Fol. XL.
*** Baldelli, il Milione di Marco Polo, 1827, T. I, p. LVIII. Ves-
pucci's Brief ist aus der Biblioteca Ricardiana, manoscritto di Pier
Voglienti, N. 1910, p
. 48.
+ Vespucci erhielt seine Nachrichten über Cabral's Reise von einem
Dolmetscher, den er immer schlechthin den Signor Guasparre nennt
und auf einem der zurückkehrenden Schiffe fand. Jch habe vor Kur-
zem bewiesen, daß dieser Guasparre der Sohn eines polnischen Juden
aus Posen war, dessen Eltern 1456 durch Casimir III. vertrieben waren.
Vasco de Gama hatte den Menschen auf der Jnsel Anjadiva (An-
kediva) an der Küste Canara gefunden, und ihn erst foltern und
dann taufen lassen. S. mein Examen critique de l'hist. de la Geo-
graphie
(in Fol.) p. 507.

Ueber die Schwankungen der Goldproduktion.
ad medullas extenuant.“* Die Meinung, welche die Genueſer
ausgeſtreut hatten, der neue Weg um das Vorgebirge der guten
Hoffnung werde bald wieder verlaſſen werden, weil die Gewürze
in der langen Schifffahrt von der Seeluft litten,** fand keinen
Glauben, und Amerigo Vespucci, der lang Verläumdete, hatte
ſcharfſinnig auch hier, ſchon drei Jahre nach Gama, den wahren Ge-
ſichtspunkt getroffen. Er ſagt in einem neu aufgefundenen Briefe,***
den er am grünen Vorgebirge den vierten Junius 1501 an Lorenzo
Pièr Francesco de Medicis ſchrieb, als er dem Reſte von Ca-
brals Flotte auf dem Rückwege nach dem Tago begegnet war:
„Bald werdet ihr aus Portugal viel Neues vernehmen. Der König
hat nun einen überwichtigen und reichen Handel (grandissimo
traffico e gran richezza
) in ſeiner Hand. Möge der Himmel
ſein Heil dazu geben. (Vespucci war damals in portugieſiſchem
Golde.) Nun werden die Gewürze aus Portugal nach Alexandrien
und Jtalien gehen (ſtatt wie bisher von Alexandrien nach Portugal).
Das iſt der Welt Lauf! (Cosi va el mondo.)“




* Opus Epistolarum, N. CCII.
** Jm Jahr 1520 ſagte dies in Rußlan Pablo Centurion (de Genova),
als er ſo ſpät noch den Gewürzhandel durch das Caſpiſche Meer und
die Flüſſe Wolga, Occa und Mokwa ableiten wollte: „Afirmava
el genoves corromperse las especias
(especerias) en tan larga
navegacion“
(Gomara Istoria de las Indias, Saragoza, 1553, Fol. XL.
*** Baldelli, il Milione di Marco Polo, 1827, T. I, p. LVIII. Ves-
pucci's Brief iſt aus der Biblioteca Ricardiana, manoscritto di Pièr
Voglienti, N. 1910, p
. 48.
Vespucci erhielt ſeine Nachrichten über Cabral's Reiſe von einem
Dolmetſcher, den er immer ſchlechthin den Signor Guasparre nennt
und auf einem der zurückkehrenden Schiffe fand. Jch habe vor Kur-
zem bewieſen, daß dieſer Guasparre der Sohn eines polniſchen Juden
aus Poſen war, deſſen Eltern 1456 durch Caſimir III. vertrieben waren.
Vasco de Gama hatte den Menſchen auf der Jnſel Anjadiva (An-
kediva) an der Küſte Canara gefunden, und ihn erſt foltern und
dann taufen laſſen. S. mein Examen critique de l'hist. de la Géo-
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[40/0041] Ueber die Schwankungen der Goldproduktion. ad medullas extenuant.“ * Die Meinung, welche die Genueſer ausgeſtreut hatten, der neue Weg um das Vorgebirge der guten Hoffnung werde bald wieder verlaſſen werden, weil die Gewürze in der langen Schifffahrt von der Seeluft litten, ** fand keinen Glauben, und Amerigo Vespucci, der lang Verläumdete, hatte ſcharfſinnig auch hier, ſchon drei Jahre nach Gama, den wahren Ge- ſichtspunkt getroffen. Er ſagt in einem neu aufgefundenen Briefe, *** den er am grünen Vorgebirge den vierten Junius 1501 an Lorenzo Pièr Francesco de Medicis ſchrieb, als er dem Reſte von Ca- brals Flotte † auf dem Rückwege nach dem Tago begegnet war: „Bald werdet ihr aus Portugal viel Neues vernehmen. Der König hat nun einen überwichtigen und reichen Handel (grandissimo traffico e gran richezza) in ſeiner Hand. Möge der Himmel ſein Heil dazu geben. (Vespucci war damals in portugieſiſchem Golde.) Nun werden die Gewürze aus Portugal nach Alexandrien und Jtalien gehen (ſtatt wie bisher von Alexandrien nach Portugal). Das iſt der Welt Lauf! (Cosi va el mondo.)“ Berlin, Junius 1838. * Opus Epistolarum, N. CCII. ** Jm Jahr 1520 ſagte dies in Rußlan Pablo Centurion (de Genova), als er ſo ſpät noch den Gewürzhandel durch das Caſpiſche Meer und die Flüſſe Wolga, Occa und Mokwa ableiten wollte: „Afirmava el genoves corromperse las especias (especerias) en tan larga navegacion“ (Gomara Istoria de las Indias, Saragoza, 1553, Fol. XL. *** Baldelli, il Milione di Marco Polo, 1827, T. I, p. LVIII. Ves- pucci's Brief iſt aus der Biblioteca Ricardiana, manoscritto di Pièr Voglienti, N. 1910, p. 48. † Vespucci erhielt ſeine Nachrichten über Cabral's Reiſe von einem Dolmetſcher, den er immer ſchlechthin den Signor Guasparre nennt und auf einem der zurückkehrenden Schiffe fand. Jch habe vor Kur- zem bewieſen, daß dieſer Guasparre der Sohn eines polniſchen Juden aus Poſen war, deſſen Eltern 1456 durch Caſimir III. vertrieben waren. Vasco de Gama hatte den Menſchen auf der Jnſel Anjadiva (An- kediva) an der Küſte Canara gefunden, und ihn erſt foltern und dann taufen laſſen. S. mein Examen critique de l'hist. de la Géo- graphie (in Fol.) p. 507.

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Ueber die Schwankungen der Goldproduktion mit Rücksicht auf staatswirthschaftliche Probleme. In: Deutsche Vierteljahrs Schrift, Bd. 1, H. IV (1838), S. 1-40, hier S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_schwankungen_1838/41>, abgerufen am 21.11.2024.