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Humboldt, Alexander von: Ueber den polarisirenden Serpentinstein. In: Chemische Annalen für die Freunde der Naturlehre, Aerzneygelahrtheit, Haushaltungskunde und Manufacturen, Bd. 1, St. 2 (1797), S. 99-112.

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ni, daß der magnetische Pol des Erdsphäroids seit
1660 immer weiter gegen Westen fortschreitet, ob-
gleich die Oscillationen, welche die Mittagswärme und
die verschiedne Temperatur der Jahrszeiten hervorbrin-
gen, oft einen scheinbar retrograden Gang veranlaßt.
Wie wichtig wäre die Untersuchung, wenn eine Magnet-
axe unsres Gebirges astronomisch in ihrer Lage bestimmt
wäre, ob diese Axe nach 20-30 Jahren ihre Rich-
tung verändert hat, und ob der inverse Nordpol eben
so gegen den wahren Ostpunkt, wie der magnetische
Erdpol gegen Westen fortgerückt ist! Wie wichtig wä-
re es, mit einem saußüreschen Magnetometer zu prü-
fen, ob jener im Winter, bey Gewittern, bey Nord-
lichtern eine stärkere oder schwächere Polarität äußert!
Wie aufklärend für die Geognosie wäre es, wenn man
alle Magnetaxen des Hügels mit einem Stollen, der
hor. 5-6 in den Jndifferenzpunkten angesetzt würde,
durchführe (durchschnitte), und die innere Beschaffen-
heit des Fossils untersuchte. Wenn ich die geographi-
sche Lage des Ganzen näher beschreiben werde (eine
Arbeit, die ich gewiß beginne, sobald es mir meine
Musse nur irgend erlaubt, so wird man einsehen, wie
sehr das Lokale alle diese Beobachtungen begünstigt.

Außer den allgemeinen geognostischen Verhältnis-
sen jenes Serpentinsteins verdient aber seine chemi-
sche Mischung eine besondere Aufmerksamkeit. Jch
habe nie einen natürlichen oder künstlichen Magneten ge-
sehen, welcher bis zu den kleinsten Bruchstücken, bis
zu Splitterchen von 0,01 Kubiklinie zwey deutliche
Pole darbietet. Wenn man ein Stäubchen nimmt,

wel-

ni, daß der magnetiſche Pol des Erdſphaͤroids ſeit
1660 immer weiter gegen Weſten fortſchreitet, ob-
gleich die Oſcillationen, welche die Mittagswaͤrme und
die verſchiedne Temperatur der Jahrszeiten hervorbrin-
gen, oft einen ſcheinbar retrograden Gang veranlaßt.
Wie wichtig waͤre die Unterſuchung, wenn eine Magnet-
axe unſres Gebirges aſtronomiſch in ihrer Lage beſtimmt
waͤre, ob dieſe Axe nach 20–30 Jahren ihre Rich-
tung veraͤndert hat, und ob der inverſe Nordpol eben
ſo gegen den wahren Oſtpunkt, wie der magnetiſche
Erdpol gegen Weſten fortgeruͤckt iſt! Wie wichtig waͤ-
re es, mit einem ſaußuͤreſchen Magnetometer zu pruͤ-
fen, ob jener im Winter, bey Gewittern, bey Nord-
lichtern eine ſtaͤrkere oder ſchwaͤchere Polaritaͤt aͤußert!
Wie aufklaͤrend fuͤr die Geognoſie waͤre es, wenn man
alle Magnetaxen des Huͤgels mit einem Stollen, der
hor. 5–6 in den Jndifferenzpunkten angeſetzt wuͤrde,
durchfuͤhre (durchſchnitte), und die innere Beſchaffen-
heit des Foſſils unterſuchte. Wenn ich die geographi-
ſche Lage des Ganzen naͤher beſchreiben werde (eine
Arbeit, die ich gewiß beginne, ſobald es mir meine
Muſſe nur irgend erlaubt, ſo wird man einſehen, wie
ſehr das Lokale alle dieſe Beobachtungen beguͤnſtigt.

Außer den allgemeinen geognoſtiſchen Verhaͤltniſ-
ſen jenes Serpentinſteins verdient aber ſeine chemi-
ſche Miſchung eine beſondere Aufmerkſamkeit. Jch
habe nie einen natuͤrlichen oder kuͤnſtlichen Magneten ge-
ſehen, welcher bis zu den kleinſten Bruchſtuͤcken, bis
zu Splitterchen von 0,01 Kubiklinie zwey deutliche
Pole darbietet. Wenn man ein Staͤubchen nimmt,

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[100/0008] ni, daß der magnetiſche Pol des Erdſphaͤroids ſeit 1660 immer weiter gegen Weſten fortſchreitet, ob- gleich die Oſcillationen, welche die Mittagswaͤrme und die verſchiedne Temperatur der Jahrszeiten hervorbrin- gen, oft einen ſcheinbar retrograden Gang veranlaßt. Wie wichtig waͤre die Unterſuchung, wenn eine Magnet- axe unſres Gebirges aſtronomiſch in ihrer Lage beſtimmt waͤre, ob dieſe Axe nach 20–30 Jahren ihre Rich- tung veraͤndert hat, und ob der inverſe Nordpol eben ſo gegen den wahren Oſtpunkt, wie der magnetiſche Erdpol gegen Weſten fortgeruͤckt iſt! Wie wichtig waͤ- re es, mit einem ſaußuͤreſchen Magnetometer zu pruͤ- fen, ob jener im Winter, bey Gewittern, bey Nord- lichtern eine ſtaͤrkere oder ſchwaͤchere Polaritaͤt aͤußert! Wie aufklaͤrend fuͤr die Geognoſie waͤre es, wenn man alle Magnetaxen des Huͤgels mit einem Stollen, der hor. 5–6 in den Jndifferenzpunkten angeſetzt wuͤrde, durchfuͤhre (durchſchnitte), und die innere Beſchaffen- heit des Foſſils unterſuchte. Wenn ich die geographi- ſche Lage des Ganzen naͤher beſchreiben werde (eine Arbeit, die ich gewiß beginne, ſobald es mir meine Muſſe nur irgend erlaubt, ſo wird man einſehen, wie ſehr das Lokale alle dieſe Beobachtungen beguͤnſtigt. Außer den allgemeinen geognoſtiſchen Verhaͤltniſ- ſen jenes Serpentinſteins verdient aber ſeine chemi- ſche Miſchung eine beſondere Aufmerkſamkeit. Jch habe nie einen natuͤrlichen oder kuͤnſtlichen Magneten ge- ſehen, welcher bis zu den kleinſten Bruchſtuͤcken, bis zu Splitterchen von 0,01 Kubiklinie zwey deutliche Pole darbietet. Wenn man ein Staͤubchen nimmt, wel-

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Ueber den polarisirenden Serpentinstein. In: Chemische Annalen für die Freunde der Naturlehre, Aerzneygelahrtheit, Haushaltungskunde und Manufacturen, Bd. 1, St. 2 (1797), S. 99-112, hier S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_serpentinstein_1797/8>, abgerufen am 23.11.2024.