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Humboldt, Alexander von: Ueber den polarisirenden Serpentinstein. In: Chemische Annalen für die Freunde der Naturlehre, Aerzneygelahrtheit, Haushaltungskunde und Manufacturen, Bd. 1, St. 2 (1797), S. 99-112.

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welches nur unter der Lupe noch einen bemerkbaren
Durchmesser zeigt, und diesem Stäubchen einen Magnet-
stab nähert, so sieht man es unter der Lupe umsprin-
gen, je nachdem der Stab mit seinem Nord- oder Süd-
Pol wirkt. Dazu zeigt sich der Magnetismus hier
unter andern Gesetzen, als wir ihn im Eisen, Nickel
und Kobalt erkennen. Das räthselhafte Fossil wirkt
nur auf magnetisirtes Eisen. Derselbe Serpentin,
welcher so viele Fuß weit die Pole der Magnetnadel
fortreißt, zieht auch nicht ein Stäubchen unmagneti-
sirte Eisenfeile an. Dagegen hängt der gepülverte
Serpentin selbst willig, als Bart, an jeden künstli-
chen Magneten.

Jch bin überzeugt, daß dies Phänomen nicht iso-
lirt in der großen Kette der Naturdinge da steht. Die
Erscheinungen der Elektricität und die Entdeckungen
der neuern Chemie haben uns nun ganz von Untersu-
chungen über den Magnetismus abgelenkt. Richten
wir aufs neue unsre Aufmerksamkeit darauf, so wer-
den unsre Untersuchungen gewiß nicht fruchtlos blei-
ben. Was Hr. von Fichtel in seinem vortreflichen und
lehrreichen Werke über die Karpathen, von den Serpen-
tinmagneten vom Passe Vulkan in Siebenbürgen sagt,
darf (nach dieses Mineralogen bestimmten Aeußerun-
gen darüber) nicht mit unserm polarisirenden Fossile
verwechselt werden. Es ist nichts schädlicher für die
Naturkunde, als ungleichartige Erscheinungen unter ein-
ander zu mengen. Jn jenem Werke heißt es aus-
drücklich: "Nebst dem Speckstein und Serpentin-
"spath sind dem Serpentinstein von Paß Vulkan auch

"kleine
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welches nur unter der Lupe noch einen bemerkbaren
Durchmeſſer zeigt, und dieſem Staͤubchen einen Magnet-
ſtab naͤhert, ſo ſieht man es unter der Lupe umſprin-
gen, je nachdem der Stab mit ſeinem Nord- oder Suͤd-
Pol wirkt. Dazu zeigt ſich der Magnetismus hier
unter andern Geſetzen, als wir ihn im Eiſen, Nickel
und Kobalt erkennen. Das raͤthſelhafte Foſſil wirkt
nur auf magnetiſirtes Eiſen. Derſelbe Serpentin,
welcher ſo viele Fuß weit die Pole der Magnetnadel
fortreißt, zieht auch nicht ein Staͤubchen unmagneti-
ſirte Eiſenfeile an. Dagegen haͤngt der gepuͤlverte
Serpentin ſelbſt willig, als Bart, an jeden kuͤnſtli-
chen Magneten.

Jch bin uͤberzeugt, daß dies Phaͤnomen nicht iſo-
lirt in der großen Kette der Naturdinge da ſteht. Die
Erſcheinungen der Elektricitaͤt und die Entdeckungen
der neuern Chemie haben uns nun ganz von Unterſu-
chungen uͤber den Magnetismus abgelenkt. Richten
wir aufs neue unſre Aufmerkſamkeit darauf, ſo wer-
den unſre Unterſuchungen gewiß nicht fruchtlos blei-
ben. Was Hr. von Fichtel in ſeinem vortreflichen und
lehrreichen Werke uͤber die Karpathen, von den Serpen-
tinmagneten vom Paſſe Vulkan in Siebenbuͤrgen ſagt,
darf (nach dieſes Mineralogen beſtimmten Aeußerun-
gen daruͤber) nicht mit unſerm polariſirenden Foſſile
verwechſelt werden. Es iſt nichts ſchaͤdlicher fuͤr die
Naturkunde, als ungleichartige Erſcheinungen unter ein-
ander zu mengen. Jn jenem Werke heißt es aus-
druͤcklich: “Nebſt dem Speckſtein und Serpentin-
„ſpath ſind dem Serpentinſtein von Paß Vulkan auch

„kleine
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[101/0009] welches nur unter der Lupe noch einen bemerkbaren Durchmeſſer zeigt, und dieſem Staͤubchen einen Magnet- ſtab naͤhert, ſo ſieht man es unter der Lupe umſprin- gen, je nachdem der Stab mit ſeinem Nord- oder Suͤd- Pol wirkt. Dazu zeigt ſich der Magnetismus hier unter andern Geſetzen, als wir ihn im Eiſen, Nickel und Kobalt erkennen. Das raͤthſelhafte Foſſil wirkt nur auf magnetiſirtes Eiſen. Derſelbe Serpentin, welcher ſo viele Fuß weit die Pole der Magnetnadel fortreißt, zieht auch nicht ein Staͤubchen unmagneti- ſirte Eiſenfeile an. Dagegen haͤngt der gepuͤlverte Serpentin ſelbſt willig, als Bart, an jeden kuͤnſtli- chen Magneten. Jch bin uͤberzeugt, daß dies Phaͤnomen nicht iſo- lirt in der großen Kette der Naturdinge da ſteht. Die Erſcheinungen der Elektricitaͤt und die Entdeckungen der neuern Chemie haben uns nun ganz von Unterſu- chungen uͤber den Magnetismus abgelenkt. Richten wir aufs neue unſre Aufmerkſamkeit darauf, ſo wer- den unſre Unterſuchungen gewiß nicht fruchtlos blei- ben. Was Hr. von Fichtel in ſeinem vortreflichen und lehrreichen Werke uͤber die Karpathen, von den Serpen- tinmagneten vom Paſſe Vulkan in Siebenbuͤrgen ſagt, darf (nach dieſes Mineralogen beſtimmten Aeußerun- gen daruͤber) nicht mit unſerm polariſirenden Foſſile verwechſelt werden. Es iſt nichts ſchaͤdlicher fuͤr die Naturkunde, als ungleichartige Erſcheinungen unter ein- ander zu mengen. Jn jenem Werke heißt es aus- druͤcklich: “Nebſt dem Speckſtein und Serpentin- „ſpath ſind dem Serpentinſtein von Paß Vulkan auch „kleine G 3

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Ueber den polarisirenden Serpentinstein. In: Chemische Annalen für die Freunde der Naturlehre, Aerzneygelahrtheit, Haushaltungskunde und Manufacturen, Bd. 1, St. 2 (1797), S. 99-112, hier S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_serpentinstein_1797/9>, abgerufen am 23.11.2024.