Humboldt, Alexander von: Über den Einfluß der Abweichung der Sonne auf den Anfang des Aequatorialregens. In: Journal für Chemie und Physik, Bd. 24 (1818), S. 71-84.Humboldt gegen Süd-Süd-Ost. Sie erscheinen wie ferneGebirge in scharfen Umrissen. Von Zeit zu Zeit sieht man sie sich vom Horizont entfernen, und das Himmelsgewölbe mit einer Schnelligkeit durch- laufen, welche der Schwäche des Windes, der in den untern Schichten der Luft herrscht, keines- wegs entspricht. Gegen das Ende des März wird die südliche Gegend der Atmosphäre durch kleine electrische Explosionen erhellt. Wie phosphores- cirende Scheine sind sie bloss mit einer Gruppe von Dünsten umgeben. Von nun an streicht von Zeit zu Zeit der Passatwind, und in manchen Stun- den nach West und Südwest. Das ist dort ein si- cheres Zeichen von der Annäherung der Regenzeit, welche am Orenocco gegen das Ende Aprils be- ginnt. Der Himmel fängt an sich zu verhüllen, das Blau verschwindet, und eine graue Farbe verbrei- tet sich einförmig. Zu gleicher Zeit nimmt die Wärme der Atmosphäre gradweise zu, und bald sind es nicht mehr Wolken, sondern verdichtete Dünste, welche das Himmelsgewölbe bedecken. Die heulenden Affen fangen an, ihr Klaggeschrei lange vor Sonnenaufgang hören zu lassen. Die atmo- sphärische Electricität, welche während der Zeit der grossen Trockenheit (vom December bis zum März) bei Tage ohne Ausnahme eine Abweichung von 1,7 bis 2 Linien in dem Voltaischen Electro- meter hervorbrachte, wurde vom Monat März an ausserordentlich veränderlich. Während der ganzen Tageszeiten habe ich keine bemerkt; während in manchen Stunden die Hollunderkugeln des Electro- meters auf 3-4 Linien divergirten. Die Atmo- sphäre, welche im Allgemeinen, in der heissen Zone wie in der gemässigten, in dem positiv elec- Humboldt gegen Süd-Süd-Ost. Sie erscheinen wie ferneGebirge in scharfen Umrissen. Von Zeit zu Zeit sieht man sie sich vom Horizont entfernen, und das Himmelsgewölbe mit einer Schnelligkeit durch- laufen, welche der Schwäche des Windes, der in den untern Schichten der Luft herrscht, keines- wegs entspricht. Gegen das Ende des März wird die südliche Gegend der Atmosphäre durch kleine electrische Explosionen erhellt. Wie phosphores- cirende Scheine sind sie bloſs mit einer Gruppe von Dünsten umgeben. Von nun an streicht von Zeit zu Zeit der Passatwind, und in manchen Stun- den nach West und Südwest. Das ist dort ein si- cheres Zeichen von der Annäherung der Regenzeit, welche am Orenocco gegen das Ende Aprils be- ginnt. Der Himmel fängt an sich zu verhüllen, das Blau verschwindet, und eine graue Farbe verbrei- tet sich einförmig. Zu gleicher Zeit nimmt die Wärme der Atmosphäre gradweise zu, und bald sind es nicht mehr Wolken, sondern verdichtete Dünste, welche das Himmelsgewölbe bedecken. Die heulenden Affen fangen an, ihr Klaggeschrei lange vor Sonnenaufgang hören zu lassen. Die atmo- sphärische Electricität, welche während der Zeit der groſsen Trockenheit (vom December bis zum März) bei Tage ohne Ausnahme eine Abweichung von 1,7 bis 2 Linien in dem Voltaischen Electro- meter hervorbrachte, wurde vom Monat März an auſserordentlich veränderlich. Während der ganzen Tageszeiten habe ich keine bemerkt; während in manchen Stunden die Hollunderkugeln des Electro- meters auf 3–4 Linien divergirten. Die Atmo- sphäre, welche im Allgemeinen, in der heiſsen Zone wie in der gemäſsigten, in dem positiv elec- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0007" n="76"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Humboldt</hi></fw><lb/> gegen Süd-Süd-Ost. Sie erscheinen wie ferne<lb/> Gebirge in scharfen Umrissen. 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Humboldt
gegen Süd-Süd-Ost. Sie erscheinen wie ferne
Gebirge in scharfen Umrissen. Von Zeit zu Zeit
sieht man sie sich vom Horizont entfernen, und
das Himmelsgewölbe mit einer Schnelligkeit durch-
laufen, welche der Schwäche des Windes, der in
den untern Schichten der Luft herrscht, keines-
wegs entspricht. Gegen das Ende des März wird
die südliche Gegend der Atmosphäre durch kleine
electrische Explosionen erhellt. Wie phosphores-
cirende Scheine sind sie bloſs mit einer Gruppe
von Dünsten umgeben. Von nun an streicht von
Zeit zu Zeit der Passatwind, und in manchen Stun-
den nach West und Südwest. Das ist dort ein si-
cheres Zeichen von der Annäherung der Regenzeit,
welche am Orenocco gegen das Ende Aprils be-
ginnt. Der Himmel fängt an sich zu verhüllen, das
Blau verschwindet, und eine graue Farbe verbrei-
tet sich einförmig. Zu gleicher Zeit nimmt die
Wärme der Atmosphäre gradweise zu, und bald
sind es nicht mehr Wolken, sondern verdichtete
Dünste, welche das Himmelsgewölbe bedecken. Die
heulenden Affen fangen an, ihr Klaggeschrei lange
vor Sonnenaufgang hören zu lassen. Die atmo-
sphärische Electricität, welche während der Zeit
der groſsen Trockenheit (vom December bis zum
März) bei Tage ohne Ausnahme eine Abweichung
von 1,7 bis 2 Linien in dem Voltaischen Electro-
meter hervorbrachte, wurde vom Monat März an
auſserordentlich veränderlich. Während der ganzen
Tageszeiten habe ich keine bemerkt; während in
manchen Stunden die Hollunderkugeln des Electro-
meters auf 3–4 Linien divergirten. Die Atmo-
sphäre, welche im Allgemeinen, in der heiſsen
Zone wie in der gemäſsigten, in dem positiv elec-
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