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Humboldt, Alexander von: Von der in verschiedenen Theilen der heissen Zone am Spiegel des Meeres Statt findenden Temperatur. In: Annalen der Physik und Chemie 8. (1826) St. 2, S. 165-175.

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wie die Llanos von Calabozo und Apure, so würde
ohne Zweifel eine Zunahme der mittleren Tempe-
ratur von 10°1/2 Breite bis zum Aequator Statt finden;
aber es ist wahrscheinlich, daß diese Zunahme nie-
mals drei Viertel eines Grades des Centesimalthermo-
meters betragen würde. Hr. Arago, dessen wichtige
und geistvolle Untersuchungen sich auf alle Zweige
der Meteorologie erstrecken, hat durch zahlreiche Ver-
suche gefunden, daß von der senkrechten Incidenz bis
zu einem Zenithabstand von 20° die Menge des re-
flectirten Lichtes nahe die nämliche ist. Er hat eben-
falls gefunden, daß die photometrische Wirkung des
Lichtes zu Paris im Augustmonat vom Mittage bis
3 Uhr Nachmittags außerordentlich wenig variirte,
ungeachtet der Aenderungen in der Länge des Weges,
den die Strahlen beim Durchgange durch die Atmo-
sphäre zurücklegten.

Daß ich die mittlere Temperatur am Aequator
in runden Zahlen auf 27°1/2 festsetzte, geschah, um der
eigentlichen Aequatorialzone (von 3° N. bis 3° S.) die
mittlere Temperatur von Cumana (27°,7) beizulegen.
Diese Stadt, umgeben von dürrem Sand, unter einem
Himmel liegend, der stets heiter ist und dessen leichte
Dünste sich fast niemals in Regen auflösen, bietet ein
heißeres Climat dar, als alle Orte, die sie umgeben
und in gleicher Höhe über der Meeresfläche liegen.
Schreitet man in Südamerika auf dem Oronoco und
Rio Negro gegen den Aequator vor, so nimmt die
Wärme ab, nicht wegen der Erhebung des Bodens,
welche von der Schanze San Carlos an sehr unbe-
trächtlich ist, sondern wegen der Wälder, der Häu-
figkeit des Regens und der fehlenden Klarheit der

wie die Llanos von Calabozo und Apure, ſo würde
ohne Zweifel eine Zunahme der mittleren Tempe-
ratur von 10°½ Breite bis zum Aequator Statt finden;
aber es iſt wahrſcheinlich, daß dieſe Zunahme nie-
mals drei Viertel eines Grades des Centeſimalthermo-
meters betragen würde. Hr. Arago, deſſen wichtige
und geiſtvolle Unterſuchungen ſich auf alle Zweige
der Meteorologie erſtrecken, hat durch zahlreiche Ver-
ſuche gefunden, daß von der ſenkrechten Incidenz bis
zu einem Zenithabſtand von 20° die Menge des re-
flectirten Lichtes nahe die nämliche iſt. Er hat eben-
falls gefunden, daß die photometriſche Wirkung des
Lichtes zu Paris im Auguſtmonat vom Mittage bis
3 Uhr Nachmittags außerordentlich wenig variirte,
ungeachtet der Aenderungen in der Länge des Weges,
den die Strahlen beim Durchgange durch die Atmo-
ſphäre zurücklegten.

Daß ich die mittlere Temperatur am Aequator
in runden Zahlen auf 27°½ feſtſetzte, geſchah, um der
eigentlichen Aequatorialzone (von 3° N. bis 3° S.) die
mittlere Temperatur von Cumana (27°,7) beizulegen.
Dieſe Stadt, umgeben von dürrem Sand, unter einem
Himmel liegend, der ſtets heiter iſt und deſſen leichte
Dünſte ſich faſt niemals in Regen auflöſen, bietet ein
heißeres Climat dar, als alle Orte, die ſie umgeben
und in gleicher Höhe über der Meeresfläche liegen.
Schreitet man in Südamerika auf dem Oronoco und
Rio Negro gegen den Aequator vor, ſo nimmt die
Wärme ab, nicht wegen der Erhebung des Bodens,
welche von der Schanze San Carlos an ſehr unbe-
trächtlich iſt, ſondern wegen der Wälder, der Häu-
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[169/0005] wie die Llanos von Calabozo und Apure, ſo würde ohne Zweifel eine Zunahme der mittleren Tempe- ratur von 10°½ Breite bis zum Aequator Statt finden; aber es iſt wahrſcheinlich, daß dieſe Zunahme nie- mals drei Viertel eines Grades des Centeſimalthermo- meters betragen würde. Hr. Arago, deſſen wichtige und geiſtvolle Unterſuchungen ſich auf alle Zweige der Meteorologie erſtrecken, hat durch zahlreiche Ver- ſuche gefunden, daß von der ſenkrechten Incidenz bis zu einem Zenithabſtand von 20° die Menge des re- flectirten Lichtes nahe die nämliche iſt. Er hat eben- falls gefunden, daß die photometriſche Wirkung des Lichtes zu Paris im Auguſtmonat vom Mittage bis 3 Uhr Nachmittags außerordentlich wenig variirte, ungeachtet der Aenderungen in der Länge des Weges, den die Strahlen beim Durchgange durch die Atmo- ſphäre zurücklegten. Daß ich die mittlere Temperatur am Aequator in runden Zahlen auf 27°½ feſtſetzte, geſchah, um der eigentlichen Aequatorialzone (von 3° N. bis 3° S.) die mittlere Temperatur von Cumana (27°,7) beizulegen. Dieſe Stadt, umgeben von dürrem Sand, unter einem Himmel liegend, der ſtets heiter iſt und deſſen leichte Dünſte ſich faſt niemals in Regen auflöſen, bietet ein heißeres Climat dar, als alle Orte, die ſie umgeben und in gleicher Höhe über der Meeresfläche liegen. Schreitet man in Südamerika auf dem Oronoco und Rio Negro gegen den Aequator vor, ſo nimmt die Wärme ab, nicht wegen der Erhebung des Bodens, welche von der Schanze San Carlos an ſehr unbe- trächtlich iſt, ſondern wegen der Wälder, der Häu- figkeit des Regens und der fehlenden Klarheit der

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Von der in verschiedenen Theilen der heissen Zone am Spiegel des Meeres Statt findenden Temperatur. In: Annalen der Physik und Chemie 8. (1826) St. 2, S. 165-175, hier S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_theilen_1826/5>, abgerufen am 21.11.2024.