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Humboldt, Alexander von: Über die Haupt-Ursachen der Temperatur-Verschiedenheit auf dem Erdkörper. In: Abhandlungen der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften in Berlin. Aus dem Jahre 1827. Berlin, 1830, S. 295-316.

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lung der Wärme unter die verschiedenen Jahreszeiten auffallend verschie-
den. Den Typus dieser Vertheilung, nach Maaßgabe der Himmelsstriche
und Höhen, habe ich sorgfältig zu bestimmen gesucht. Sollen aber ver-
gleichende Resultate in Zahlen übersichtlich gegeben werden, so müssen sie
die mittlere Temperatur jedes Monats, in der Voraussetzung einer arithme-
tischen Reihe, aus den zwei Extremen eines jeglichen Tages hergeleitet,
enthalten. Diese Methode befolgte zuerst Reaumur im Jahr 1735; er
verglich den Ertrag zweier Korn-Erndten, nicht (wie Herschel) mit Zahl
und Größe der Sonnenflecke und Sonnenfackeln, sondern mit der Quan-
tität Wärme welche die Cerealien während ihrer Vegetationszeit empfan-
gen. Viele Arbeiten sind in den letzten Jahren darauf gerichtet gewesen, die
Stunde zu bestimmen deren mittlere Temperatur zugleich die des ganzen
Jahres ausdrückt. Ich erwähne hier nur der Beobachtungen welche auf
Herrn Brewster's rühmliche Veranstaltung in Schottland auf dem Fort
Leith angestellt worden sind. Man hat die Nachtwachen eines Militair-
Postens dazu benutzt, ein Thermometer, zwei ganze Jahre lang, von Stunde
zu Stunde beobachten zu lassen und aus der Masse dieser Beobachtungen,
die man unter anderen Parallelkreisen wiederholen sollte, ist berechnet wor-
den, daß in der Breite von Edimburg eine einzige tägliche Beobachtung,
Morgens um 9 Uhr 13 Minuten; Abends um 8 Uhr 27 Minuten genügen
würde, die mittlere jährliche Wärme zu bestimmen(1). Unter den Monaten
geben dieses wichtige Resultat April und October; es sei denn (und diese
von Leopold v. Buch zuerst aufgefundene Thatsache hängt mit merkwür-
digen Modificationen der obern Luftströhme zusammen), daß durch örtliche
Ursachen, wie auf der Insel Gran Canaria, das Maximum der Wärme ver-
spätet und in den October versetzt würde.

Werfen wir einen Blick auf die verdienstlichen Arbeiten des Herrn
Doktor's Poggendorf und Herrn Mädler's über das Klima von Berlin so
finden wir die mittlere Temperatur dieser Hauptstadt nahe an 6°,8, die von
Paris 8°,4 Reaumur. Der Unterschied der Wärmemenge, welche beide Orte
während eines Jahres empfangen, wird daher nur durch 1°,6 ausgedrückt,

(1) Ein Resultat welches von dem wahren nicht um 1/2 Grad des Reaumürschen Ther-
mometers abweicht, erhält man auch durch das Mittel aus zwei Stunden gleicher Be-
nennung. Results of the therm. obs. made at Leith Fort every hour of the day and
night during the years
1824 and 1825 p. 19.

lung der Wärme unter die verschiedenen Jahreszeiten auffallend verschie-
den. Den Typus dieser Vertheilung, nach Maaßgabe der Himmelsstriche
und Höhen, habe ich sorgfältig zu bestimmen gesucht. Sollen aber ver-
gleichende Resultate in Zahlen übersichtlich gegeben werden, so müssen sie
die mittlere Temperatur jedes Monats, in der Voraussetzung einer arithme-
tischen Reihe, aus den zwei Extremen eines jeglichen Tages hergeleitet,
enthalten. Diese Methode befolgte zuerst Reaumur im Jahr 1735; er
verglich den Ertrag zweier Korn-Erndten, nicht (wie Herschel) mit Zahl
und Größe der Sonnenflecke und Sonnenfackeln, sondern mit der Quan-
tität Wärme welche die Cerealien während ihrer Vegetationszeit empfan-
gen. Viele Arbeiten sind in den letzten Jahren darauf gerichtet gewesen, die
Stunde zu bestimmen deren mittlere Temperatur zugleich die des ganzen
Jahres ausdrückt. Ich erwähne hier nur der Beobachtungen welche auf
Herrn Brewster's rühmliche Veranstaltung in Schottland auf dem Fort
Leith angestellt worden sind. Man hat die Nachtwachen eines Militair-
Postens dazu benutzt, ein Thermometer, zwei ganze Jahre lang, von Stunde
zu Stunde beobachten zu lassen und aus der Masse dieser Beobachtungen,
die man unter anderen Parallelkreisen wiederholen sollte, ist berechnet wor-
den, daß in der Breite von Edimburg eine einzige tägliche Beobachtung,
Morgens um 9 Uhr 13 Minuten; Abends um 8 Uhr 27 Minuten genügen
würde, die mittlere jährliche Wärme zu bestimmen(1). Unter den Monaten
geben dieses wichtige Resultat April und October; es sei denn (und diese
von Leopold v. Buch zuerst aufgefundene Thatsache hängt mit merkwür-
digen Modificationen der obern Luftströhme zusammen), daß durch örtliche
Ursachen, wie auf der Insel Gran Canaria, das Maximum der Wärme ver-
spätet und in den October versetzt würde.

Werfen wir einen Blick auf die verdienstlichen Arbeiten des Herrn
Doktor's Poggendorf und Herrn Mädler's über das Klima von Berlin so
finden wir die mittlere Temperatur dieser Hauptstadt nahe an 6°,8, die von
Paris 8°,4 Reaumur. Der Unterschied der Wärmemenge, welche beide Orte
während eines Jahres empfangen, wird daher nur durch 1°,6 ausgedrückt,

(1) Ein Resultat welches von dem wahren nicht um ½ Grad des Reaumürschen Ther-
mometers abweicht, erhält man auch durch das Mittel aus zwei Stunden gleicher Be-
nennung. Results of the therm. obs. made at Leith Fort every hour of the day and
night during the years
1824 and 1825 p. 19.
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[304/0011] A. v. Humboldt lung der Wärme unter die verschiedenen Jahreszeiten auffallend verschie- den. Den Typus dieser Vertheilung, nach Maaßgabe der Himmelsstriche und Höhen, habe ich sorgfältig zu bestimmen gesucht. Sollen aber ver- gleichende Resultate in Zahlen übersichtlich gegeben werden, so müssen sie die mittlere Temperatur jedes Monats, in der Voraussetzung einer arithme- tischen Reihe, aus den zwei Extremen eines jeglichen Tages hergeleitet, enthalten. Diese Methode befolgte zuerst Reaumur im Jahr 1735; er verglich den Ertrag zweier Korn-Erndten, nicht (wie Herschel) mit Zahl und Größe der Sonnenflecke und Sonnenfackeln, sondern mit der Quan- tität Wärme welche die Cerealien während ihrer Vegetationszeit empfan- gen. Viele Arbeiten sind in den letzten Jahren darauf gerichtet gewesen, die Stunde zu bestimmen deren mittlere Temperatur zugleich die des ganzen Jahres ausdrückt. Ich erwähne hier nur der Beobachtungen welche auf Herrn Brewster's rühmliche Veranstaltung in Schottland auf dem Fort Leith angestellt worden sind. Man hat die Nachtwachen eines Militair- Postens dazu benutzt, ein Thermometer, zwei ganze Jahre lang, von Stunde zu Stunde beobachten zu lassen und aus der Masse dieser Beobachtungen, die man unter anderen Parallelkreisen wiederholen sollte, ist berechnet wor- den, daß in der Breite von Edimburg eine einzige tägliche Beobachtung, Morgens um 9 Uhr 13 Minuten; Abends um 8 Uhr 27 Minuten genügen würde, die mittlere jährliche Wärme zu bestimmen (1). Unter den Monaten geben dieses wichtige Resultat April und October; es sei denn (und diese von Leopold v. Buch zuerst aufgefundene Thatsache hängt mit merkwür- digen Modificationen der obern Luftströhme zusammen), daß durch örtliche Ursachen, wie auf der Insel Gran Canaria, das Maximum der Wärme ver- spätet und in den October versetzt würde. Werfen wir einen Blick auf die verdienstlichen Arbeiten des Herrn Doktor's Poggendorf und Herrn Mädler's über das Klima von Berlin so finden wir die mittlere Temperatur dieser Hauptstadt nahe an 6°,8, die von Paris 8°,4 Reaumur. Der Unterschied der Wärmemenge, welche beide Orte während eines Jahres empfangen, wird daher nur durch 1°,6 ausgedrückt, (1) Ein Resultat welches von dem wahren nicht um ½ Grad des Reaumürschen Ther- mometers abweicht, erhält man auch durch das Mittel aus zwei Stunden gleicher Be- nennung. Results of the therm. obs. made at Leith Fort every hour of the day and night during the years 1824 and 1825 p. 19.

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Über die Haupt-Ursachen der Temperatur-Verschiedenheit auf dem Erdkörper. In: Abhandlungen der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften in Berlin. Aus dem Jahre 1827. Berlin, 1830, S. 295-316, hier S. 304. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_ursachen_1830/11>, abgerufen am 21.11.2024.