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Humboldt, Alexander von: Vorwort von Alexander von Humboldt; Über einige sehr wichtige Punkte der Geographie Guayana's von Alexander von Humboldt. In: Schomburgk, O. A.: Robert Hermann Schomburgk's Reisen in Guiana und am Orinoko während der Jahre 1835-1839. Leipzig, 1841, S. XV-XXIII; S. 1-39.

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die drei Becken dieser grossen Flüsse sind völlig von ein-
ander gesondert. Nur die Gabeltheilung des Orinoko oder
die Verbindung des Casiquiare mit dem Rio Negro und
die Vereinigung des Pacimoni mit dem Cababuri mittels
eines natürlichen Abzugskanals (des Baria) 1, würde auf
einem ausserordentlichen Umwege von 750 Meilen eine
ununterbrochene Wasserverbindung von dem Mahu und
den Quellen des Rio Branko bis zu der Mündung des
Caroni möglich machen. Portagen, welche quer durch
die Schwellen oder Kämme von Wasserscheiden (di-
vorlia aquarum
) gehen, periodische Ueberschwem-
mungen, welche in der Regenzeit Zuflüsse, die zu an-
dern Stromgebieten gehören, vereinigen, haben den Ge-
danken an mehre Gabeltheilungen und Verbindungen von
Flüssen erweckt, die niemals existirt haben oder wenig-
stens heutigen Tags nicht mehr vorhanden sind. Alle Ge-
birgsabhänge haben die Tendenz, ihre Stromverzweigungen
zu vermindern und ihre Wasserbecken zu isoliren. Was
Anfangs nur ein Arm war, wird ein besonderer Fluss (Re-
cipient); und bei den Gebirgsabhängen, deren Gewässer
nur eine unbedeutende Schnelligkeit besitzen, verschwin-
den die Gabeltheilungen oder Verzweigungen zwischen
zwei Wassersystemen auf dreierlei Weise, entweder in-
dem der Abfluss oder der Verbindungskanal den ganzen
getheilten Fluss, der aus verschiedenen mehr oder weni-
ger parallelen Rinnen besteht, in sein Basin aufnimmt,
oder indem der Kanal durch Anschwemmungen sich dort
verstopft, wo er aus dem Hauptstrome heraustritt, oder

1 Corograph. Brasil. Bd. II. S. 354.

die drei Becken dieser grossen Flüsse sind völlig von ein-
ander gesondert. Nur die Gabeltheilung des Orinoko oder
die Verbindung des Casiquiare mit dem Rio Negro und
die Vereinigung des Pacimoni mit dem Cababuri mittels
eines natürlichen Abzugskanals (des Baria) 1, würde auf
einem ausserordentlichen Umwege von 750 Meilen eine
ununterbrochene Wasserverbindung von dem Mahu und
den Quellen des Rio Branko bis zu der Mündung des
Caroni möglich machen. Portagen, welche quer durch
die Schwellen oder Kämme von Wasserscheiden (di-
vorlia aquarum
) gehen, periodische Ueberschwem-
mungen, welche in der Regenzeit Zuflüsse, die zu an-
dern Stromgebieten gehören, vereinigen, haben den Ge-
danken an mehre Gabeltheilungen und Verbindungen von
Flüssen erweckt, die niemals existirt haben oder wenig-
stens heutigen Tags nicht mehr vorhanden sind. Alle Ge-
birgsabhänge haben die Tendenz, ihre Stromverzweigungen
zu vermindern und ihre Wasserbecken zu isoliren. Was
Anfangs nur ein Arm war, wird ein besonderer Fluss (Re-
cipient); und bei den Gebirgsabhängen, deren Gewässer
nur eine unbedeutende Schnelligkeit besitzen, verschwin-
den die Gabeltheilungen oder Verzweigungen zwischen
zwei Wassersystemen auf dreierlei Weise, entweder in-
dem der Abfluss oder der Verbindungskanal den ganzen
getheilten Fluss, der aus verschiedenen mehr oder weni-
ger parallelen Rinnen besteht, in sein Basin aufnimmt,
oder indem der Kanal durch Anschwemmungen sich dort
verstopft, wo er aus dem Hauptstrome heraustritt, oder

1 Corograph. Brasil. Bd. II. S. 354.
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[6/0018] die drei Becken dieser grossen Flüsse sind völlig von ein- ander gesondert. Nur die Gabeltheilung des Orinoko oder die Verbindung des Casiquiare mit dem Rio Negro und die Vereinigung des Pacimoni mit dem Cababuri mittels eines natürlichen Abzugskanals (des Baria) 1, würde auf einem ausserordentlichen Umwege von 750 Meilen eine ununterbrochene Wasserverbindung von dem Mahu und den Quellen des Rio Branko bis zu der Mündung des Caroni möglich machen. Portagen, welche quer durch die Schwellen oder Kämme von Wasserscheiden (di- vorlia aquarum) gehen, periodische Ueberschwem- mungen, welche in der Regenzeit Zuflüsse, die zu an- dern Stromgebieten gehören, vereinigen, haben den Ge- danken an mehre Gabeltheilungen und Verbindungen von Flüssen erweckt, die niemals existirt haben oder wenig- stens heutigen Tags nicht mehr vorhanden sind. Alle Ge- birgsabhänge haben die Tendenz, ihre Stromverzweigungen zu vermindern und ihre Wasserbecken zu isoliren. Was Anfangs nur ein Arm war, wird ein besonderer Fluss (Re- cipient); und bei den Gebirgsabhängen, deren Gewässer nur eine unbedeutende Schnelligkeit besitzen, verschwin- den die Gabeltheilungen oder Verzweigungen zwischen zwei Wassersystemen auf dreierlei Weise, entweder in- dem der Abfluss oder der Verbindungskanal den ganzen getheilten Fluss, der aus verschiedenen mehr oder weni- ger parallelen Rinnen besteht, in sein Basin aufnimmt, oder indem der Kanal durch Anschwemmungen sich dort verstopft, wo er aus dem Hauptstrome heraustritt, oder 1 Corograph. Brasil. Bd. II. S. 354.

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