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Humboldt, Alexander von: Vorwort von Alexander von Humboldt; Über einige sehr wichtige Punkte der Geographie Guayana's von Alexander von Humboldt. In: Schomburgk, O. A.: Robert Hermann Schomburgk's Reisen in Guiana und am Orinoko während der Jahre 1835-1839. Leipzig, 1841, S. XV-XXIII; S. 1-39.

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endlich weil er mitten in seinem Laufe (wie z. B. der
Arno im Chianathale) einen Theilungspunkt bildet, der
der obern Partie einen Gegenhang gibt, so dass das Was-
ser in entgegengesetzter Richtung zurückfliesst. Beson-
ders die Savannen und grossen Ebenen im südlichen Ame-
rika bieten diese Veränderungen oder Jahrhunderte brau-
chenden Fortschritte der Entwickelung bei den Binnen-
flusssystemen dar.

Die Gestaltung des Landes, welche wir eben be-
schrieben haben, macht es möglich, mit Canoes und
flachen Piroguen bis auf unermessliche Entfernungen her-
beizufahren und hat daher die friedlichen Anwohner des
Casiquiare und des Rio Negro seit Jahrhunderten den
Einfällen der Karaiben ausgesetzt, deren zahlreiche Stäm-
me verschiedene Namen führen. Diese Einfälle von Osten
und Nordosten (aus einer Entfernung von mehr als 200
Meilen) hatten zu gleicher Zeit den Handel mit mancherlei
Waaren und die Wegführung von Sklaven zum Zweck.
Die mächtige Nation der Karaiben, die man aus Irrthum
als ursprünglich nur den kleinen Antillen angehörig be-
trachtet hat, bewohnte nach der Entdeckung von Ame-
rika einen grossen Theil des Ufergebiets auf dem Festlande
(das Cariai und Caribana der ersten Eroberer), so wie das
östliche Terrain zwischen dem Oyapok, dem Cuyuni und
dem Guarapiche. Sie machten sich zu gleicher Zeit den
Bewohnern von Haiti und denen der Flüsse des obern
Orinoko furchtbar. Seitdem die europäischen Kolonisten
auf den Grenzen dieses untern Theils der Parime, der
sich (zwischen den Parallelen des 2° und 7°) vom 61sten
bis zum 65sten Längengrade erstreckt, feste Niederlassun-

endlich weil er mitten in seinem Laufe (wie z. B. der
Arno im Chianathale) einen Theilungspunkt bildet, der
der obern Partie einen Gegenhang gibt, so dass das Was-
ser in entgegengesetzter Richtung zurückfliesst. Beson-
ders die Savannen und grossen Ebenen im südlichen Ame-
rika bieten diese Veränderungen oder Jahrhunderte brau-
chenden Fortschritte der Entwickelung bei den Binnen-
flusssystemen dar.

Die Gestaltung des Landes, welche wir eben be-
schrieben haben, macht es möglich, mit Canoes und
flachen Piroguen bis auf unermessliche Entfernungen her-
beizufahren und hat daher die friedlichen Anwohner des
Casiquiare und des Rio Negro seit Jahrhunderten den
Einfällen der Karaiben ausgesetzt, deren zahlreiche Stäm-
me verschiedene Namen führen. Diese Einfälle von Osten
und Nordosten (aus einer Entfernung von mehr als 200
Meilen) hatten zu gleicher Zeit den Handel mit mancherlei
Waaren und die Wegführung von Sklaven zum Zweck.
Die mächtige Nation der Karaiben, die man aus Irrthum
als ursprünglich nur den kleinen Antillen angehörig be-
trachtet hat, bewohnte nach der Entdeckung von Ame-
rika einen grossen Theil des Ufergebiets auf dem Festlande
(das Cariaï und Caribana der ersten Eroberer), so wie das
östliche Terrain zwischen dem Oyapok, dem Cuyuni und
dem Guarapiche. Sie machten sich zu gleicher Zeit den
Bewohnern von Haiti und denen der Flüsse des obern
Orinoko furchtbar. Seitdem die europäischen Kolonisten
auf den Grenzen dieses untern Theils der Parime, der
sich (zwischen den Parallelen des 2° und 7°) vom 61sten
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[7/0019] endlich weil er mitten in seinem Laufe (wie z. B. der Arno im Chianathale) einen Theilungspunkt bildet, der der obern Partie einen Gegenhang gibt, so dass das Was- ser in entgegengesetzter Richtung zurückfliesst. Beson- ders die Savannen und grossen Ebenen im südlichen Ame- rika bieten diese Veränderungen oder Jahrhunderte brau- chenden Fortschritte der Entwickelung bei den Binnen- flusssystemen dar. Die Gestaltung des Landes, welche wir eben be- schrieben haben, macht es möglich, mit Canoes und flachen Piroguen bis auf unermessliche Entfernungen her- beizufahren und hat daher die friedlichen Anwohner des Casiquiare und des Rio Negro seit Jahrhunderten den Einfällen der Karaiben ausgesetzt, deren zahlreiche Stäm- me verschiedene Namen führen. Diese Einfälle von Osten und Nordosten (aus einer Entfernung von mehr als 200 Meilen) hatten zu gleicher Zeit den Handel mit mancherlei Waaren und die Wegführung von Sklaven zum Zweck. Die mächtige Nation der Karaiben, die man aus Irrthum als ursprünglich nur den kleinen Antillen angehörig be- trachtet hat, bewohnte nach der Entdeckung von Ame- rika einen grossen Theil des Ufergebiets auf dem Festlande (das Cariaï und Caribana der ersten Eroberer), so wie das östliche Terrain zwischen dem Oyapok, dem Cuyuni und dem Guarapiche. Sie machten sich zu gleicher Zeit den Bewohnern von Haiti und denen der Flüsse des obern Orinoko furchtbar. Seitdem die europäischen Kolonisten auf den Grenzen dieses untern Theils der Parime, der sich (zwischen den Parallelen des 2° und 7°) vom 61sten bis zum 65sten Längengrade erstreckt, feste Niederlassun-

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Vorwort von Alexander von Humboldt; Über einige sehr wichtige Punkte der Geographie Guayana's von Alexander von Humboldt. In: Schomburgk, O. A.: Robert Hermann Schomburgk's Reisen in Guiana und am Orinoko während der Jahre 1835-1839. Leipzig, 1841, S. XV-XXIII; S. 1-39, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_vorwort_1841/19>, abgerufen am 23.11.2024.