Humboldt, Alexander von: Vorwort von Alexander von Humboldt. In: Möllhausen, Balduin: Tagebuch einer Reise vom Mississippi nach den Küsten der Südsee. Leipzig, 1858, S. [I]-VIII.VORWORT VON ALEXANDER VON HUMBOLDT. Die Verhältnisse gegenseitigen Wohlwollens und eine gewisse Gleichheit der Die Schrift, welche ich jetzt unaufgefordert, aus Achtung für die rastlose und VORWORT VON ALEXANDER VON HUMBOLDT. Die Verhältnisse gegenseitigen Wohlwollens und eine gewisse Gleichheit der Die Schrift, welche ich jetzt unaufgefordert, aus Achtung für die rastlose und <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0003"/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">VORWORT</hi> </hi><lb/> <hi rendition="#smaller">VON</hi><lb/> <hi rendition="#b">ALEXANDER <hi rendition="#smaller">VON</hi> HUMBOLDT.</hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#in">D</hi>ie Verhältnisse gegenseitigen Wohlwollens und eine gewisse Gleichheit der<lb/> Bestrebungen in dem Laufe ernster und wichtiger Unternehmungen haben, wie ich<lb/> schon mehrmals geäussert, allein mich bewegen können, die innere Scheu und die Ab-<lb/> neigung zu überwinden, welche ich, vielleicht mit Unrecht, von je her vor den einlei-<lb/> tenden Vorreden von fremder Hand hege. In der so langen Dauer eines bewegten<lb/> Lebens habe ich diese Vorreden nur überaus selten, zweimal für deutsche und zweimal<lb/> für französische, vielgelesene Werke, geschrieben. Es waren diese Werke der Zeitfolge<lb/> nach: unseres grossen Geologen, <hi rendition="#g">Leopolds</hi> von <hi rendition="#g">Buch</hi>. Reise nach dem Nordcap in<lb/> der französischen Übersetzung; der englische Reisebericht von Sir <hi rendition="#g">Robert Schom-<lb/> burgk's</hi> gefahrvollem fünfjährigen Unternehmen, um die Küste der Guyana bei Esse-<lb/> quibo astronomisch mit dem östlichsten Punkte des Ober-Orinoco bei der Mission Esme-<lb/> ralda zu verbinden, an den ich von Westen her gelangt war; die Original-Ausgabe der<lb/> sämmtlichen Werke meines unvergesslichen Freundes <hi rendition="#g">François Arago</hi>; endlich die ost-<lb/> indische und tibetanische Reise des so früh dahingeschiedenen, liebenswürdigen Prinzen<lb/><hi rendition="#g">Waldemar</hi> von <hi rendition="#g">Preussen</hi>.</p><lb/> <p>Die Schrift, welche ich jetzt unaufgefordert, aus Achtung für die rastlose und<lb/> ausdauernde Thätigkeit des Verfassers in einer grossen Expedition, für die bescheidene<lb/> Einfachheit seines kräftigen, überaus ehrenwerthen Charakters und für ein ausgezeich-<lb/> netes, durch den Anblick der freien Natur fast allein ausgebildetes Kunsttalent, mit<lb/> einem empfehlenden Vorwort begleite, macht keine Ansprüche auf physikalische Wissen-<lb/> schaftlichkeit, ob sie gleich über die äussere Bodengestalt und die geographischen Ver-<lb/> hältnisse so wenig durchforschter Gegenden viel Interessantes. Selbstbeobachtetes oder<lb/> bisweilen den mitreisenden Fachgelehrten Entlehntes, darbietet. Herr <hi rendition="#g">Möllhausen</hi>,<lb/> früher angestellt als <hi rendition="#g">Topograph</hi> und <hi rendition="#g">Zeichner</hi> bei der Sendung, welche unter dem<lb/> Befehle des muthigen und einsichtsvollen Lieutenant <hi rendition="#g">Whipple</hi> zur Bestimmung der<lb/> südlichen Eisenbahn-Richtung nach den Küsten des Stillen Oceans von der <hi rendition="#g">Regie-<lb/></hi></p> </div> </body> </text> </TEI> [0003]
VORWORT
VON
ALEXANDER VON HUMBOLDT.
Die Verhältnisse gegenseitigen Wohlwollens und eine gewisse Gleichheit der
Bestrebungen in dem Laufe ernster und wichtiger Unternehmungen haben, wie ich
schon mehrmals geäussert, allein mich bewegen können, die innere Scheu und die Ab-
neigung zu überwinden, welche ich, vielleicht mit Unrecht, von je her vor den einlei-
tenden Vorreden von fremder Hand hege. In der so langen Dauer eines bewegten
Lebens habe ich diese Vorreden nur überaus selten, zweimal für deutsche und zweimal
für französische, vielgelesene Werke, geschrieben. Es waren diese Werke der Zeitfolge
nach: unseres grossen Geologen, Leopolds von Buch. Reise nach dem Nordcap in
der französischen Übersetzung; der englische Reisebericht von Sir Robert Schom-
burgk's gefahrvollem fünfjährigen Unternehmen, um die Küste der Guyana bei Esse-
quibo astronomisch mit dem östlichsten Punkte des Ober-Orinoco bei der Mission Esme-
ralda zu verbinden, an den ich von Westen her gelangt war; die Original-Ausgabe der
sämmtlichen Werke meines unvergesslichen Freundes François Arago; endlich die ost-
indische und tibetanische Reise des so früh dahingeschiedenen, liebenswürdigen Prinzen
Waldemar von Preussen.
Die Schrift, welche ich jetzt unaufgefordert, aus Achtung für die rastlose und
ausdauernde Thätigkeit des Verfassers in einer grossen Expedition, für die bescheidene
Einfachheit seines kräftigen, überaus ehrenwerthen Charakters und für ein ausgezeich-
netes, durch den Anblick der freien Natur fast allein ausgebildetes Kunsttalent, mit
einem empfehlenden Vorwort begleite, macht keine Ansprüche auf physikalische Wissen-
schaftlichkeit, ob sie gleich über die äussere Bodengestalt und die geographischen Ver-
hältnisse so wenig durchforschter Gegenden viel Interessantes. Selbstbeobachtetes oder
bisweilen den mitreisenden Fachgelehrten Entlehntes, darbietet. Herr Möllhausen,
früher angestellt als Topograph und Zeichner bei der Sendung, welche unter dem
Befehle des muthigen und einsichtsvollen Lieutenant Whipple zur Bestimmung der
südlichen Eisenbahn-Richtung nach den Küsten des Stillen Oceans von der Regie-
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