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Humboldt, Alexander von: [Mitteilung über den früheren Goldbergbau in Westindien]. In: Archiv für Mineralogie, Geognosie, Bergbau und Hüttenkunde, Bd. 17 (1843), S. 641-647.

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das Auffinden des Goldes und die Wäsche mit vieler prak-
tischer Sachkenntniss. Das Gold, sagt er, findet man nahe
an der Oberfläche entweder am Ufer, oder am Bette eines
Flusses oder in trockenen Ebenen. Man hört auf in der
lockeren Schicht zu graben, wenn man auf das feste Ge-
stein gelangt. (Eben so am Ural, wo man bisweilen den
reichsten Goldsand von dem festen Gestein, Thonschiefer,
Grünsteinschiefer, Talkschiefer, Serpentin, selbst Ueber-
gangskalksteine abkratzt, sicher dass in den Gesteinen selbst
dort gangartig nichts zu finden sei)."

"Wo das Gold, fährt Oviedo fort, in der dürren
Ebene liegt, ist es nöthig in der Nähe einen Fluss, ein
Bächlein, oder einen Wasserriss mit Regenwasser, oder we-
nigstens eine Quelle zu suchen, damit die Indianer die ge-
förderte goldhaltige Erde dahin tragen können, wo das
Wasser zu finden ist."

"Die Arbeiter, welche den Goldsand bringen, waschen
nicht selbst, sondern gehen nach der Grube zurück. Das
Waschen des Goldes geschieht durch eigene Wäscher.
Diese sitzen am Ufer, so dass das Wasser ihnen bis an das
Knie reicht; sie bedienen sich einer kleinen concaven
Schüssel (batca), welche einem Barbierbecken gleicht. Die
Wäscher halten nur einen Theil der mit Golderde gefüllten
Schüssel unter Wasser gegen die Strömung und drehen die-
selbe so geschickt und so vorsichtig, dass das Wasser die
erdigen Theile allein wegschwemmt, dagegen das Gold in
dem concaven Boden der Schüssel (des Beckens) bleibt.
Dies Gold wird dann auf einen besondern Haufen ge-
schüttet und neue Erde in die Schüssel gethan. Zu 2 Wä-
schern sind nöthig 2 Arbeiter, die graben, und 2, die zu-
tragen. Bisweilen verändert man auch den Lauf eines Ba-
ches und findet dort das Gold in dem Bette selbst, biswei-
len liegt es fern von allen Flüssen und Bergen in der Ebene,
aber die Stücke Holzkohle, welche der Golderde beigemengt
sind, machen mich glauben, dass die Wasser von ferne her

das Auffinden des Goldes und die Wäsche mit vieler prak-
tischer Sachkenntniſs. Das Gold, sagt er, findet man nahe
an der Oberfläche entweder am Ufer, oder am Bette eines
Flusses oder in trockenen Ebenen. Man hört auf in der
lockeren Schicht zu graben, wenn man auf das feste Ge-
stein gelangt. (Eben so am Ural, wo man bisweilen den
reichsten Goldsand von dem festen Gestein, Thonschiefer,
Grünsteinschiefer, Talkschiefer, Serpentin, selbst Ueber-
gangskalksteine abkratzt, sicher daſs in den Gesteinen selbst
dort gangartig nichts zu finden sei).”

„Wo das Gold, fährt Oviedo fort, in der dürren
Ebene liegt, ist es nöthig in der Nähe einen Fluſs, ein
Bächlein, oder einen Wasserriſs mit Regenwasser, oder we-
nigstens eine Quelle zu suchen, damit die Indianer die ge-
förderte goldhaltige Erde dahin tragen können, wo das
Wasser zu finden ist.”

„Die Arbeiter, welche den Goldsand bringen, waschen
nicht selbst, sondern gehen nach der Grube zurück. Das
Waschen des Goldes geschieht durch eigene Wäscher.
Diese sitzen am Ufer, so daſs das Wasser ihnen bis an das
Knie reicht; sie bedienen sich einer kleinen concaven
Schüssel (batca), welche einem Barbierbecken gleicht. Die
Wäscher halten nur einen Theil der mit Golderde gefüllten
Schüssel unter Wasser gegen die Strömung und drehen die-
selbe so geschickt und so vorsichtig, daſs das Wasser die
erdigen Theile allein wegschwemmt, dagegen das Gold in
dem concaven Boden der Schüssel (des Beckens) bleibt.
Dies Gold wird dann auf einen besondern Haufen ge-
schüttet und neue Erde in die Schüssel gethan. Zu 2 Wä-
schern sind nöthig 2 Arbeiter, die graben, und 2, die zu-
tragen. Bisweilen verändert man auch den Lauf eines Ba-
ches und findet dort das Gold in dem Bette selbst, biswei-
len liegt es fern von allen Flüssen und Bergen in der Ebene,
aber die Stücke Holzkohle, welche der Golderde beigemengt
sind, machen mich glauben, daſs die Wasser von ferne her

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[643/0004] das Auffinden des Goldes und die Wäsche mit vieler prak- tischer Sachkenntniſs. Das Gold, sagt er, findet man nahe an der Oberfläche entweder am Ufer, oder am Bette eines Flusses oder in trockenen Ebenen. Man hört auf in der lockeren Schicht zu graben, wenn man auf das feste Ge- stein gelangt. (Eben so am Ural, wo man bisweilen den reichsten Goldsand von dem festen Gestein, Thonschiefer, Grünsteinschiefer, Talkschiefer, Serpentin, selbst Ueber- gangskalksteine abkratzt, sicher daſs in den Gesteinen selbst dort gangartig nichts zu finden sei).” „Wo das Gold, fährt Oviedo fort, in der dürren Ebene liegt, ist es nöthig in der Nähe einen Fluſs, ein Bächlein, oder einen Wasserriſs mit Regenwasser, oder we- nigstens eine Quelle zu suchen, damit die Indianer die ge- förderte goldhaltige Erde dahin tragen können, wo das Wasser zu finden ist.” „Die Arbeiter, welche den Goldsand bringen, waschen nicht selbst, sondern gehen nach der Grube zurück. Das Waschen des Goldes geschieht durch eigene Wäscher. Diese sitzen am Ufer, so daſs das Wasser ihnen bis an das Knie reicht; sie bedienen sich einer kleinen concaven Schüssel (batca), welche einem Barbierbecken gleicht. Die Wäscher halten nur einen Theil der mit Golderde gefüllten Schüssel unter Wasser gegen die Strömung und drehen die- selbe so geschickt und so vorsichtig, daſs das Wasser die erdigen Theile allein wegschwemmt, dagegen das Gold in dem concaven Boden der Schüssel (des Beckens) bleibt. Dies Gold wird dann auf einen besondern Haufen ge- schüttet und neue Erde in die Schüssel gethan. Zu 2 Wä- schern sind nöthig 2 Arbeiter, die graben, und 2, die zu- tragen. Bisweilen verändert man auch den Lauf eines Ba- ches und findet dort das Gold in dem Bette selbst, biswei- len liegt es fern von allen Flüssen und Bergen in der Ebene, aber die Stücke Holzkohle, welche der Golderde beigemengt sind, machen mich glauben, daſs die Wasser von ferne her

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: [Mitteilung über den früheren Goldbergbau in Westindien]. In: Archiv für Mineralogie, Geognosie, Bergbau und Hüttenkunde, Bd. 17 (1843), S. 641-647, hier S. 643. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_westindien_1843/4>, abgerufen am 24.04.2024.