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Humboldt, Alexander von: [Mitteilung über den früheren Goldbergbau in Westindien]. In: Archiv für Mineralogie, Geognosie, Bergbau und Hüttenkunde, Bd. 17 (1843), S. 641-647.

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Alles zusammen geschwemmt haben, dass die Holz- und
Kohlenstücke von den waldigen Bergen herrühren und dass
mit der Zeit nach und nach immer mehr Erde das Gold
und die Kohle bedeckt haben. Zu diesen Vermuthungen
über Entstehung der goldhaltigen Alluvionen fügt Oviedo
hinzu: je weiter das Gold gelaufen ist und sich von sei-
ner ursprünglichen Lagerstätte im hohen Gebirge entfernt
findet, um so glatter (abgeschliffener) und reiner ist es.
Höher herauf im Gebirge ist das Gold von rauher Ober-
fläche und unreiner, von minderer Löthigkeit. Hier und
da haben sich auch grosse Körner von vielem Gewicht
ganz über der Erde gefunden, (oberhalb dem Rasen).
Wenn man einwenden wollte, dass Oviedo mehr den
Goldbetrieb, das ist die Goldwäschen in der Tierra Ferme,
als in den Inseln beschreibt, so steht dem entgegen, dass
er seit 1513 mehre Jahre lang sich selbst mit dem Golde
in Haiti beschäftigte, und dass der Verkehr zwischen Haiti
und der Tierra ferme so lebhaft und ununterbrochen war,
dass man gewiss alle Methoden der Castilla de Oro in den
Inseln würde benutzt haben. Aber es fehlt auch gar nicht
an direkten Zeugnissen, dass die Eingebornen von Haiti
selbst, die goldhaltige Erde eben so wuschen, als die Ein-
gebornen in der Tierra ferme. Des Columbus Freund, P.
M. de Anghiera sagt auf das Bestimmteste, dass der Bruder
des Entdeckers in Haiti, tres menses ad instrumenta quibus
aurum lavari et colligi possit conficienda consumsit.
(De rebus Oceanicis 1574. Decas I. lib. IV. p. 57.) Anghiera
schrieb sein Werk zwischen 1494 und 1526. Er gab nem-
lich die einzelnen Bücher der Oceanica in verschiedenen
Jahren heraus, ja die Stelle, die ich Ihnen citire (Vorrich-
tungen, um das Gold zu waschen) ist, wie das ganze 4te
Buch der ersten Decade von 1501, also 9 Jahr nach der
Entdeckung von Haiti geschrieben. Anghiera erzählt auch,
wie die Eingebornen die beiden Hände mit Goldsand zu
füllen und durch Uebergiessen aus einer hohlen Hand in

Alles zusammen geschwemmt haben, daſs die Holz- und
Kohlenstücke von den waldigen Bergen herrühren und daſs
mit der Zeit nach und nach immer mehr Erde das Gold
und die Kohle bedeckt haben. Zu diesen Vermuthungen
über Entstehung der goldhaltigen Alluvionen fügt Oviedo
hinzu: je weiter das Gold gelaufen ist und sich von sei-
ner ursprünglichen Lagerstätte im hohen Gebirge entfernt
findet, um so glatter (abgeschliffener) und reiner ist es.
Höher herauf im Gebirge ist das Gold von rauher Ober-
fläche und unreiner, von minderer Löthigkeit. Hier und
da haben sich auch groſse Körner von vielem Gewicht
ganz über der Erde gefunden, (oberhalb dem Rasen).
Wenn man einwenden wollte, daſs Oviedo mehr den
Goldbetrieb, das ist die Goldwäschen in der Tierra Ferme,
als in den Inseln beschreibt, so steht dem entgegen, daſs
er seit 1513 mehre Jahre lang sich selbst mit dem Golde
in Haiti beschäftigte, und daſs der Verkehr zwischen Haiti
und der Tierra ferme so lebhaft und ununterbrochen war,
daſs man gewiſs alle Methoden der Castilla de Oro in den
Inseln würde benutzt haben. Aber es fehlt auch gar nicht
an direkten Zeugnissen, daſs die Eingebornen von Haiti
selbst, die goldhaltige Erde eben so wuschen, als die Ein-
gebornen in der Tierra ferme. Des Columbus Freund, P.
M. de Anghiera sagt auf das Bestimmteste, daſs der Bruder
des Entdeckers in Haiti, tres menses ad instrumenta quibus
aurum lavari et colligi possit conficienda consumsit.
(De rebus Oceanicis 1574. Decas I. lib. IV. p. 57.) Anghiera
schrieb sein Werk zwischen 1494 und 1526. Er gab nem-
lich die einzelnen Bücher der Oceanica in verschiedenen
Jahren heraus, ja die Stelle, die ich Ihnen citire (Vorrich-
tungen, um das Gold zu waschen) ist, wie das ganze 4te
Buch der ersten Decade von 1501, also 9 Jahr nach der
Entdeckung von Haiti geschrieben. Anghiera erzählt auch,
wie die Eingebornen die beiden Hände mit Goldsand zu
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[644/0005] Alles zusammen geschwemmt haben, daſs die Holz- und Kohlenstücke von den waldigen Bergen herrühren und daſs mit der Zeit nach und nach immer mehr Erde das Gold und die Kohle bedeckt haben. Zu diesen Vermuthungen über Entstehung der goldhaltigen Alluvionen fügt Oviedo hinzu: je weiter das Gold gelaufen ist und sich von sei- ner ursprünglichen Lagerstätte im hohen Gebirge entfernt findet, um so glatter (abgeschliffener) und reiner ist es. Höher herauf im Gebirge ist das Gold von rauher Ober- fläche und unreiner, von minderer Löthigkeit. Hier und da haben sich auch groſse Körner von vielem Gewicht ganz über der Erde gefunden, (oberhalb dem Rasen). Wenn man einwenden wollte, daſs Oviedo mehr den Goldbetrieb, das ist die Goldwäschen in der Tierra Ferme, als in den Inseln beschreibt, so steht dem entgegen, daſs er seit 1513 mehre Jahre lang sich selbst mit dem Golde in Haiti beschäftigte, und daſs der Verkehr zwischen Haiti und der Tierra ferme so lebhaft und ununterbrochen war, daſs man gewiſs alle Methoden der Castilla de Oro in den Inseln würde benutzt haben. Aber es fehlt auch gar nicht an direkten Zeugnissen, daſs die Eingebornen von Haiti selbst, die goldhaltige Erde eben so wuschen, als die Ein- gebornen in der Tierra ferme. Des Columbus Freund, P. M. de Anghiera sagt auf das Bestimmteste, daſs der Bruder des Entdeckers in Haiti, tres menses ad instrumenta quibus aurum lavari et colligi possit conficienda consumsit. (De rebus Oceanicis 1574. Decas I. lib. IV. p. 57.) Anghiera schrieb sein Werk zwischen 1494 und 1526. Er gab nem- lich die einzelnen Bücher der Oceanica in verschiedenen Jahren heraus, ja die Stelle, die ich Ihnen citire (Vorrich- tungen, um das Gold zu waschen) ist, wie das ganze 4te Buch der ersten Decade von 1501, also 9 Jahr nach der Entdeckung von Haiti geschrieben. Anghiera erzählt auch, wie die Eingebornen die beiden Hände mit Goldsand zu füllen und durch Uebergieſsen aus einer hohlen Hand in

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: [Mitteilung über den früheren Goldbergbau in Westindien]. In: Archiv für Mineralogie, Geognosie, Bergbau und Hüttenkunde, Bd. 17 (1843), S. 641-647, hier S. 644. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_westindien_1843/5>, abgerufen am 28.03.2024.