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Humboldt, Alexander von: [Rezension zu:] Widenmann's Handbuch des oryktognostischen Theils der Mineralogie. In: Allgemeine Literatur-Zeitung, Bd. 2, Nr. 124 (1795), Sp. 225-229.

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ALLG. LITERATUR-ZEITUNG
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erde zur Salpetersäure, ihre Auflöslichkeit im Wasser
und Niederschlag durch den Zutritt der atmosphäri-
schen Luft geben dieser doch auch wohl das Bürger-
recht dieser selbstständigen Grunderde. Die gemengten
Fossilien S. 228. behandelt der Vf. ebenfalls als einen
Gegenstand der Oryktognosie, und theilt sie in 2 Clas-
sen, je nachdem sie ein bestimmtes oder unbestimmtes
Verhältniss ihrer Gemengtheile zeigen. Rec. sieht wohl
ein, dass man Gebirgsarten geognostisch nach ihrem re-
lativen Alter, nach Schichtung und Lagerung, und
oryktognostisch nach den äussern Kennzeichen ihrer
Gemengtheile betrachten könne, ob aber darum Por-
phyr und Feldspath als gleichnamige Objecte einer
systematischen Oryktognosie aufgeführt werden dür-
fen, darin ist er mit dem scharfsinnigen Vf. dieses Hand-
buchs nicht einig. -- Bey der Aufzählung der ein-
zelnen Fossilien müssen wir uns begnügen, im Allge-
meinen den Gang des Vf. darzustellen, und unter den
vielen eigenen Ideen, mit denen derselbe das Wernersche
System vermehrt, nur einige herauszuheben. Jedem Ge-
schlechte schickt Hr. W. eine chemische Zergliederung der
charakterisirenden Grunderde voraus. Dann folgen die
Gattungen einzeln, ihre Benennungen, Literatur, äussere
Beschreibung, chemische Bestandtheile und Vaterland.
Die Synonymie, Literatur und Geburtsörter sind bey
weitem nicht so vollständig, als in der Wernerschen
Mineralogie, welche Hr. Emmerling herausgegeben
hat. Der Diamant steht interimsweise noch unter den
Kieselarten. Mann kann ihn wohl jetzt endlich unter
die Inflammabilien zählen, da er, (wenn überhaupt
chemischen Analysen zu trauen ist,) höchst wahrschein-
lich reiner Carbon, Basis der kohlensauren Luft ist.
Rubin und Saphir verbindet der Vf., wie Hr. Werner,
den Spinell aber nennt er Rubinspinell. Vom Olivin
wird S. 262. unrichtig gesagt, dass man ihn nicht kry-
stallisirt fande. Es sind 2 Arten des Olivins, gemeiner
und blättriger. Die Krystallisationen des letzteren hat
Hr. Freiesleben (Verfasser der vortreflichen mineral. Be-
merkungen über das schillernde Fossil von der Baste bey
Harzburg, Leipz. 1794) ausführlich beschrieben. Auch
Hr. Reuts erwähnt desselben oft in seiner Min. Geogra-
phie von Böhmen. Die Topase von Mucla in Vorder-
Asien verhalten sich, nach des Vf. merkwürdigen Ver-
suchen S. 271., wie die Turmaline. Turmalin und
schwarzer Stangenschörl werden S. 282. zu einer Art
verbunden, weil der Vf. behauptet, Zeilonische ganz
undurchsichtige Turmaline zu besitzen. Dagegen führt
er den Brasilischen dunkelgrünen Turmalin als eigene
Art auf. S. 257. finden wir mit Vergnügen auch den
rothen Stangenschörl vom Gothard, den bereis Hr. Kar-
sten in seinen neuen Tabellen aufführt. Der Vf. ent-
wirft eine neue äussere Charakteristik davon. Was S.
290. unter dem unbestimmten Namen: vulkanischer
Schörl, beschrieben wird, scheint Werners Vesuvian zu
seyn. Den Thumerstein nennt Hr. W. Glasschörl oder
Glasstein. Der erste Name ist, da Thumerstein nach
dem grossen Analytiker Klaproth schlechterdings kein
Schörl ist, wohl nicht recht zu vertheidigen, so leicht
wir auch das Andenken an das Dörfchen Thum aufge-
ben. Den Augit vermissen wir ungern, da er als neue
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deutsche Kieselgattung immer auffallend bleibt. Ame-
thyst und Bergkrystall verbindet der Vf. in eine Art,
doch scheinen Rec. die stänglich abgesonderten Stücke,
auch wenn er graulichweiss ist, sehr charakteristisch.
Den Prasem und rosenrothen Quarz rechnet er zum ge-
meinen Quarz. Doch charakterisiren den erstern nicht
etwa Farbe, sondern die schalig abgesonderten Stücke
als eigene Art. Auch wundern wir uns, wenn der Vf.
gegen Werners Abtheilung des Hornsteins in 2 Arten
S. 307. anführt, "der Bruch des Hornsteins nahe sich
"nur dann dem muschlichen, wenn er in Feuerstein und
"gemeinen Opal übergehen. Der Jaspis wird unter dem
Kieselgeschlecht aufgeführt. Band- und ägyptischer
Jaspis mit einander verbunden, und Heliotrop als Jas-
pisart betrachtet. Eben so vereinigt der Vf. auch Kar-
neol und Chalcedon, trotz des vollkommen muschli-
chen Bruchs des ersten, führt aber Kachalong als eige-
ne Art auf. Pechstein, Bimstein und Tripel stehen
nach unserm Vf. ebenfalls unter dem Kieselgeschlecht.
Die Wernerischen 4 Arten des Opals, der Labrador-
stein und gemeine Feldspath, das Katzenauge und der
Mondstein, der fasrige, strahlige und blättrige Zeolith,
die bekannten 3 Arten des Tremolits, Porcellanerde
und Töpferthon, so wie Schiefer- und verhärteter Thon,
Zeichenschiefer und Thonschiefer, Lydischer Stein und
Kieselschiefer, gemeiner und glänzender Alaunschiefer,
verhärtetes und zerreibliches Steinmark, Bologneser-
spath, Stangenspath, körniger! und schaliger Schwer-
spath, und die 5 Arten der Steinkohlen werden als
Abänderungen von einem Fossil mit einander verbun-
den. Dagegen erscheinen Rogenstein, Jade, der von
den neuen Mineralogen vergessene Leberstein und Zink-
spath als eigene Gattungen. Auch auf die neuen äu-
sseren Beschreibungen des Lepidoliths, des Bitterspaths,
des Braunsteinschaums von Hüttenberg in Kärnthen,
des erdigen Apatits, eines unbekannten dem glasarti-
gen Strahlstein nahe verwandten Fossils von Arendal,
des luftsauren Silbers vom Wenzel bey Altwolfach und
des gelben Spiessglaserzes, so wie auf die schätzbaren
Nachrichten vom Nagyager und weissen Golderzen
muss Rec. aufmerksam machen. Wenn der Vf. den
Trapp der Schweden und Wakke für bestimmte Syno-
nyme hält, so können wir ihm nicht beypflichten, da
der Name Trapp in Schweden schlechterdings eine gan-
ze Reihe von verwandten Gebirgsarten unter sich be-
greift. Obsidian hält der Vf. für ein vulcanisches Pro-
duct, und den darin vorkommenden Feldspath für Bim-
stein oder Leucit. Beym Boracit wird der merkwür-
dige Versuch des Hn. Gross angeführt, nach dem die
stark abgestumpften Ecken des erwärmten Krystalls
beym Erkalten eine positive, und die schwach abge-
stumpften eine negative Elektricität zeigen. Das Kams-
dorfer gediegne Eisen ist weniger zweifelhaft, als der
Vf. glaubt. Rec. hat Stücke mit wahrer Gangart da-
von in Händen gehabt. (Die Pallasische Masse ist nach
Hn. Chladnis übrigens sehr scharfsinnigen Theorie ja
gar nicht einmal irdisch, sondern vom Himmel gefal-
len!) Bey der Angabe der Geburtsörter vermisst Rec.
die Bestimmungen, ob das Fossil auf Gängen oder La-
gern bricht. Hr. Emmerling ist in diesem Stücke weit

voll-


ALLG. LITERATUR-ZEITUNG
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erde zur Salpeterſäure, ihre Auflöslichkeit im Waſſer
und Niederſchlag durch den Zutritt der atmoſphäri-
ſchen Luft geben dieſer doch auch wohl das Bürger-
recht dieser ſelbſtſtändigen Grunderde. Die gemengten
Foſſilien S. 228. behandelt der Vf. ebenfalls als einen
Gegenſtand der Oryktognoſie, und theilt ſie in 2 Claſ-
ſen, je nachdem ſie ein beſtimmtes oder unbeſtimmtes
Verhältniſs ihrer Gemengtheile zeigen. Rec. ſieht wohl
ein, daſs man Gebirgsarten geognoſtiſch nach ihrem re-
lativen Alter, nach Schichtung und Lagerung, und
oryktognoſtiſch nach den äuſsern Kennzeichen ihrer
Gemengtheile betrachten könne, ob aber darum Por-
phyr und Feldſpath als gleichnamige Objecte einer
ſyſtematiſchen Oryktognoſie aufgeführt werden dür-
fen, darin iſt er mit dem ſcharfſinnigen Vf. dieſes Hand-
buchs nicht einig. — Bey der Aufzählung der ein-
zelnen Foſſilien müſſen wir uns begnügen, im Allge-
meinen den Gang des Vf. darzuſtellen, und unter den
vielen eigenen Ideen, mit denen derſelbe das Wernerſche
Syſtem vermehrt, nur einige herauszuheben. Jedem Ge-
ſchlechte ſchickt Hr. W. eine chemiſche Zergliederung der
charakteriſirenden Grunderde voraus. Dann folgen die
Gattungen einzeln, ihre Benennungen, Literatur, äuſsere
Beſchreibung, chemiſche Beſtandtheile und Vaterland.
Die Synonymie, Literatur und Geburtsörter ſind bey
weitem nicht ſo vollſtändig, als in der Wernerſchen
Mineralogie, welche Hr. Emmerling herausgegeben
hat. Der Diamant ſteht interimsweiſe noch unter den
Kieſelarten. Mann kann ihn wohl jetzt endlich unter
die Inflammabilien zählen, da er, (wenn überhaupt
chemiſchen Analyſen zu trauen iſt,) höchſt wahrſchein-
lich reiner Carbon, Baſis der kohlenſauren Luft iſt.
Rubin und Saphir verbindet der Vf., wie Hr. Werner,
den Spinell aber nennt er Rubinſpinell. Vom Olivin
wird S. 262. unrichtig geſagt, daſs man ihn nicht kry-
ſtalliſirt fande. Es ſind 2 Arten des Olivins, gemeiner
und blättriger. Die Kryſtalliſationen des letzteren hat
Hr. Freiesleben (Verfaſſer der vortreflichen mineral. Be-
merkungen über das ſchillernde Foſſil von der Baſte bey
Harzburg, Leipz. 1794) ausführlich beſchrieben. Auch
Hr. Reuts erwähnt deſſelben oft in ſeiner Min. Geogra-
phie von Böhmen. Die Topaſe von Mucla in Vorder-
Aſien verhalten ſich, nach des Vf. merkwürdigen Ver-
ſuchen S. 271., wie die Turmaline. Turmalin und
ſchwarzer Stangenſchörl werden S. 282. zu einer Art
verbunden, weil der Vf. behauptet, Zeiloniſche ganz
undurchſichtige Turmaline zu beſitzen. Dagegen führt
er den Braſiliſchen dunkelgrünen Turmalin als eigene
Art auf. S. 257. finden wir mit Vergnügen auch den
rothen Stangenſchörl vom Gothard, den bereis Hr. Kar-
ſten in ſeinen neuen Tabellen aufführt. Der Vf. ent-
wirft eine neue äuſsere Charakteriſtik davon. Was S.
290. unter dem unbeſtimmten Namen: vulkaniſcher
Schörl, beſchrieben wird, ſcheint Werners Veſuvian zu
ſeyn. Den Thumerſtein nennt Hr. W. Glasſchörl oder
Glasſtein. Der erſte Name iſt, da Thumerſtein nach
dem groſsen Analytiker Klaproth ſchlechterdings kein
Schörl iſt, wohl nicht recht zu vertheidigen, ſo leicht
wir auch das Andenken an das Dörfchen Thum aufge-
ben. Den Augit vermiſſen wir ungern, da er als neue
[Spaltenumbruch]
deutſche Kieſelgattung immer auffallend bleibt. Ame-
thyſt und Bergkryſtall verbindet der Vf. in eine Art,
doch ſcheinen Rec. die ſtänglich abgeſonderten Stücke,
auch wenn er graulichweiſs iſt, ſehr charakteriſtiſch.
Den Praſem und roſenrothen Quarz rechnet er zum ge-
meinen Quarz. Doch charakteriſiren den erſtern nicht
etwa Farbe, ſondern die ſchalig abgeſonderten Stücke
als eigene Art. Auch wundern wir uns, wenn der Vf.
gegen Werners Abtheilung des Hornſteins in 2 Arten
S. 307. anführt, „der Bruch des Hornſteins nahe ſich
„nur dann dem muſchlichen, wenn er in Feuerſtein und
„gemeinen Opal übergehen. Der Jaſpis wird unter dem
Kieſelgeſchlecht aufgeführt. Band- und ägyptiſcher
Jaſpis mit einander verbunden, und Heliotrop als Jaſ-
pisart betrachtet. Eben ſo vereinigt der Vf. auch Kar-
neol und Chalcedon, trotz des vollkommen muſchli-
chen Bruchs des erſten, führt aber Kachalong als eige-
ne Art auf. Pechſtein, Bimſtein und Tripel ſtehen
nach unſerm Vf. ebenfalls unter dem Kieſelgeſchlecht.
Die Werneriſchen 4 Arten des Opals, der Labrador-
ſtein und gemeine Feldſpath, das Katzenauge und der
Mondſtein, der faſrige, ſtrahlige und blättrige Zeolith,
die bekannten 3 Arten des Tremolits, Porcellanerde
und Töpferthon, ſo wie Schiefer- und verhärteter Thon,
Zeichenſchiefer und Thonſchiefer, Lydiſcher Stein und
Kieſelſchiefer, gemeiner und glänzender Alaunſchiefer,
verhärtetes und zerreibliches Steinmark, Bologneſer-
ſpath, Stangenſpath, körniger! und ſchaliger Schwer-
ſpath, und die 5 Arten der Steinkohlen werden als
Abänderungen von einem Foſſil mit einander verbun-
den. Dagegen erſcheinen Rogenſtein, Jade, der von
den neuen Mineralogen vergeſſene Leberſtein und Zink-
ſpath als eigene Gattungen. Auch auf die neuen äu-
ſseren Beſchreibungen des Lepidoliths, des Bitterſpaths,
des Braunſteinſchaums von Hüttenberg in Kärnthen,
des erdigen Apatits, eines unbekannten dem glasarti-
gen Strahlſtein nahe verwandten Foſſils von Arendal,
des luftſauren Silbers vom Wenzel bey Altwolfach und
des gelben Spieſsglaserzes, ſo wie auf die ſchätzbaren
Nachrichten vom Nagyager und weiſsen Golderzen
muſs Rec. aufmerkſam machen. Wenn der Vf. den
Trapp der Schweden und Wakke für beſtimmte Syno-
nyme hält, ſo können wir ihm nicht beypflichten, da
der Name Trapp in Schweden ſchlechterdings eine gan-
ze Reihe von verwandten Gebirgsarten unter ſich be-
greift. Obſidian hält der Vf. für ein vulcaniſches Pro-
duct, und den darin vorkommenden Feldſpath für Bim-
ſtein oder Leucit. Beym Boracit wird der merkwür-
dige Verſuch des Hn. Groſs angeführt, nach dem die
ſtark abgeſtumpften Ecken des erwärmten Kryſtalls
beym Erkalten eine poſitive, und die ſchwach abge-
ſtumpften eine negative Elektricität zeigen. Das Kams-
dorfer gediegne Eiſen iſt weniger zweifelhaft, als der
Vf. glaubt. Rec. hat Stücke mit wahrer Gangart da-
von in Händen gehabt. (Die Pallaſiſche Maſſe iſt nach
Hn. Chladnis übrigens ſehr ſcharfſinnigen Theorie ja
gar nicht einmal irdiſch, ſondern vom Himmel gefal-
len!) Bey der Angabe der Geburtsörter vermiſst Rec.
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gern bricht. Hr. Emmerling iſt in dieſem Stücke weit

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[0003] ALLG. LITERATUR-ZEITUNG erde zur Salpeterſäure, ihre Auflöslichkeit im Waſſer und Niederſchlag durch den Zutritt der atmoſphäri- ſchen Luft geben dieſer doch auch wohl das Bürger- recht dieser ſelbſtſtändigen Grunderde. Die gemengten Foſſilien S. 228. behandelt der Vf. ebenfalls als einen Gegenſtand der Oryktognoſie, und theilt ſie in 2 Claſ- ſen, je nachdem ſie ein beſtimmtes oder unbeſtimmtes Verhältniſs ihrer Gemengtheile zeigen. Rec. ſieht wohl ein, daſs man Gebirgsarten geognoſtiſch nach ihrem re- lativen Alter, nach Schichtung und Lagerung, und oryktognoſtiſch nach den äuſsern Kennzeichen ihrer Gemengtheile betrachten könne, ob aber darum Por- phyr und Feldſpath als gleichnamige Objecte einer ſyſtematiſchen Oryktognoſie aufgeführt werden dür- fen, darin iſt er mit dem ſcharfſinnigen Vf. dieſes Hand- buchs nicht einig. — Bey der Aufzählung der ein- zelnen Foſſilien müſſen wir uns begnügen, im Allge- meinen den Gang des Vf. darzuſtellen, und unter den vielen eigenen Ideen, mit denen derſelbe das Wernerſche Syſtem vermehrt, nur einige herauszuheben. Jedem Ge- ſchlechte ſchickt Hr. W. eine chemiſche Zergliederung der charakteriſirenden Grunderde voraus. Dann folgen die Gattungen einzeln, ihre Benennungen, Literatur, äuſsere Beſchreibung, chemiſche Beſtandtheile und Vaterland. Die Synonymie, Literatur und Geburtsörter ſind bey weitem nicht ſo vollſtändig, als in der Wernerſchen Mineralogie, welche Hr. Emmerling herausgegeben hat. Der Diamant ſteht interimsweiſe noch unter den Kieſelarten. Mann kann ihn wohl jetzt endlich unter die Inflammabilien zählen, da er, (wenn überhaupt chemiſchen Analyſen zu trauen iſt,) höchſt wahrſchein- lich reiner Carbon, Baſis der kohlenſauren Luft iſt. Rubin und Saphir verbindet der Vf., wie Hr. Werner, den Spinell aber nennt er Rubinſpinell. Vom Olivin wird S. 262. unrichtig geſagt, daſs man ihn nicht kry- ſtalliſirt fande. Es ſind 2 Arten des Olivins, gemeiner und blättriger. Die Kryſtalliſationen des letzteren hat Hr. Freiesleben (Verfaſſer der vortreflichen mineral. Be- merkungen über das ſchillernde Foſſil von der Baſte bey Harzburg, Leipz. 1794) ausführlich beſchrieben. Auch Hr. Reuts erwähnt deſſelben oft in ſeiner Min. Geogra- phie von Böhmen. Die Topaſe von Mucla in Vorder- Aſien verhalten ſich, nach des Vf. merkwürdigen Ver- ſuchen S. 271., wie die Turmaline. Turmalin und ſchwarzer Stangenſchörl werden S. 282. zu einer Art verbunden, weil der Vf. behauptet, Zeiloniſche ganz undurchſichtige Turmaline zu beſitzen. Dagegen führt er den Braſiliſchen dunkelgrünen Turmalin als eigene Art auf. S. 257. finden wir mit Vergnügen auch den rothen Stangenſchörl vom Gothard, den bereis Hr. Kar- ſten in ſeinen neuen Tabellen aufführt. Der Vf. ent- wirft eine neue äuſsere Charakteriſtik davon. Was S. 290. unter dem unbeſtimmten Namen: vulkaniſcher Schörl, beſchrieben wird, ſcheint Werners Veſuvian zu ſeyn. Den Thumerſtein nennt Hr. W. Glasſchörl oder Glasſtein. Der erſte Name iſt, da Thumerſtein nach dem groſsen Analytiker Klaproth ſchlechterdings kein Schörl iſt, wohl nicht recht zu vertheidigen, ſo leicht wir auch das Andenken an das Dörfchen Thum aufge- ben. Den Augit vermiſſen wir ungern, da er als neue deutſche Kieſelgattung immer auffallend bleibt. Ame- thyſt und Bergkryſtall verbindet der Vf. in eine Art, doch ſcheinen Rec. die ſtänglich abgeſonderten Stücke, auch wenn er graulichweiſs iſt, ſehr charakteriſtiſch. Den Praſem und roſenrothen Quarz rechnet er zum ge- meinen Quarz. Doch charakteriſiren den erſtern nicht etwa Farbe, ſondern die ſchalig abgeſonderten Stücke als eigene Art. Auch wundern wir uns, wenn der Vf. gegen Werners Abtheilung des Hornſteins in 2 Arten S. 307. anführt, „der Bruch des Hornſteins nahe ſich „nur dann dem muſchlichen, wenn er in Feuerſtein und „gemeinen Opal übergehen. Der Jaſpis wird unter dem Kieſelgeſchlecht aufgeführt. Band- und ägyptiſcher Jaſpis mit einander verbunden, und Heliotrop als Jaſ- pisart betrachtet. Eben ſo vereinigt der Vf. auch Kar- neol und Chalcedon, trotz des vollkommen muſchli- chen Bruchs des erſten, führt aber Kachalong als eige- ne Art auf. Pechſtein, Bimſtein und Tripel ſtehen nach unſerm Vf. ebenfalls unter dem Kieſelgeſchlecht. Die Werneriſchen 4 Arten des Opals, der Labrador- ſtein und gemeine Feldſpath, das Katzenauge und der Mondſtein, der faſrige, ſtrahlige und blättrige Zeolith, die bekannten 3 Arten des Tremolits, Porcellanerde und Töpferthon, ſo wie Schiefer- und verhärteter Thon, Zeichenſchiefer und Thonſchiefer, Lydiſcher Stein und Kieſelſchiefer, gemeiner und glänzender Alaunſchiefer, verhärtetes und zerreibliches Steinmark, Bologneſer- ſpath, Stangenſpath, körniger! und ſchaliger Schwer- ſpath, und die 5 Arten der Steinkohlen werden als Abänderungen von einem Foſſil mit einander verbun- den. Dagegen erſcheinen Rogenſtein, Jade, der von den neuen Mineralogen vergeſſene Leberſtein und Zink- ſpath als eigene Gattungen. Auch auf die neuen äu- ſseren Beſchreibungen des Lepidoliths, des Bitterſpaths, des Braunſteinſchaums von Hüttenberg in Kärnthen, des erdigen Apatits, eines unbekannten dem glasarti- gen Strahlſtein nahe verwandten Foſſils von Arendal, des luftſauren Silbers vom Wenzel bey Altwolfach und des gelben Spieſsglaserzes, ſo wie auf die ſchätzbaren Nachrichten vom Nagyager und weiſsen Golderzen muſs Rec. aufmerkſam machen. Wenn der Vf. den Trapp der Schweden und Wakke für beſtimmte Syno- nyme hält, ſo können wir ihm nicht beypflichten, da der Name Trapp in Schweden ſchlechterdings eine gan- ze Reihe von verwandten Gebirgsarten unter ſich be- greift. Obſidian hält der Vf. für ein vulcaniſches Pro- duct, und den darin vorkommenden Feldſpath für Bim- ſtein oder Leucit. Beym Boracit wird der merkwür- dige Verſuch des Hn. Groſs angeführt, nach dem die ſtark abgeſtumpften Ecken des erwärmten Kryſtalls beym Erkalten eine poſitive, und die ſchwach abge- ſtumpften eine negative Elektricität zeigen. Das Kams- dorfer gediegne Eiſen iſt weniger zweifelhaft, als der Vf. glaubt. Rec. hat Stücke mit wahrer Gangart da- von in Händen gehabt. (Die Pallaſiſche Maſſe iſt nach Hn. Chladnis übrigens ſehr ſcharfſinnigen Theorie ja gar nicht einmal irdiſch, ſondern vom Himmel gefal- len!) Bey der Angabe der Geburtsörter vermiſst Rec. die Beſtimmungen, ob das Foſſil auf Gängen oder La- gern bricht. Hr. Emmerling iſt in dieſem Stücke weit voll-

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: [Rezension zu:] Widenmann's Handbuch des oryktognostischen Theils der Mineralogie. In: Allgemeine Literatur-Zeitung, Bd. 2, Nr. 124 (1795), Sp. 225-229, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_widemann_1795/3>, abgerufen am 21.11.2024.