Humboldt, Alexander von: An Hrn Delambre in Paris. Lima, d[en] 25[.] November 1802; An Hrn[.] Prof. Willdenow in Berlin. Mexiko, den 29[.] April 1803. In: Neue Berlinische Monatschrift, Bd. 10 (1803), S. 241-272.Oktober 1803. in den Untersuchungen der Botanik und der ver-gleichenden Anatomie die größte Hülfe zu Theil geworden ist, hat zwei Monate lang am drei- tägigen Fieber gelitten. Die Regenzeit überfiel uns an einer sehr kritischen Stelle, auf dem Plateau von Pastos; und nach einer achtmo- natlichen Reise, erfuhren wir bei der Ankunft in Quito, daß Kapitän Baudin seinen Weg von Westen nach Osten über das Vorgebirge der gu- ten Hofnung genommen habe. An Unfälle ge- wöhnt, fanden wir Trost in dem Gedanken, daß wir, um des Guten willen, so große aAuf- opferungen gemacht hatten. Sahen wir auf un- sre Herbarien, unsere barometrischen und geo- detischen Messungen, auf unsre Zeichnungen, und die mit der Luft der Kordilleren angestellten Versuche, so brauchen wir es nicht zu bedauren, daß wir einen Erdstrich durchwandert hatten, welcher größtentheils zuvor nie von Naturkun- digern betreten ward. Wir fühlten, daß der Mensch nur auf das rechnen darf, was er durch seine eigene Ergergie bewirkt. Die Provinz Quito, die höchste Gebirgs- Oktober 1803. in den Unterſuchungen der Botanik und der ver-gleichenden Anatomie die groͤßte Huͤlfe zu Theil geworden iſt, hat zwei Monate lang am drei- taͤgigen Fieber gelitten. Die Regenzeit uͤberfiel uns an einer ſehr kritiſchen Stelle, auf dem Plateau von Paſtos; und nach einer achtmo- natlichen Reiſe, erfuhren wir bei der Ankunft in Quito, daß Kapitaͤn Baudin ſeinen Weg von Weſten nach Oſten uͤber das Vorgebirge der gu- ten Hofnung genommen habe. An Unfaͤlle ge- woͤhnt, fanden wir Troſt in dem Gedanken, daß wir, um des Guten willen, ſo große aAuf- opferungen gemacht hatten. Sahen wir auf un- ſre Herbarien, unſere barometriſchen und geo- detiſchen Meſſungen, auf unſre Zeichnungen, und die mit der Luft der Kordilleren angeſtellten Versuche, ſo brauchen wir es nicht zu bedauren, daß wir einen Erdſtrich durchwandert hatten, welcher groͤßtentheils zuvor nie von Naturkun- digern betreten ward. Wir fuͤhlten, daß der Mensch nur auf das rechnen darf, was er durch ſeine eigene Ergergie bewirkt. Die Provinz Quito, die hoͤchſte Gebirgs- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0012" n="250"/><fw type="header" place="top">Oktober 1803.</fw><lb/> in den Unterſuchungen der Botanik und der ver-<lb/> gleichenden Anatomie die groͤßte Huͤlfe zu Theil<lb/> geworden iſt, hat zwei Monate lang am drei-<lb/> taͤgigen Fieber gelitten. Die Regenzeit uͤberfiel<lb/> uns an einer ſehr kritiſchen Stelle, auf dem<lb/> Plateau von Paſtos; und nach einer achtmo-<lb/> natlichen Reiſe, erfuhren wir bei der Ankunft in<lb/> Quito, daß Kapitaͤn Baudin ſeinen Weg von<lb/> Weſten nach Oſten uͤber das Vorgebirge der gu-<lb/> ten Hofnung genommen habe. An Unfaͤlle ge-<lb/> woͤhnt, fanden wir Troſt in dem Gedanken,<lb/> daß wir, um des Guten willen, ſo große aAuf-<lb/> opferungen gemacht hatten. Sahen wir auf un-<lb/> ſre Herbarien, unſere barometriſchen und geo-<lb/> detiſchen Meſſungen, auf unſre Zeichnungen,<lb/> und die mit der Luft der Kordilleren angeſtellten<lb/> Versuche, ſo brauchen wir es nicht zu bedauren,<lb/> daß wir einen Erdſtrich durchwandert hatten,<lb/> welcher groͤßtentheils zuvor nie von Naturkun-<lb/> digern betreten ward. Wir fuͤhlten, daß der<lb/> Mensch nur auf das rechnen darf, was er durch<lb/> ſeine eigene Ergergie bewirkt.</p><lb/> <p>Die Provinz Quito, die hoͤchſte Gebirgs-<lb/> ebene unſeres Erdballs, welche durch die große<lb/> Kataſtrophe vom 4 Februar 1797 zerwuͤhlt wor-<lb/> den iſt, bot uns ein weites Feld zu phyſiſchen<lb/> Beobachtungen dar. Dort haben die ungeheu-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [250/0012]
Oktober 1803.
in den Unterſuchungen der Botanik und der ver-
gleichenden Anatomie die groͤßte Huͤlfe zu Theil
geworden iſt, hat zwei Monate lang am drei-
taͤgigen Fieber gelitten. Die Regenzeit uͤberfiel
uns an einer ſehr kritiſchen Stelle, auf dem
Plateau von Paſtos; und nach einer achtmo-
natlichen Reiſe, erfuhren wir bei der Ankunft in
Quito, daß Kapitaͤn Baudin ſeinen Weg von
Weſten nach Oſten uͤber das Vorgebirge der gu-
ten Hofnung genommen habe. An Unfaͤlle ge-
woͤhnt, fanden wir Troſt in dem Gedanken,
daß wir, um des Guten willen, ſo große aAuf-
opferungen gemacht hatten. Sahen wir auf un-
ſre Herbarien, unſere barometriſchen und geo-
detiſchen Meſſungen, auf unſre Zeichnungen,
und die mit der Luft der Kordilleren angeſtellten
Versuche, ſo brauchen wir es nicht zu bedauren,
daß wir einen Erdſtrich durchwandert hatten,
welcher groͤßtentheils zuvor nie von Naturkun-
digern betreten ward. Wir fuͤhlten, daß der
Mensch nur auf das rechnen darf, was er durch
ſeine eigene Ergergie bewirkt.
Die Provinz Quito, die hoͤchſte Gebirgs-
ebene unſeres Erdballs, welche durch die große
Kataſtrophe vom 4 Februar 1797 zerwuͤhlt wor-
den iſt, bot uns ein weites Feld zu phyſiſchen
Beobachtungen dar. Dort haben die ungeheu-
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