Humboldt, Alexander von: An Hrn Delambre in Paris. Lima, d[en] 25[.] November 1802; An Hrn[.] Prof. Willdenow in Berlin. Mexiko, den 29[.] April 1803. In: Neue Berlinische Monatschrift, Bd. 10 (1803), S. 241-272.1. A. v. Humboldt. ren Volkane, deren Flammen oft 500 Toisenhoch emporlodern, nie einen Tropfen fließender Lava hervorzubringen vermogt; Wasser, geschwe- feltes Wasserstofgas, Schlamm, und kohlensaure Thonerdei), speien sie aus. Seit 1797 ist die- ser ganze Welttheil in Bewegung: alle Augen- blicke erleiden wir fürchterliche Erschütterungen; und das unterirdische Getöse in den Ebenen von Riobamba ist als wenn ein Berg unter un- sern Füßen einstürzte. Die atmosphärische Luft, und die mit Feuchtigkeit angeschwängerten Erd- arten (alle diese Volkane befinden sich in einem verwitterten Porphyr), scheinen die großen Werk- zeuge dieser Verbrennungen und unterirdischen Gährungen zu sein. Bis itzt glaubte man zu Quito, daß der i) Von dieser zuletzt erwähnten Mischung hat
noch kein Beobachter brennender Volkane et- was angeführt. 1. A. v. Humboldt. ren Volkane, deren Flammen oft 500 Toiſenhoch emporlodern, nie einen Tropfen fließender Lava hervorzubringen vermogt; Waſſer, geſchwe- feltes Waſſerſtofgas, Schlamm, und kohlenſaure Thonerdei), ſpeien ſie aus. Seit 1797 iſt die- ſer ganze Welttheil in Bewegung: alle Augen- blicke erleiden wir fuͤrchterliche Erſchuͤtterungen; und das unterirdiſche Getoͤſe in den Ebenen von Riobamba iſt als wenn ein Berg unter un- ſern Fuͤßen einſtuͤrzte. Die atmoſphaͤriſche Luft, und die mit Feuchtigkeit angeſchwaͤngerten Erd- arten (alle dieſe Volkane befinden ſich in einem verwitterten Porphyr), ſcheinen die großen Werk- zeuge dieſer Verbrennungen und unterirdiſchen Gaͤhrungen zu ſein. Bis itzt glaubte man zu Quito, daß der i) Von dieſer zuletzt erwaͤhnten Mischung hat
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1. A. v. Humboldt.
ren Volkane, deren Flammen oft 500 Toiſen
hoch emporlodern, nie einen Tropfen fließender
Lava hervorzubringen vermogt; Waſſer, geſchwe-
feltes Waſſerſtofgas, Schlamm, und kohlenſaure
Thonerde i), ſpeien ſie aus. Seit 1797 iſt die-
ſer ganze Welttheil in Bewegung: alle Augen-
blicke erleiden wir fuͤrchterliche Erſchuͤtterungen;
und das unterirdiſche Getoͤſe in den Ebenen
von Riobamba iſt als wenn ein Berg unter un-
ſern Fuͤßen einſtuͤrzte. Die atmoſphaͤriſche Luft,
und die mit Feuchtigkeit angeſchwaͤngerten Erd-
arten (alle dieſe Volkane befinden ſich in einem
verwitterten Porphyr), ſcheinen die großen Werk-
zeuge dieſer Verbrennungen und unterirdiſchen
Gaͤhrungen zu ſein.
Bis itzt glaubte man zu Quito, daß der
Mensch nicht weiter als bis zu einer Hoͤhe von
2470 Toiſen in der verduͤnnten Luft ausdauren
koͤnne. Jm Maͤrz 1802 brachten wir einige Ta-
ge in den großen Ebenen zu, welche den Vol-
kan Antiſana 2107 Toiſen hoch umgeben, wo
die Stiere, wenn man ſie jagt, haͤufig Blut
auswerfen. Den 16 Maͤrz entdeckten wir einen
Weg uͤber den Schnee: eine ſanfte Berglehne
i) Von dieſer zuletzt erwaͤhnten Mischung hat
noch kein Beobachter brennender Volkane et-
was angefuͤhrt.
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