Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822.

Bild:
<< vorherige Seite

viel als empfangen, und in diesem Sinn ver-
steht man die, durch mündliche Ueberlieferung fort-
gepflanzte Lehre, welche die Hebräer nach ihrer
Behauptung von ihren Vorfahren, und diese un-
mittelbar von Gott empfangen haben. Hiernach
wird also die Thorah Schäbeal-peh (das münd-
liche Gesetz) mit darunter begriffen.

Ferner nennt man Kabbala eine mystische jü-
dische Philosophie, die theils zur Auslegung der
Bibel dienen, theils eine Anleitung enthalten soll,
wie man durch den Gebrauch der, in der heiligen
Schrift enthaltenen göttlichen und andern Namen
und Worte übernatürliche Dinge bewirken könne.

Die Kabbala wird eingetheilt in die theoreti-
sche
und die praktische. Die erstere zerfällt
wieder in die buchstäbliche, künstliche oder symbo-
lische und in die reelle, ungekünstelte oder philoso-
phische.

Die buchstäbliche oder symbolische Kab-
bala (Cabbala literalis s. symbolica) hat wieder-
um drei Unterabtheilungen: a) die geometrische
(von den Juden Gematria nach dem Griechischen
Geometria genannt); b) die Kabbala Notari-
kon,
und c) die Temurah. Die philosophi-
sche
oder reelle Kabbala wird eingetheilt a) in
Bereschith, welche das, was die Juden zur
Physik rechnen, und b) in Mercavah, welche
das, was bei ihnen für Metaphysik gilt, enthält.

Die beigefügte Tabelle wird den Lesern zum

viel als empfangen, und in dieſem Sinn ver-
ſteht man die, durch muͤndliche Ueberlieferung fort-
gepflanzte Lehre, welche die Hebraͤer nach ihrer
Behauptung von ihren Vorfahren, und dieſe un-
mittelbar von Gott empfangen haben. Hiernach
wird alſo die Thorah Schaͤbeal-peh (das muͤnd-
liche Geſetz) mit darunter begriffen.

Ferner nennt man Kabbala eine myſtiſche juͤ-
diſche Philoſophie, die theils zur Auslegung der
Bibel dienen, theils eine Anleitung enthalten ſoll,
wie man durch den Gebrauch der, in der heiligen
Schrift enthaltenen goͤttlichen und andern Namen
und Worte uͤbernatuͤrliche Dinge bewirken koͤnne.

Die Kabbala wird eingetheilt in die theoreti-
ſche
und die praktiſche. Die erſtere zerfaͤllt
wieder in die buchſtaͤbliche, kuͤnſtliche oder ſymbo-
liſche und in die reelle, ungekuͤnſtelte oder philoſo-
phiſche.

Die buchſtaͤbliche oder ſymboliſche Kab-
bala (Cabbala literalis s. symbolica) hat wieder-
um drei Unterabtheilungen: a) die geometriſche
(von den Juden Gematria nach dem Griechiſchen
Geometria genannt); b) die Kabbala Notari-
kon,
und c) die Temurah. Die philoſophi-
ſche
oder reelle Kabbala wird eingetheilt a) in
Bereſchith, welche das, was die Juden zur
Phyſik rechnen, und b) in Mercavah, welche
das, was bei ihnen fuͤr Metaphyſik gilt, enthaͤlt.

Die beigefuͤgte Tabelle wird den Leſern zum

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0107" n="73"/>
viel als <hi rendition="#g">empfangen,</hi> und in die&#x017F;em Sinn ver-<lb/>
&#x017F;teht man die, durch mu&#x0364;ndliche Ueberlieferung fort-<lb/>
gepflanzte Lehre, welche die Hebra&#x0364;er nach ihrer<lb/>
Behauptung von ihren Vorfahren, und die&#x017F;e un-<lb/>
mittelbar von Gott empfangen haben. Hiernach<lb/>
wird al&#x017F;o die Thorah Scha&#x0364;beal-peh (das mu&#x0364;nd-<lb/>
liche Ge&#x017F;etz) mit darunter begriffen.</p><lb/>
        <p>Ferner nennt man Kabbala eine my&#x017F;ti&#x017F;che ju&#x0364;-<lb/>
di&#x017F;che Philo&#x017F;ophie, die theils zur Auslegung der<lb/>
Bibel dienen, theils eine Anleitung enthalten &#x017F;oll,<lb/>
wie man durch den Gebrauch der, in der heiligen<lb/>
Schrift enthaltenen go&#x0364;ttlichen und andern Namen<lb/>
und Worte u&#x0364;bernatu&#x0364;rliche Dinge bewirken ko&#x0364;nne.</p><lb/>
        <p>Die Kabbala wird eingetheilt in die <hi rendition="#g">theoreti-<lb/>
&#x017F;che</hi> und die <hi rendition="#g">prakti&#x017F;che.</hi> Die er&#x017F;tere zerfa&#x0364;llt<lb/>
wieder in die buch&#x017F;ta&#x0364;bliche, ku&#x0364;n&#x017F;tliche oder &#x017F;ymbo-<lb/>
li&#x017F;che und in die reelle, ungeku&#x0364;n&#x017F;telte oder philo&#x017F;o-<lb/>
phi&#x017F;che.</p><lb/>
        <p>Die <hi rendition="#g">buch&#x017F;ta&#x0364;bliche</hi> oder <hi rendition="#g">&#x017F;ymboli&#x017F;che</hi> Kab-<lb/>
bala (<hi rendition="#aq">Cabbala literalis s. symbolica</hi>) hat wieder-<lb/>
um drei Unterabtheilungen: <hi rendition="#aq">a</hi>) die <hi rendition="#g">geometri&#x017F;che</hi><lb/>
(von den Juden Gematria nach dem Griechi&#x017F;chen<lb/><hi rendition="#aq">Geometria</hi> genannt); <hi rendition="#aq">b</hi>) die <hi rendition="#g">Kabbala Notari-<lb/>
kon,</hi> und <hi rendition="#aq">c</hi>) die <hi rendition="#g">Temurah.</hi> Die <hi rendition="#g">philo&#x017F;ophi-<lb/>
&#x017F;che</hi> oder <hi rendition="#g">reelle</hi> Kabbala wird eingetheilt <hi rendition="#aq">a</hi>) in<lb/><hi rendition="#g">Bere&#x017F;chith,</hi> welche das, was die Juden zur<lb/>
Phy&#x017F;ik rechnen, und <hi rendition="#aq">b</hi>) in <hi rendition="#g">Mercavah,</hi> welche<lb/>
das, was bei ihnen fu&#x0364;r Metaphy&#x017F;ik gilt, entha&#x0364;lt.</p><lb/>
        <p>Die beigefu&#x0364;gte Tabelle wird den Le&#x017F;ern zum<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[73/0107] viel als empfangen, und in dieſem Sinn ver- ſteht man die, durch muͤndliche Ueberlieferung fort- gepflanzte Lehre, welche die Hebraͤer nach ihrer Behauptung von ihren Vorfahren, und dieſe un- mittelbar von Gott empfangen haben. Hiernach wird alſo die Thorah Schaͤbeal-peh (das muͤnd- liche Geſetz) mit darunter begriffen. Ferner nennt man Kabbala eine myſtiſche juͤ- diſche Philoſophie, die theils zur Auslegung der Bibel dienen, theils eine Anleitung enthalten ſoll, wie man durch den Gebrauch der, in der heiligen Schrift enthaltenen goͤttlichen und andern Namen und Worte uͤbernatuͤrliche Dinge bewirken koͤnne. Die Kabbala wird eingetheilt in die theoreti- ſche und die praktiſche. Die erſtere zerfaͤllt wieder in die buchſtaͤbliche, kuͤnſtliche oder ſymbo- liſche und in die reelle, ungekuͤnſtelte oder philoſo- phiſche. Die buchſtaͤbliche oder ſymboliſche Kab- bala (Cabbala literalis s. symbolica) hat wieder- um drei Unterabtheilungen: a) die geometriſche (von den Juden Gematria nach dem Griechiſchen Geometria genannt); b) die Kabbala Notari- kon, und c) die Temurah. Die philoſophi- ſche oder reelle Kabbala wird eingetheilt a) in Bereſchith, welche das, was die Juden zur Phyſik rechnen, und b) in Mercavah, welche das, was bei ihnen fuͤr Metaphyſik gilt, enthaͤlt. Die beigefuͤgte Tabelle wird den Leſern zum

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule01_1822
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule01_1822/107
Zitationshilfe: Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule01_1822/107>, abgerufen am 24.11.2024.