Es sollen wohl Berge weichen, und Hügel hinfal- len. Da flehte Rabbi Elieser: Himmel und Erde, bittet um Gnade für mich. Himmel und Erde er- wiederten ihm: Es stehet geschrieben Jesaias 51. V. 6: der Himmel wird vergehen wie ein Rauch, und die Erde wird veralten, wie ein Kleid; wir müssen für uns selbst beten. Nun wandte er sich an Sonne und Mond um ihre Fürsprache; allein auch diese ward ihm verweigert, weil Jesaias 24. V. 23 gesagt wird: Der Mond wird sich schämen, und die Sonne wird schamroth werden. Endlich bat er die Planeten und Sterne, Barmherzigkeit für ihn zu erflehen. Aber sie antworteten gleich- falls: Wir müssen für uns selbst bitten, denn der Prophet Jesaias spricht Kap. 34. V. 4. Und alles Heer des Himmels wird verwelken. So will mir denn niemand helfen? rief er jetzt voll Verzweif- lung, legte sein frommes Haupt zwischen seine Kniee, und heulte und weinte so lange, bis er seinen Geist aufgab. Da sprach eine Stimme vom Himmel: Der Rabbi Elieser, des Dordoja Sohn, ist zum ewigen Leben berufen!
Jm Wunderthun nehmen die Rabbiner es mit allen Heiligen der katholischen Kirche, ja selbst mit dem heiligen Homobonus dem Schneider und dem Herrn Fürsten von Hohenlohe zu jeder Zeit auf.
Der Rabba und der Rabbi Sira begiengen ein- mal das Purimsfest mit einem Gastmahl. Als sie trunken waren, stand der Rabba auf und schnitt
Es ſollen wohl Berge weichen, und Huͤgel hinfal- len. Da flehte Rabbi Elieſer: Himmel und Erde, bittet um Gnade fuͤr mich. Himmel und Erde er- wiederten ihm: Es ſtehet geſchrieben Jeſaias 51. V. 6: der Himmel wird vergehen wie ein Rauch, und die Erde wird veralten, wie ein Kleid; wir muͤſſen fuͤr uns ſelbſt beten. Nun wandte er ſich an Sonne und Mond um ihre Fuͤrſprache; allein auch dieſe ward ihm verweigert, weil Jeſaias 24. V. 23 geſagt wird: Der Mond wird ſich ſchaͤmen, und die Sonne wird ſchamroth werden. Endlich bat er die Planeten und Sterne, Barmherzigkeit fuͤr ihn zu erflehen. Aber ſie antworteten gleich- falls: Wir muͤſſen fuͤr uns ſelbſt bitten, denn der Prophet Jeſaias ſpricht Kap. 34. V. 4. Und alles Heer des Himmels wird verwelken. So will mir denn niemand helfen? rief er jetzt voll Verzweif- lung, legte ſein frommes Haupt zwiſchen ſeine Kniee, und heulte und weinte ſo lange, bis er ſeinen Geiſt aufgab. Da ſprach eine Stimme vom Himmel: Der Rabbi Elieſer, des Dordoja Sohn, iſt zum ewigen Leben berufen!
Jm Wunderthun nehmen die Rabbiner es mit allen Heiligen der katholiſchen Kirche, ja ſelbſt mit dem heiligen Homobonus dem Schneider und dem Herrn Fuͤrſten von Hohenlohe zu jeder Zeit auf.
Der Rabba und der Rabbi Sira begiengen ein- mal das Purimsfeſt mit einem Gaſtmahl. Als ſie trunken waren, ſtand der Rabba auf und ſchnitt
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0133"n="99"/>
Es ſollen wohl Berge weichen, und Huͤgel hinfal-<lb/>
len. Da flehte Rabbi Elieſer: Himmel und Erde,<lb/>
bittet um Gnade fuͤr mich. Himmel und Erde er-<lb/>
wiederten ihm: Es ſtehet geſchrieben Jeſaias 51.<lb/>
V. 6: der Himmel wird vergehen wie ein Rauch,<lb/>
und die Erde wird veralten, wie ein Kleid; wir<lb/>
muͤſſen fuͤr uns ſelbſt beten. Nun wandte er ſich<lb/>
an Sonne und Mond um ihre Fuͤrſprache; allein<lb/>
auch dieſe ward ihm verweigert, weil Jeſaias 24.<lb/>
V. 23 geſagt wird: Der Mond wird ſich ſchaͤmen,<lb/>
und die Sonne wird ſchamroth werden. Endlich<lb/>
bat er die Planeten und Sterne, Barmherzigkeit<lb/>
fuͤr ihn zu erflehen. Aber ſie antworteten gleich-<lb/>
falls: Wir muͤſſen fuͤr uns ſelbſt bitten, denn der<lb/>
Prophet Jeſaias ſpricht Kap. 34. V. 4. Und alles<lb/>
Heer des Himmels wird verwelken. So will mir<lb/>
denn niemand helfen? rief er jetzt voll Verzweif-<lb/>
lung, legte ſein frommes Haupt zwiſchen ſeine Kniee,<lb/>
und heulte und weinte ſo lange, bis er ſeinen Geiſt<lb/>
aufgab. Da ſprach eine Stimme vom Himmel:<lb/>
Der Rabbi Elieſer, des Dordoja Sohn, iſt zum<lb/>
ewigen Leben berufen!</p><lb/><p>Jm Wunderthun nehmen die Rabbiner es mit<lb/>
allen Heiligen der katholiſchen Kirche, ja ſelbſt mit<lb/>
dem heiligen Homobonus dem Schneider und dem<lb/>
Herrn Fuͤrſten von Hohenlohe zu jeder Zeit auf.</p><lb/><p>Der Rabba und der Rabbi Sira begiengen ein-<lb/>
mal das Purimsfeſt mit einem Gaſtmahl. Als ſie<lb/>
trunken waren, ſtand der Rabba auf und ſchnitt<lb/></p></div></body></text></TEI>
[99/0133]
Es ſollen wohl Berge weichen, und Huͤgel hinfal-
len. Da flehte Rabbi Elieſer: Himmel und Erde,
bittet um Gnade fuͤr mich. Himmel und Erde er-
wiederten ihm: Es ſtehet geſchrieben Jeſaias 51.
V. 6: der Himmel wird vergehen wie ein Rauch,
und die Erde wird veralten, wie ein Kleid; wir
muͤſſen fuͤr uns ſelbſt beten. Nun wandte er ſich
an Sonne und Mond um ihre Fuͤrſprache; allein
auch dieſe ward ihm verweigert, weil Jeſaias 24.
V. 23 geſagt wird: Der Mond wird ſich ſchaͤmen,
und die Sonne wird ſchamroth werden. Endlich
bat er die Planeten und Sterne, Barmherzigkeit
fuͤr ihn zu erflehen. Aber ſie antworteten gleich-
falls: Wir muͤſſen fuͤr uns ſelbſt bitten, denn der
Prophet Jeſaias ſpricht Kap. 34. V. 4. Und alles
Heer des Himmels wird verwelken. So will mir
denn niemand helfen? rief er jetzt voll Verzweif-
lung, legte ſein frommes Haupt zwiſchen ſeine Kniee,
und heulte und weinte ſo lange, bis er ſeinen Geiſt
aufgab. Da ſprach eine Stimme vom Himmel:
Der Rabbi Elieſer, des Dordoja Sohn, iſt zum
ewigen Leben berufen!
Jm Wunderthun nehmen die Rabbiner es mit
allen Heiligen der katholiſchen Kirche, ja ſelbſt mit
dem heiligen Homobonus dem Schneider und dem
Herrn Fuͤrſten von Hohenlohe zu jeder Zeit auf.
Der Rabba und der Rabbi Sira begiengen ein-
mal das Purimsfeſt mit einem Gaſtmahl. Als ſie
trunken waren, ſtand der Rabba auf und ſchnitt
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule01_1822/133>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.