Der Raf und Rabbi Nachman waren, wie Salomon Jarchi berichtet, zwar beide verheirathet; wenn sie aber auf kurze Zeit verreisten, so ließen sie in den Städten, wo sie ankamen, öffentlich ausrufen: Wer auf einige Tage ihre Frau seyn wolle?
Am meisten zeichnete sich in dieser Hinsicht der Rabbi Elieser, einer der größten Talmudisten aus, und ward dafür auch von dem Himmel auf das glänzendste belohnt. Nach dem talmudischen Buche Avoda Sara ließ er keine barmherzige Schwester gehen, ohne mit ihr seine Andacht zu verrichten. Einst vernahm er, daß in einer Seestadt eine sol- che Heilige wäre, die aber nur für eine große Kiste voll Gold seine Wünsche befriedigen würde. Der fromme Mann machte sich also, mit einer solchen Kiste belastet, auf, und gieng über sieben große Flüße. Endlich langte er bei der Schönen an, die ihn natürlich mit Entzücken empfieng. Während sei- ner Huldigungen entfuhr ihr aber leider etwas Menschliches. Da schlug der Rabbi in sich und sprach: So gewiß dieser Wind nicht wieder an sei- nen Ort kömmt, so gewiß wird der Rabbi Elieser, des Dordoja Sohn, keine Barmherzigkeit bei Gott erlangen. Hierauf setzte er sich zwischen zwei Ber- ge und zwei Hügel und rief: Jhr Berge und Hügel bittet um Gnade für mich. Sie aber ant- worteten ihm: Lieber wollen wir für uns selbst be- ten, denn es stehet geschrieben Jesaias 54. V. 10.
Der Raf und Rabbi Nachman waren, wie Salomon Jarchi berichtet, zwar beide verheirathet; wenn ſie aber auf kurze Zeit verreisten, ſo ließen ſie in den Staͤdten, wo ſie ankamen, oͤffentlich ausrufen: Wer auf einige Tage ihre Frau ſeyn wolle?
Am meiſten zeichnete ſich in dieſer Hinſicht der Rabbi Elieſer, einer der groͤßten Talmudiſten aus, und ward dafuͤr auch von dem Himmel auf das glaͤnzendſte belohnt. Nach dem talmudiſchen Buche Avoda Sara ließ er keine barmherzige Schweſter gehen, ohne mit ihr ſeine Andacht zu verrichten. Einſt vernahm er, daß in einer Seeſtadt eine ſol- che Heilige waͤre, die aber nur fuͤr eine große Kiſte voll Gold ſeine Wuͤnſche befriedigen wuͤrde. Der fromme Mann machte ſich alſo, mit einer ſolchen Kiſte belaſtet, auf, und gieng uͤber ſieben große Fluͤße. Endlich langte er bei der Schoͤnen an, die ihn natuͤrlich mit Entzuͤcken empfieng. Waͤhrend ſei- ner Huldigungen entfuhr ihr aber leider etwas Menſchliches. Da ſchlug der Rabbi in ſich und ſprach: So gewiß dieſer Wind nicht wieder an ſei- nen Ort koͤmmt, ſo gewiß wird der Rabbi Elieſer, des Dordoja Sohn, keine Barmherzigkeit bei Gott erlangen. Hierauf ſetzte er ſich zwiſchen zwei Ber- ge und zwei Huͤgel und rief: Jhr Berge und Huͤgel bittet um Gnade fuͤr mich. Sie aber ant- worteten ihm: Lieber wollen wir fuͤr uns ſelbſt be- ten, denn es ſtehet geſchrieben Jeſaias 54. V. 10.
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Der Raf und Rabbi Nachman waren, wie
Salomon Jarchi berichtet, zwar beide verheirathet;
wenn ſie aber auf kurze Zeit verreisten, ſo ließen
ſie in den Staͤdten, wo ſie ankamen, oͤffentlich
ausrufen: Wer auf einige Tage ihre Frau ſeyn
wolle?
Am meiſten zeichnete ſich in dieſer Hinſicht der
Rabbi Elieſer, einer der groͤßten Talmudiſten aus,
und ward dafuͤr auch von dem Himmel auf das
glaͤnzendſte belohnt. Nach dem talmudiſchen Buche
Avoda Sara ließ er keine barmherzige Schweſter
gehen, ohne mit ihr ſeine Andacht zu verrichten.
Einſt vernahm er, daß in einer Seeſtadt eine ſol-
che Heilige waͤre, die aber nur fuͤr eine große Kiſte
voll Gold ſeine Wuͤnſche befriedigen wuͤrde. Der
fromme Mann machte ſich alſo, mit einer ſolchen
Kiſte belaſtet, auf, und gieng uͤber ſieben große
Fluͤße. Endlich langte er bei der Schoͤnen an, die
ihn natuͤrlich mit Entzuͤcken empfieng. Waͤhrend ſei-
ner Huldigungen entfuhr ihr aber leider etwas
Menſchliches. Da ſchlug der Rabbi in ſich und
ſprach: So gewiß dieſer Wind nicht wieder an ſei-
nen Ort koͤmmt, ſo gewiß wird der Rabbi Elieſer,
des Dordoja Sohn, keine Barmherzigkeit bei Gott
erlangen. Hierauf ſetzte er ſich zwiſchen zwei Ber-
ge und zwei Huͤgel und rief: Jhr Berge und
Huͤgel bittet um Gnade fuͤr mich. Sie aber ant-
worteten ihm: Lieber wollen wir fuͤr uns ſelbſt be-
ten, denn es ſtehet geſchrieben Jeſaias 54. V. 10.
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule01_1822/132>, abgerufen am 21.11.2024.
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