Die Geschichte des Moses lehrt uns deutlich, welch' ein schadenfroher Bube der Sammael ist, und wie sehr es ihn ergötzt, wenn er dem frommen Volke Gottes einen Possen reißen kann. Er ver- klagt auch die guten Juden fast unaufhörlich bei Gott. Daher opfern sie ihm am großen Versöhnungs- feste einen Ziegenbock, auf welchen sie die sämmtli- chen Sünden des ganzen Volks bekannt haben. Wenn Sammael diesen Bock empfängt, und plötzlich aus ihrem Verkläger ihr Fürsprecher wird, ruft der hochgelobte, heilige Gott die siebenzig Fürsten der Völker und spricht: Sehet hier, dieser, der immer meine Kinder verklagt, ist jetzt wegen eines elenden Bocks, auf den sie ihre Sünden bekannt haben, ihr Sachwalter geworden. Die Fürsten fällen so- dann einstimmig das Urtheil, daß alle Sünden des Volks Jsrael auf das Volk des Sammael kommen sollen. Wenn die Völker von jenem Ziegenbock wüßten, sagen die Talmudisten, wovor uns aber der hochgelobte, heilige Gott behüte, so würden sie keinen Jsraeliten auch nur einen Tag am Leben lassen *). Jetzt werden außerhalb dem gelobten Laude statt des Ziegenbocks andere Dinge geopfert **).
"Nachdem Moses das Gesetz empfangen, sprach Sammael: Herr der Welt, du gabst alle Völker
*) Jalkut Chadasch; Sohar.
**) M. s. den Abschnitt von den jüdischen Festen.
15 *
Die Geſchichte des Moſes lehrt uns deutlich, welch’ ein ſchadenfroher Bube der Sammael iſt, und wie ſehr es ihn ergoͤtzt, wenn er dem frommen Volke Gottes einen Poſſen reißen kann. Er ver- klagt auch die guten Juden faſt unaufhoͤrlich bei Gott. Daher opfern ſie ihm am großen Verſoͤhnungs- feſte einen Ziegenbock, auf welchen ſie die ſaͤmmtli- chen Suͤnden des ganzen Volks bekannt haben. Wenn Sammael dieſen Bock empfaͤngt, und ploͤtzlich aus ihrem Verklaͤger ihr Fuͤrſprecher wird, ruft der hochgelobte, heilige Gott die ſiebenzig Fuͤrſten der Voͤlker und ſpricht: Sehet hier, dieſer, der immer meine Kinder verklagt, iſt jetzt wegen eines elenden Bocks, auf den ſie ihre Suͤnden bekannt haben, ihr Sachwalter geworden. Die Fuͤrſten faͤllen ſo- dann einſtimmig das Urtheil, daß alle Suͤnden des Volks Jſrael auf das Volk des Sammael kommen ſollen. Wenn die Voͤlker von jenem Ziegenbock wuͤßten, ſagen die Talmudiſten, wovor uns aber der hochgelobte, heilige Gott behuͤte, ſo wuͤrden ſie keinen Jſraeliten auch nur einen Tag am Leben laſſen *). Jetzt werden außerhalb dem gelobten Laude ſtatt des Ziegenbocks andere Dinge geopfert **).
»Nachdem Moſes das Geſetz empfangen, ſprach Sammael: Herr der Welt, du gabſt alle Voͤlker
*) Jalkut Chadaſch; Sohar.
**) M. ſ. den Abſchnitt von den juͤdiſchen Feſten.
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Die Geſchichte des Moſes lehrt uns deutlich,
welch’ ein ſchadenfroher Bube der Sammael iſt, und
wie ſehr es ihn ergoͤtzt, wenn er dem frommen
Volke Gottes einen Poſſen reißen kann. Er ver-
klagt auch die guten Juden faſt unaufhoͤrlich bei
Gott. Daher opfern ſie ihm am großen Verſoͤhnungs-
feſte einen Ziegenbock, auf welchen ſie die ſaͤmmtli-
chen Suͤnden des ganzen Volks bekannt haben. Wenn
Sammael dieſen Bock empfaͤngt, und ploͤtzlich aus
ihrem Verklaͤger ihr Fuͤrſprecher wird, ruft der
hochgelobte, heilige Gott die ſiebenzig Fuͤrſten der
Voͤlker und ſpricht: Sehet hier, dieſer, der immer
meine Kinder verklagt, iſt jetzt wegen eines elenden
Bocks, auf den ſie ihre Suͤnden bekannt haben,
ihr Sachwalter geworden. Die Fuͤrſten faͤllen ſo-
dann einſtimmig das Urtheil, daß alle Suͤnden des
Volks Jſrael auf das Volk des Sammael kommen
ſollen. Wenn die Voͤlker von jenem Ziegenbock
wuͤßten, ſagen die Talmudiſten, wovor uns aber
der hochgelobte, heilige Gott behuͤte, ſo wuͤrden ſie
keinen Jſraeliten auch nur einen Tag am Leben
laſſen *). Jetzt werden außerhalb dem gelobten
Laude ſtatt des Ziegenbocks andere Dinge geopfert **).
»Nachdem Moſes das Geſetz empfangen, ſprach
Sammael: Herr der Welt, du gabſt alle Voͤlker
*) Jalkut Chadaſch; Sohar.
**) M. ſ. den Abſchnitt von den juͤdiſchen Feſten.
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule01_1822/173>, abgerufen am 22.07.2024.
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