Wunder, daß die Welt mit so vielen Teufeln und unreinen Seelen bevölkert ist, da die frommen Ju- den bekanntlich es an bösen Werken nicht fehlen lassen! Hiernach muß übrigens Fräulein Lilith noch nicht geschächtet und eingesalzen seyn. Ob dieses Fräulein nur eine Namensverwandte der ersten Frau des Adam, von welcher schon früher erzählt wor- den, oder ob sie die letztere selbst war, mögen die Rabbiner entscheiden.
Unser Vater Adam setzte bekanntlich gleich nach der Schöpfung den Teufeln die Hörner auf, indem er mit ihren Weibern männliche Teufel erzeugte. Sie vergalten ihm das, wie wir wissen, und zeug- ten mit der Eva kleine weibliche Teufelchen und unsern Stammvater Kain.
Auch beim Thurmbau zu Babel kam eine Men- ge von Teufeln in die Welt. Die Menschen hatten sich nemlich in drei Rotten getheilt. Eine sprach: Wir wollen hinauf in den Himmel steigen und dort wohnen. Die andre: Wir wollen hinauf, und Ab- götterei dort treiben. Die dritte: Wir wollen den Himmel mit Sturm einnehmen, und den heiligen, hochgelobten Gott mit Aexten todtschlagen. Um dies zu verhindern, sprach der hochgelobte, heilige Gott zu den siebenzig guten Engeln, die seinen Staats- rath bilden, und ohne deren Zustimmung er nichts unternimmt: Lasset uns hinabfahren, und ihre Sprachen verwirren, daß keiner des andern Spra- che verstehe, wie geschrieben stehet 1 B. Mos. 11.
V. 7.
Wunder, daß die Welt mit ſo vielen Teufeln und unreinen Seelen bevoͤlkert iſt, da die frommen Ju- den bekanntlich es an boͤſen Werken nicht fehlen laſſen! Hiernach muß uͤbrigens Fraͤulein Lilith noch nicht geſchaͤchtet und eingeſalzen ſeyn. Ob dieſes Fraͤulein nur eine Namensverwandte der erſten Frau des Adam, von welcher ſchon fruͤher erzaͤhlt wor- den, oder ob ſie die letztere ſelbſt war, moͤgen die Rabbiner entſcheiden.
Unſer Vater Adam ſetzte bekanntlich gleich nach der Schoͤpfung den Teufeln die Hoͤrner auf, indem er mit ihren Weibern maͤnnliche Teufel erzeugte. Sie vergalten ihm das, wie wir wiſſen, und zeug- ten mit der Eva kleine weibliche Teufelchen und unſern Stammvater Kain.
Auch beim Thurmbau zu Babel kam eine Men- ge von Teufeln in die Welt. Die Menſchen hatten ſich nemlich in drei Rotten getheilt. Eine ſprach: Wir wollen hinauf in den Himmel ſteigen und dort wohnen. Die andre: Wir wollen hinauf, und Ab- goͤtterei dort treiben. Die dritte: Wir wollen den Himmel mit Sturm einnehmen, und den heiligen, hochgelobten Gott mit Aexten todtſchlagen. Um dies zu verhindern, ſprach der hochgelobte, heilige Gott zu den ſiebenzig guten Engeln, die ſeinen Staats- rath bilden, und ohne deren Zuſtimmung er nichts unternimmt: Laſſet uns hinabfahren, und ihre Sprachen verwirren, daß keiner des andern Spra- che verſtehe, wie geſchrieben ſtehet 1 B. Moſ. 11.
V. 7.
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Wunder, daß die Welt mit ſo vielen Teufeln und
unreinen Seelen bevoͤlkert iſt, da die frommen Ju-
den bekanntlich es an boͤſen Werken nicht fehlen
laſſen! Hiernach muß uͤbrigens Fraͤulein Lilith noch
nicht geſchaͤchtet und eingeſalzen ſeyn. Ob dieſes
Fraͤulein nur eine Namensverwandte der erſten Frau
des Adam, von welcher ſchon fruͤher erzaͤhlt wor-
den, oder ob ſie die letztere ſelbſt war, moͤgen die
Rabbiner entſcheiden.
Unſer Vater Adam ſetzte bekanntlich gleich nach
der Schoͤpfung den Teufeln die Hoͤrner auf, indem
er mit ihren Weibern maͤnnliche Teufel erzeugte.
Sie vergalten ihm das, wie wir wiſſen, und zeug-
ten mit der Eva kleine weibliche Teufelchen und
unſern Stammvater Kain.
Auch beim Thurmbau zu Babel kam eine Men-
ge von Teufeln in die Welt. Die Menſchen hatten
ſich nemlich in drei Rotten getheilt. Eine ſprach:
Wir wollen hinauf in den Himmel ſteigen und dort
wohnen. Die andre: Wir wollen hinauf, und Ab-
goͤtterei dort treiben. Die dritte: Wir wollen den
Himmel mit Sturm einnehmen, und den heiligen,
hochgelobten Gott mit Aexten todtſchlagen. Um
dies zu verhindern, ſprach der hochgelobte, heilige Gott
zu den ſiebenzig guten Engeln, die ſeinen Staats-
rath bilden, und ohne deren Zuſtimmung er nichts
unternimmt: Laſſet uns hinabfahren, und ihre
Sprachen verwirren, daß keiner des andern Spra-
che verſtehe, wie geſchrieben ſtehet 1 B. Moſ. 11.
V. 7.
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule01_1822/186>, abgerufen am 25.11.2024.
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