jüdischen Seelen darstellen; möge dann jeder unse- rer Leser sein Glaubenssystem sich daraus bilden, so gut ers vermag.
"Gott hat drei Welten geschaffen, die oberste, die mittelste und unterste. Er wohnt bald in der ersten, bald in der andern, bald auch in der drit- ten, wie Psalm 113. V. 5 und 6. gesagt wird: Wer ist wie der Herr unser Gott, der seine Woh- nung so hoch hat, der sich herab läßt, der seine Wohnung so hoch hat! Wenn die Menschen hienie- den böse sind, dann begiebt sich Gott in die Höhe; sind sie aber fromm und gut, dann läßt er sich herab, um zu sehen, was im Himmel und auf Er- den geschieht. Zu diesen drei Welten hat der Herr dem Menschen drei Seelen gegeben, nemlich die Nephesch, d. i. die gemeine Seele, das blos thie- rische Leben; den Ruach oder den Geist, und die Neschama, die höchste und beste Seele. Die Nephesch erschuf Gott für diese, den Ruach für die mittlere, die Neschama für die höchste Welt. Mittelst dieser drei Seelen kann der Mensch zum Besitz aller drei Welten gelangen, und nach dem Maaße ihrer Würdigkeit hält er sich bald in der untern, bald in der mittlern, bald in der obern Welt auf. Nach seinem Tode wird er rücksichtlich seiner Nephesch, je nachdem er dessen würdig ist, hinaufgenommen; ein halbes Jahr darauf fährt der Ruach in die mittlere Welt, in das Element des Windes, und zu Ende des Jahrs begiebt sich die
juͤdiſchen Seelen darſtellen; moͤge dann jeder unſe- rer Leſer ſein Glaubensſyſtem ſich daraus bilden, ſo gut ers vermag.
»Gott hat drei Welten geſchaffen, die oberſte, die mittelſte und unterſte. Er wohnt bald in der erſten, bald in der andern, bald auch in der drit- ten, wie Pſalm 113. V. 5 und 6. geſagt wird: Wer iſt wie der Herr unſer Gott, der ſeine Woh- nung ſo hoch hat, der ſich herab laͤßt, der ſeine Wohnung ſo hoch hat! Wenn die Menſchen hienie- den boͤſe ſind, dann begiebt ſich Gott in die Hoͤhe; ſind ſie aber fromm und gut, dann laͤßt er ſich herab, um zu ſehen, was im Himmel und auf Er- den geſchieht. Zu dieſen drei Welten hat der Herr dem Menſchen drei Seelen gegeben, nemlich die Nepheſch, d. i. die gemeine Seele, das blos thie- riſche Leben; den Ruach oder den Geiſt, und die Neſchama, die hoͤchſte und beſte Seele. Die Nepheſch erſchuf Gott fuͤr dieſe, den Ruach fuͤr die mittlere, die Neſchama fuͤr die hoͤchſte Welt. Mittelſt dieſer drei Seelen kann der Menſch zum Beſitz aller drei Welten gelangen, und nach dem Maaße ihrer Wuͤrdigkeit haͤlt er ſich bald in der untern, bald in der mittlern, bald in der obern Welt auf. Nach ſeinem Tode wird er ruͤckſichtlich ſeiner Nepheſch, je nachdem er deſſen wuͤrdig iſt, hinaufgenommen; ein halbes Jahr darauf faͤhrt der Ruach in die mittlere Welt, in das Element des Windes, und zu Ende des Jahrs begiebt ſich die
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0201"n="167"/>
juͤdiſchen Seelen darſtellen; moͤge dann jeder unſe-<lb/>
rer Leſer ſein Glaubensſyſtem ſich daraus bilden,<lb/>ſo gut ers vermag.</p><lb/><p>»Gott hat drei Welten geſchaffen, die oberſte,<lb/>
die mittelſte und unterſte. Er wohnt bald in der<lb/>
erſten, bald in der andern, bald auch in der drit-<lb/>
ten, wie Pſalm 113. V. 5 und 6. geſagt wird:<lb/>
Wer iſt wie der Herr unſer Gott, der ſeine Woh-<lb/>
nung ſo hoch hat, der ſich herab laͤßt, der ſeine<lb/>
Wohnung ſo hoch hat! Wenn die Menſchen hienie-<lb/>
den boͤſe ſind, dann begiebt ſich Gott in die Hoͤhe;<lb/>ſind ſie aber fromm und gut, dann laͤßt er ſich<lb/>
herab, um zu ſehen, was im Himmel und auf Er-<lb/>
den geſchieht. Zu dieſen drei Welten hat der Herr<lb/>
dem Menſchen drei Seelen gegeben, nemlich die<lb/><hirendition="#g">Nepheſch,</hi> d. i. die gemeine Seele, das blos thie-<lb/>
riſche Leben; den <hirendition="#g">Ruach</hi> oder den Geiſt, und die<lb/><hirendition="#g">Neſchama,</hi> die hoͤchſte und beſte Seele. Die<lb/><hirendition="#g">Nepheſch</hi> erſchuf Gott fuͤr dieſe, den <hirendition="#g">Ruach</hi> fuͤr<lb/>
die mittlere, die <hirendition="#g">Neſchama</hi> fuͤr die hoͤchſte Welt.<lb/>
Mittelſt dieſer drei Seelen kann der Menſch zum<lb/>
Beſitz aller drei Welten gelangen, und nach dem<lb/>
Maaße ihrer Wuͤrdigkeit haͤlt er ſich bald in der<lb/>
untern, bald in der mittlern, bald in der obern<lb/>
Welt auf. Nach ſeinem Tode wird er ruͤckſichtlich<lb/>ſeiner Nepheſch, je nachdem er deſſen wuͤrdig iſt,<lb/>
hinaufgenommen; ein halbes Jahr darauf faͤhrt der<lb/>
Ruach in die mittlere Welt, in das Element des<lb/>
Windes, und zu Ende des Jahrs begiebt ſich die<lb/></p></div></body></text></TEI>
[167/0201]
juͤdiſchen Seelen darſtellen; moͤge dann jeder unſe-
rer Leſer ſein Glaubensſyſtem ſich daraus bilden,
ſo gut ers vermag.
»Gott hat drei Welten geſchaffen, die oberſte,
die mittelſte und unterſte. Er wohnt bald in der
erſten, bald in der andern, bald auch in der drit-
ten, wie Pſalm 113. V. 5 und 6. geſagt wird:
Wer iſt wie der Herr unſer Gott, der ſeine Woh-
nung ſo hoch hat, der ſich herab laͤßt, der ſeine
Wohnung ſo hoch hat! Wenn die Menſchen hienie-
den boͤſe ſind, dann begiebt ſich Gott in die Hoͤhe;
ſind ſie aber fromm und gut, dann laͤßt er ſich
herab, um zu ſehen, was im Himmel und auf Er-
den geſchieht. Zu dieſen drei Welten hat der Herr
dem Menſchen drei Seelen gegeben, nemlich die
Nepheſch, d. i. die gemeine Seele, das blos thie-
riſche Leben; den Ruach oder den Geiſt, und die
Neſchama, die hoͤchſte und beſte Seele. Die
Nepheſch erſchuf Gott fuͤr dieſe, den Ruach fuͤr
die mittlere, die Neſchama fuͤr die hoͤchſte Welt.
Mittelſt dieſer drei Seelen kann der Menſch zum
Beſitz aller drei Welten gelangen, und nach dem
Maaße ihrer Wuͤrdigkeit haͤlt er ſich bald in der
untern, bald in der mittlern, bald in der obern
Welt auf. Nach ſeinem Tode wird er ruͤckſichtlich
ſeiner Nepheſch, je nachdem er deſſen wuͤrdig iſt,
hinaufgenommen; ein halbes Jahr darauf faͤhrt der
Ruach in die mittlere Welt, in das Element des
Windes, und zu Ende des Jahrs begiebt ſich die
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule01_1822/201>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.