Strafen, als Beweggründe zur Haltung seiner Ge- bote den Jsraeliten aufgestellt haben. Das that Moses aber nicht. Entweder setzte er voraus, daß dergleichen übersinnliche Lehren auf den rohen ver- derbten Sinn der Juden wenig wirken würden, oder er war selbst mit der Lehre von einer künftigen Fortdauer noch unbekannt. Sogar der weise Sa- lomo wußte nichts davon, denn wie hätte er sonst wohl schreiben können: "Es geht dem Menschen, wie dem Vieh; wie dieses stirbt, so stirbt er auch; sie haben beide nur einerlei Athem; der Mensch hat keinen Vorzug vor den Thieren. Sie sind ganz Eitelkeit. Beide kehren an einen Ort, denn wie sie beide aus Staub gemacht sind, so werden sie auch wieder zu Staub werden. Wer kennet den Geist der Menschen, der hinauf fährt, oder den Geist des Viehes, der unter die Erde fährt? Darum glaube ich, daß nichts Bessers sey, als daß der Mensch fröhlich sey in seiner Arbeit, denn das ist sein Theil. Wer will ihn aber dahin führen, daß er sehe, was nach ihm geschehen wird?" Pred. Sal. Kap. 3. V. 18--22.
Wie kann der Materialismus sich wohl deut- licher und stärker aussprechen, als es in dieser Stelle geschieht? Der schöne, Geist und Gemüth erhebende Glaube an die Unsterblichkeit der Seele, dieser Glaube, der uns über alle Leiden des Lebens erheben und trösten kann; der uns beruhigt, wenn wir das stolze Laster im Purpur auf dem Throne,
Strafen, als Beweggruͤnde zur Haltung ſeiner Ge- bote den Jſraeliten aufgeſtellt haben. Das that Moſes aber nicht. Entweder ſetzte er voraus, daß dergleichen uͤberſinnliche Lehren auf den rohen ver- derbten Sinn der Juden wenig wirken wuͤrden, oder er war ſelbſt mit der Lehre von einer kuͤnftigen Fortdauer noch unbekannt. Sogar der weiſe Sa- lomo wußte nichts davon, denn wie haͤtte er ſonſt wohl ſchreiben koͤnnen: »Es geht dem Menſchen, wie dem Vieh; wie dieſes ſtirbt, ſo ſtirbt er auch; ſie haben beide nur einerlei Athem; der Menſch hat keinen Vorzug vor den Thieren. Sie ſind ganz Eitelkeit. Beide kehren an einen Ort, denn wie ſie beide aus Staub gemacht ſind, ſo werden ſie auch wieder zu Staub werden. Wer kennet den Geiſt der Menſchen, der hinauf faͤhrt, oder den Geiſt des Viehes, der unter die Erde faͤhrt? Darum glaube ich, daß nichts Beſſers ſey, als daß der Menſch froͤhlich ſey in ſeiner Arbeit, denn das iſt ſein Theil. Wer will ihn aber dahin fuͤhren, daß er ſehe, was nach ihm geſchehen wird?« Pred. Sal. Kap. 3. V. 18—22.
Wie kann der Materialismus ſich wohl deut- licher und ſtaͤrker ausſprechen, als es in dieſer Stelle geſchieht? Der ſchoͤne, Geiſt und Gemuͤth erhebende Glaube an die Unſterblichkeit der Seele, dieſer Glaube, der uns uͤber alle Leiden des Lebens erheben und troͤſten kann; der uns beruhigt, wenn wir das ſtolze Laſter im Purpur auf dem Throne,
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Strafen, als Beweggruͤnde zur Haltung ſeiner Ge-
bote den Jſraeliten aufgeſtellt haben. Das that
Moſes aber nicht. Entweder ſetzte er voraus, daß
dergleichen uͤberſinnliche Lehren auf den rohen ver-
derbten Sinn der Juden wenig wirken wuͤrden, oder
er war ſelbſt mit der Lehre von einer kuͤnftigen
Fortdauer noch unbekannt. Sogar der weiſe Sa-
lomo wußte nichts davon, denn wie haͤtte er ſonſt
wohl ſchreiben koͤnnen: »Es geht dem Menſchen,
wie dem Vieh; wie dieſes ſtirbt, ſo ſtirbt er auch;
ſie haben beide nur einerlei Athem; der Menſch hat
keinen Vorzug vor den Thieren. Sie ſind ganz
Eitelkeit. Beide kehren an einen Ort, denn wie ſie
beide aus Staub gemacht ſind, ſo werden ſie auch
wieder zu Staub werden. Wer kennet den Geiſt
der Menſchen, der hinauf faͤhrt, oder den Geiſt
des Viehes, der unter die Erde faͤhrt? Darum
glaube ich, daß nichts Beſſers ſey, als daß der
Menſch froͤhlich ſey in ſeiner Arbeit, denn das iſt
ſein Theil. Wer will ihn aber dahin fuͤhren, daß
er ſehe, was nach ihm geſchehen wird?« Pred. Sal.
Kap. 3. V. 18—22.
Wie kann der Materialismus ſich wohl deut-
licher und ſtaͤrker ausſprechen, als es in dieſer
Stelle geſchieht? Der ſchoͤne, Geiſt und Gemuͤth
erhebende Glaube an die Unſterblichkeit der Seele,
dieſer Glaube, der uns uͤber alle Leiden des Lebens
erheben und troͤſten kann; der uns beruhigt, wenn
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule01_1822/215>, abgerufen am 23.11.2024.
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